MTI Teleport übernimmt Assets der CinePostproduction
von Peter Dehn,
Die Assets der seit August 2013 insolventen CinePostproduction GmbH mit den Bereichen eDelivery, Digital Cinema Package (DCP), Filmlager inclusive Film-Restauration und Teilen der Postproduktion wurden von der MTI Teleport München übernommen. Die Marke CinePostproduction soll bleiben, teilt der Insolvenzverwalter Stephan Ammann (Pluta Rechtsanwalts GmbH, München) weiterhin mit.
16 Mitarbeiter in Berlin und 19 im München behalten ihre Arbeitsplätze. Der Standort Köln wird geschlossen; 59 Mitarbeiter gehen in eine Transfergesellschaft. Der Tonbereich wurde anderweitig verkauft.
Das Münchner Unternehmen erweitert damit seine bisher broadcastorientierten Netzdienste über eigene Glasfasernetze bzw. Satellit um die Filmzulieferung an Kinos. Es betreibt u.a. ein 3.000 Kilometer umfassendes Glasfaser-Backbone in Deutschland, Österreich und der Schweiz, an das zahlreiche Broadcaster, Plattformbetreiber, Produktionshäuser, Film- und TV-Studios und Netzanbieter sowie Stadien und Eventstätten angeschlossen sind. „In den vergangenen Jahren wurden auch erste Kinos in das Netzwerk integriert – der systematische Ausbau der Kino-Anbindungen mit Glasfaser ist das Ziel“, so David Müller. Die bei der CinePostproduction entwickelte Software SHARC für den Vertrieb von DCPs wird laut dem für Sales und Business Development verantwortlichen Manager von MTI Teleport weiterentwickelt. Auch die COPRA-App für die mobile Sichtung von Dailys wird es weiter geben.
„Überraschende Hindernisse“
Als ein Hindernis der Verhandlungen nennt Ammann „die überraschende Beendigung der Miet- und Nutzungsvereinbarungen an den Standorten München und Berlin durch die Bavaria-Film-Gruppe“ zu Ende 2014. Die Münchner Niederlassung zog schon von Geiselgasteig nach Unterföhring, an den Sitz der MTI Teleport in der Betastrasse 1. „An diesem Standort stehen auf über 1.000 qm u.a. Abnahme-Kinos, Grading-Suiten, Restaurierungs-Einheiten und eine Scanning-Farm zur Verfügung.“ Müller verweist auch auf das ehemalige Filmlager der Kirch-Gruppe, in dem MIT „eine moderne und für den Verwendungszweck optimal geeignete Archivierungsstätte zur Verfügung stellt. Auf einer Grundfläche von 2.000 qm können bis zu 800.000 Filmmaterialen langfristig eingelagert, restauriert und digitalisiert werden.“
Für den traditionsreichen Berliner Standort an der Harzer Straße konnte Ammann eine vorübergehende Verlängerung des Mietverhältnisse erreichen. Zu den Perspektiven sagt Müller: „Eine finale Entscheidung über einen Verbleib oder einen Umzug nach Berlin-Mitte steht derzeit noch aus.“
Die Miete ist nicht der einzige Punkt, in dem die Bavaria-Gruppe bei der CinePostproduction involviert war. Die Bavaria hielt (neben der Tele-München- Gruppe mit 61 Prozent) 28 Prozent an der gleichfalls insolventen Mutterfirma CineMedia AG. Die Bavaria betreibt zudem in Berlin, München und an weiteren Standorten mit der D-Facto Motion GmbH eine eigene Postproduktions-Tochter.
Von den Geyer-Werken zu MTI Teleport
Die CinePostproduction ist das Nachfolgeunternehmen der vor 104 Jahren in Berlin gegründeten Geyer-Werke, der „ersten Filmfabrik“ der Kinogeschichte. Das Traditionsunternehmen und die Mutterfirma gingen nach Bilanzverlusten in 2011 und 2012 im August 2013 in die Insolvenz. Preisdruck und der Übergang von der analogen auf die digitale Produktion und Postproduktion hatten zu erheblichen Umsatzeinbrüchen geführt und die Kündigung eines wichtigen Kredites ausgelöst. In dieser Situation hatten die Großaktionäre nicht mehr zugeschossen. Auch Studio Hamburg war betroffen: Das Unternehmen hatte Anfang 2013 seinen Rentalbereich an die Bavaria-Tochter Cine Mobil verkauft und wurde dafür zum Teil mit CineMedia-Aktien „im unteren einstelligen Prozentbereich“ bezahlt.
Nach Beginn des Insolvenzverfahrens im August 2013 konnte das Unternehmen weitergeführt werden. Jedoch wurden die Standorte Köln, Halle und Hamburg aufgegeben, etwa die Hälfte der bis dahin 250 Mitarbeiter wurde entlassen. Das letzte Filmkopierwerk der Gruppe in Berlin schloss Ende 2013. Insolvenzverwalter Stephan Ammann hatte zwischenzeitlich die nicht insolventen Verleihbereiche Licht & Ton (Eventtechnik) und Kamera, Filmlicht und Kamerabühne den Bereich als Management-Buy-outs verkauft.