Heute, am 13.8.2013, hat die CinePostproduction GmbH Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Der Vorstand prüfe die Möglichkeiten einer außergerichtlichen Sanierung der Mutterfirma CineMedia AG, wird offiziell mitgeteilt. Das Unternehmen, das sich aus den Berliner Geyer-Werken entwickelte, blickt auf 100jährige Tradition in der Kinobranche zurück. Die Niederlassungen in München, Hamburg, Berlin, Köln und Halle an der Saale arbeiten weiter.
Im letzten Jahr waren, angesichts eines von 5,5 (2011) auf 6,8 Millionen Euro (2012) gestiegenen Defizits und eingebrochenem Umsatz die Kopierwerks-Kapazitäten des Unternehmens radikal heruntergefahren und in Berlin konzentriert worden. Gleichzeitig wurde die Orientierung auf digitale Dienstleistungen gestärkt.
Das hat offenbar nicht gereicht, um das Unternehmen aus den roten Zahlen zu führen. Im 2. Quartal 2013 brachen die Aufträge für analoge Kinokopien gegenüber dem Vorquartal um 30 Prozent ein. Für das zweite Halbjahr werde nicht mehr mit einem „nennenswerten Umfang“ in dem Bereich gerechnet. Zugleich zeichne sich ab, dass die digitale Filmnachbearbeitung – trotz des höheren sommerlichen Drehvolumens – das nicht ausgleichen kann. Das Unternehmen erwartet zudem, dass sich „die angespannte Preisentwicklung in der digitalen Postproduktion weiter verschärfen wird“. In der Konsequenz war laut Firmenmeldungen vom 6. und 9. August das Grundkapital der CineMedia AG zur Hälfte aufgebraucht, was zu einer „rechnerischen Überschuldung“ der AG führte. Da zudem mit der Verlängerung von Krediten nicht zu rechnen sei, deute sich die Zahlungsunfähigkeit zum Beginn des Geschäftsjahres an.
Hinter der „angespannten Preisentwicklung“ verbirgt sich ein Dumpingwettbewerb, in dem oft Preise unterhalb des Aufwands geboten werden. Das Problem ist längst bekannt. So weist die Produzentenstudie 2012 der Produzentenallianz auf die Misere hin: Kostenansätze für die Postproduktion werden mit dem Argument einer günstigeren digitalen Technik reduziert. Auf der anderen Seite der Branchenunternehmen machte der Verband Technischer Betriebe für Film & Fernsehen (VTFF) als erste Erkenntnis einer im Sommer durchgeführtenBranchenumfrage die in der Anschaffung immer billiger werdende Technik aus; dadurch sinke die Einstiegsschwelle, was einen Preisverfall bis zu 50 Prozent auslöse.
Betroffen ist nicht nur der Postproduktionssektor. Im Juni hatte in München ein Bündnis von Berufsgruppenverbände unter dem Motto „Es brennt“ mit einer öffentlichen Aktion auf die Abwärtsspirale bei Arbeitsbedingungen und Gagen auch im Produktionsbereich, vor allem bei den Dreharbeiten, hingewiesen.
Deutschland – mit einer langen Liste von Postproduktionsunternehmen, die in den letzten etwa fünf Jahren in die Insolvenz gingen – ist international kein Einzelfall. Erinnert werden darf an die Proteste, die die diesjährige Oscar-Verleihung begleiteten. Da wurde LIFE OF PI, ein hochgradig von digitalen Effekten geprägter Film, mit vier Statuetten ausgezeichnet, darunter ging eine an das VFX-Team. Kurz zuvor hatte der Hauptauftragnehmer, das Post House Rhythm & Hues, Insolvenz angemeldet und wurde im März für 30 Millionen US-Dollar versteigert. Mitgründer John Hughes sieht eine der Ursachen der Pleite in dem zunehmend auch internationalisierten „mörderischen Bieterprozess“.
Hollywoods VFX-Veteran Ross Scott kommentierte: „VFXe werden nicht von Technikern gemacht. Das sind keine Leute, die bloß Knöpfe drücken. Weltklassearbeiten werden von überragenden Künstlern gemacht …“ Aber: „Wir sind ganz unten im Haufen. Keiner widmet uns Aufmerksamkeit, erweist uns gebührende Anerkennung. Und wir bekommen meistens nicht das Geld, das wir verdienen.“
Die Adhoc-Mitteilungen finden sich unter Presse auf der Website von CineMedia.
Update: Am späten Abend des 12. August folgte die Mitteilung über die Zahlungsunfähigkeit auch der Muttergesellschaft Cinemedia AG. Dies sei eingetreten, nachdem eine der Banken ihre Kredite außerordentlich fristlos gekündigt habe. Zuvor hatten die Großaktionäre (Tele München Gruppe, 60,76 %; Bavaria FIlm, 28,06 %) eine Sanierung verweigert.
Am 13. August wurde Rechtsanwalt Stephan Ammann (Kanzlei Pluta) als Insolvenzverwalter der CinePostproduction GmbH eingesetzt. Desweiteren heißt es in einer Presseinformation: „Das erklärte Ziel ist die Weiterführung des operativen Geschäfts im Bereich der digitalen Bearbeitung … Das operative Geschäft wird weitergeführt. Bereits erteilte Aufträge werden bearbeitet und neue Aufträge angenommen. Die Mitarbeiter wurden bis inklusive Juli voll bezahlt.“