In dem Film “Downsizing” lässt sich unter anderem Matt Damon schrumpfen und fängt so ein neues Leben an. Aber wie dreht man mit Menschen in der Größe eines Insekts? Wir sprachen in Ausgabe 3/2018 mit dem DoP des Films Phedon Papamichael über die Herausforderungen bei den Dreharbeiten. Hier der zweite Teil des Interviews.
Mir sprangen dort immer wieder ein paar Requisiten ins Auge, die mich daran erinnerten in der kleinen Welt zu sein, weil das Design so ein wenig Puppenstuben- Ästhetik aufwies wie etwa die Badewanne in Pauls Anwesen. Mir hat das gut gefallen, es war nie plump im Vordergrund, sondern sehr geschickt platziert.
Genau so sollte es sein. Es fällt einem auf, wenn es offensichtlich ist, wie die Wodka-Flaschen, die vom Boot gezogen werden, oder die Fliesen in Ngocs Wohnung im Alondra, die Sperrholz-Oberflächen, zwar übergro., aber dennoch dezent.
Das dürfte bei den Fjorden schwieriger gewesen sein. Im Verhältnis hätten die ja dem Grand Canyon Konkurrenz machen müssen.
Angenommen, du fotografierst ein kleines Objekt im Fjord, wie das Modellboot, das circa zweieinhalb Meter lang ist, dann würden die weit entfernten, mit der “kleinen Kamera” aufgenommenen Fjorde nahezu identisch aussehen. Wir hatten jede Menge Gespräche darüber geführt, es gibt verschiedene Theorien und Ansichten dazu, und wenn ich mit Alexander darüber sprach, war ihm am wichtigsten, dass wir nicht auf dem visuellen Gag herumreiten. Manchmal gaben wir uns auch mehr Spielraum bei der Schärfentiefe, und drehten sie uns nach Gefühl zurecht, für das Auge, damit die Hintergründe nicht komplett weich wurden, wie es mathematisch korrekt gewesen wäre.
Mir haben es vor allem die einfachen Konzepte angetan, wie wenn Paul den Gang zur anstehenden Verkleinerung hinunter geht – war das ein Ames-Raum?
Nein, nein, nein, das war nur aufgrund der Brennweite, ich glaube es war ein 18 mm. Das war lustig, denn wir hatten das gar nicht so geplant, dass er da schon immer kleiner wird. Der lange Gang, den er hinunter geht, hatten wir nicht mit dem Hintergedanken so gebaut, aber als wir das Objektiv für die Szene auswählten und er dann immer kleiner wurde – das war eine der glücklichen Fügungen beim Dreh.
Die ganze Sequenz ist fantastisch.
Ja, die hat Spaß gemacht. Und wir haben auch viel Wert darauf gelegt sie “low tech” zu halten, mit all den Schaltern und so.
Es ist immer noch der große Kippschalter vom Prototyp aus Schweden übrig geblieben.
Ja, ja, ja, die buchstäbliche Inspiration dafür war ja das Innere einer Mikrowelle. Dann ist alles in Weiß gehalten und humorvoll von Kubrick inspiriert. Es ist ja eine Komödie, eine Satire.
Es gibt aber später einen Wechsel im Ton, darum würde ich gerne wissen, ob „Downsizing“ ursprünglich als längeres Format geplant war? Es fühlte sich für mich an wie eine tolle Pilotfolge, gefolgt von einem gehetzt wirkenden Zusammenschnitt der verbliebenen Episoden.
Das ist sehr interessant, was du da sagst, weil Alexander meint, der Film sei gleichzeitig zu lang und zu kurz. Es sollte wirklich ein vierstündiger Film sein, und er wäre dennoch gefühlt schneller vorbei.
Er nimmt sich am Anfang viel Zeit für all die Details, und es gab noch so viele mehr – es war ein Drehbuch, das ihn schon lange begleitet, und beim Drehen hatten wir noch viele neue Ideen. Man spürt, dass da mehr war, weitere Sachen im Drehbuch, und es ist ja jetzt schon ein 2 Stunden und 15 Minuten langer Film.
Den Leuten fällt diese Verschiebung auf, wenn es nach Norwegen geht, dann ist es wie ein anderer Film. Manche finden, es gäbe keine Auflösung am Ende, es würde sich bis zum Weltuntergang aufbauen, und dann kommt er einfach nur aus einem Tunnel raus. Dabei ist das nur ein Konzept. Wie in jedem anderen Alexander-Payne-Film interessiert er sich nur für die Reise des Protagonisten auf dem Weg zu sich selbst.
Natürlich spielt er auch mit größeren Themen, wie der globalen Erwärmung, Einwanderung, der Mauer … auf gewisse Weise ist der Film gerade sehr aktuell. Und mir gefällt daran, dass er nie belehrend auf diesen Themen herumreitet, darum glaube ich auch, dass er in einigen Jahren nichts von seiner Relevanz eingebüßt haben wird, ähnlich wie damals “Dr. Strangelove”. Ich bin mir sicher, dass der, als er rauskam, nicht so lustig für das damalige Publikum war. Jetzt ist er großartig.
Ich will die beiden nicht miteinander vergleichen, mir geht es darum, wie sehr die Leute bei solchen Filmen an Themen hängen bleiben, und unserer dreht sich wirklich um Paul Safranek und wie er seinen Platz im Leben findet. Wie in “Nebraska”, wo das Ende vielleicht etwas aufmunternder ist, wo er (Anm. d. Autors: Woody Grant) mit dem Auto fahren darf, aber in der letzten Einstellung wieder seinen Sohn ans Steuer lässt – und hier ist sie es, die auf die Hupe drückt, damit er wieder rauskommt (lacht). Auch wie Kristen Wiig aus dem Film verschwindet, bringt manche Zuseher aus dem Konzept.
Der Trailer suggerierte etwas anderes, baute andere – und leider falsche – Erwartungen auf.
Und wenn dann Ngoc in den Film kommt, übernimmt sie ihn ein bisschen, sie ist wirklich großartig und es macht Spaß, ihr zuzusehen. Das ist sicher nicht die traditionellste Art, eine Geschichte zu erzählen, eher wie das Leben selbst oder ein Roman – insofern wäre dein Konzept, daraus eine Serie zu machen, toll, man könnte alles darin unterbringen. Ich werd es ihm vorschlagen (lacht)!
Die Welt ist ja schon detailliert entwickelt, wie sich die Gesellschaft auch im Kleinen wieder in Klassen aufspaltet.
Was meinst du, wie wird der Film in Deutschland ankommen?
Tja, hm …
Es ist problematisch, nicht wahr? (lacht) In Europa läuft er bisher ganz gut, die Reaktionen in Amerika fallen sehr gemischt aus.