Nutzen und Fazit: Sichere Archivierung von Videodaten (2/3)
von Redaktion,
Hier der Zweite Teil unseres Berichts aus dem Film & TV Kameramann 4/2016 über Speichermedien zur Archivierung von Videodateien. Uwe Agnes hat für uns einen Blick darauf geworfen, was überhaupt zu bewahren lohnt und was man vielleicht auch einfach entsorgen sollte.
Kosten, Nutzen und Auswahl
Fast sieht es so aus, als reiche es für eine Archivierung eben nicht aus, Kassetten aller Art und Provenienz in Kartons zu verpacken, halbwegs eindeutig zu beschriften und nie wieder anzusehen. Wer mit einem Archiv dauerhaft etwas anfangen will oder muss, kommt nicht um eine nachhaltige Datenpflege und -archivierung herum. Die aber kosten Zeit oder Geld, oft auch beides.
Ob wir nun einen Praktikanten einstellen, der die passenden Zuspieler aufspürt und dann die Kassetten über unser nonlineares Schnittsystem auf ein dateibasiertes Medium überführt, oder ob wir mühsam und händisch DVDs erstellen, die Syylex in Villingen-Schwenningen für 160,- Euro pro Stück auf eine Glassmasterdisc ätzt (die unsere Zivilisation sehr wahrscheinlich bei weitem überleben wird): selbst im bescheidenen und recht überschaubaren Rahmen einer Filmproduktion erzeugen wir ganz nebenbei so gewaltige Datenmengen, dass wir uns gut überlegen müssen, was wir überhaupt aufbewahren wollen.
Das gilt natürlich in noch größerem Maßstab für die unterschiedlichsten Datenträger und Bandformate, die in den Archiven der Sendeanstalten schlummern und uns immer dann erfreuen, wenn es gerade partout nichts anderes zu tun gibt. Jeder Zuschauer wäre zu Recht bestürzt, wenn die 19 Folgen der „Tanzparty mit dem Ehepaar Fern“ auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet wären, anstatt regelmäßig auf Einsfestival ausgestrahlt zu werden.
Aber müssen wir tatsächlich den beschriebenen Aufwand eines Archivs betreiben, das seinen Namen wert ist, um beispielsweise Aufnahmen von Apnoetauchern in 720×576-SD, gedreht mit einem 1-CCD-DV-Camcorder, für die Nachwelt zu sichern? Denn von praktischem Nutzen sind solche Aufnahmen in Zeiten von HD nämlich nicht mehr.
Genauso, wie Entrümplungsratgeber empfehlen, alle Kleidung, die mehr als ein Jahr nicht getragen wurde, ohne jede Gnade zu entsorgen, wäre es kein schlechter Gedanke, mit ähnlich kritischem Blick an die Hinterlassenschaften unseres professionellen Schaffens heranzugehen. Vielleicht wäre hier die Karenzperiode ein wenig großzügiger anzusetzen, das Prinzip dahinter bleibt jedoch das Gleiche.
Fazit
Im Grunde finden wir den Weg für unsere beruflichen Archive schon in unserem privaten Umgang mit Medien vorgezeichnet. Außer Hot-Shot-Anwälten in US-Fernsehserien stellt niemand mehr seine Vinyl-Langspielplatten in Regalen aus, der CD-Spieler im Auto ist seit Jahren unbenutzt, und meterhohe Audio-Racks in Sony-Schwarz sind kleinen Einheiten gewichen, die sich selbst in jede Zen-Umgebung nahtlos einfügen würden.
Unsere Musik, Fotos und Videos speichern wir auf so winzigen Datenträgern, dass es allzu leicht ist, sie zu verbummeln, oder wir vertrauen sie sogar den Clouds in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen an. Die Kehrseite dieser Entwicklung: um das, was wir auf einer täglichen Basis benutzen oder für immer aufbewahren wollen, müssen wir uns ständig kümmern.
Die beschriebenen Verfahren bieten die Möglichkeit, unsere Daten für von uns begreifbare Zeiträume zu speichern. Angesichts der Tatsache, dass das Volumen der von uns erzeugten Daten viel schneller wächst als die Bandbreite, um diese Daten von einem Medium auf das andere zu übertragen, liegt auf der Hand, dass nicht jede Datei, jedes Video und jede Drehkassette dauerhaft aufbewahrt werden kann.
Morgen gibt es noch einen Zusatz, zu dem Bericht, welchen wir in unserem Film & TV Kameramann 6/2016 ergänzend veröffentlicht haben.