Wer in der Bewegtbildbranche unterwegs ist und ein Facebookprofil besitzt, kennt die Filmemacher Deutschland Community. Die Facebookgruppe startete mit zehn Mitgliedern, mittlerweile zählt sie über 23.000, die Fanpage hat gar 57.000 Likes. Wir sprachen in unserer Ausgabe 10/2018 mit Gründer Tariq Khan und Firmen-Chef Sascha Gottschalk über die Intention und die aktuellen Pläne.
Tariq, wie bist du in den Filmbereich gekommen?
Tariq Khan: Nach dem Abitur habe ich neben meinem damaligen Scheinstudium fleißig als Werkstudent beim Radio gearbeitet und somit den Spaß an Rundfunk und visuellem Content entdeckt. Danach hatte ich testweise ein paar kostenlose Musikvideos gedreht, ein Vollstipendium an der beliebten SRH Hochschule der populären Künste (in Berlin) ergattert und angefangen, Motiondesign zu studieren. Es folgten Community- und Firmengründung. Das hat sich dann etwas verselbstständigt.
Worin besteht aktuell die Arbeit der Filmemacher Deutschland GmbH? Seid ihr noch filmisch tätig?
Tariq Khan: Filmemacher Deutschland ist grundsätzlich eine Community und wird es auch immer bleiben. Zusammen mit einem Investor, haben wir 2016 den Sprung gewagt und aus dem Markennamen Filmemacher Deutschland eine GmbH gegründet. Die GmbH ist vor allem in der Content-Produktion und im Online- und Social-Media-Marketing tätig. Wir bieten unsere Dienste für Unternehmen und Marken an, die hochwertigen Content im Bereich des Bewegtbilds und auch Fotografie benötigen, sowie innovative Marketing-Kampagnen, die mit Social Media verbunden sind. Dies sind zur Zeit vor allem Unternehmen und Marken im Tourismus-Bereich, durch unsere Spezialisierung auf Auslandsproduktionen.
Wie kam es zur Idee, FMD zu gründen? Was war deine Intention dabei?
Tariq Khan: Wie jeder andere Filmemacher, stand ich vor der Herausforderung: Wie zur Hölle, erhalte ich nun einen ersten Auftrag und bleibe im ständigen Kontakt mit anderen Gleichgesinnten? Es gab Foren und auch bereits erste Facebook-Gruppen, aber ich wollte was Eigenes gründen. Gesagt, getan … vor 6 Jahren bestand die Gruppe aus nur 10 Leuten. Jetzt sind es ein paar mehr.
Ja, rund 23.000! Was sind die Stärken der Community, was sind ihre Schwächen?
Tariq Khan: Innerhalb von ein paar Minuten erhalten Mitglieder Antworten auf ihre Fragen. Die Community ist ingesamt sehr interaktionsstark und man kennt sich bereits untereinander. Viele Projekte sind auch erst durch die Community entstanden. Zusätzlich haben wir viele talentierte Filmemacher in der Gruppe, wie zum Beispiel Shawn Bu, der den letzten Star Wars Viralhit „Darth Maul: Apprentice“ veröffentlicht hat oder Dennis Schmelz, der durch seinen Clip „Transsiberian Dream“ viel Aufmerksamkeit von der Presse erhalten hat.
Die Kehrseite: No-Budget Projekte sind bei uns immer ein großes Thema und werden leider meist direkt negativ aufgefangen. Meist entstehen endlose Diskussionen, die nicht wirklich zielführend sind. Ich würde mir wünschen, wenn man hierbei reflektierter reagieren würde. No-Budget-Projekte haben ihre Daseinsberechtigung und jeder hat mal klein angefangen. Natürlich plädiere ich auch für eine faire Bezahlung in unserer Branche.
Warum ist es deiner Meinung nach wichtig, sich im Filmbereich zu vernetzen?
Tariq Khan: Es ist wichtiger denn je! Keiner interessiert sich für dein Endresultat beziehungsweise deinen fertigen Film. Es geht darum, die Zuschauer auf eine Reise mitzunehmen. „Projekt: Antarktis“, von den Community Mitgliedern Dennis Vogt, Michael Ginzburg und Tim David Müller-Zitzke, macht es vor: Eine moderne Dokumentation, die den Zuschauer von Anfang an, durch Facebook und sonstigen Plattformen, mit Behind-the-Scenes-Fotos, Vorbereitungen und auch Niederschlägen versorgt. Besonders wir, die als Stakeholder agieren, werden von der Truppe wöchentlich mit Teaser-Material versorgt, um es zu streuen. Das Endresultat beziehungsweise der fertige Film ist nur die Kirsche auf der prächtigen Torte. Durch das gezielte Networking und der kontinuierlichen Content-Versorgung schafft man den Sprung ins Rampenlicht.
Wer gehört außer dir zum administratorischen Team? Oder reguliert die Community sich selbst?
Tariq Khan: Olcan Akcay, der seit der zweiten Minute bei Filmemacher Deutschland dabei ist, koordiniert mit mir zusammen die Social-Media-Aktivitäten. Wir überwachen die Gruppe und die Fanpage. Sascha Gottschalk kam mit der Firmengründung ins Spiel und ist seitdem der Geschäftsführer der GmbH. Er ist größtenteils für den Kundenkontakt verantwortlich. Und dann gibt es natürlich noch die 20.000 anderen Filmemacher, die wir regelmäßig mit ins Boot holen.
Bei welcher Frage hat die Community dir schon mal sehr geholfen?
Tariq Khan: Das war tatsächlich etwas ganz Unfilmisches. Im März 2017 waren wir mit unserer NGO Life All Stars in Moschi, Tanzania, unterwegs und entdeckten spontan bei einer Schulbesichtigung einen defekten Brunnen. Um den Brunnen wieder instand zu setzen, benötigten die örtlichen Verantwortlichen 1.000 Euro. Hierbei kamen wir auf die Idee, die Community zu involvieren, um das Geld zu generieren. Mit einem Video-Aufruf in der Gruppe sammelten wir innerhalb von zwei Tagen die gewünschten 1.000 Euro. Das Geld übergaben wir vor Ort, in Kombination mit einer Live-Schaltung und bedankten uns bei der Community. Dies war ein magischer Moment für uns alle …
Gibt es etwas, was du gerne ändern würdest?
Tariq Khan: Jein! Ich freue mich immer über Feedback und jedes erfolgreiche Projekt, welches über die Community entsteht. Die Förderung der Community wird immer die höchste Priorität haben. Ich erwarte in Zukunft eine interaktionsreichere Zusammenarbeit und durch die alljährliche Filmfestival Opening Party in Berlin setzen wir bereits die ersten Schritte für ein gemeinsames Get Together.
Welche Themen sind deiner Meinung nach noch un- terrepräsentiert?
Tariq Khan: Wir haben derzeit eine Männer-Frauen-Quote von 68 Prozent zu 32 Prozent und ich würde mich natürlich freuen, wenn mehr Filmemacherinnen die Initiative ergreifen und ihre Arbeiten auf der Plattform präsentieren. Zeitgleich wünsche ich mir eine engere Zusammenarbeit mit den deutschen Förderungsanstalten und den fast eingeschlafenen öffentlich-rechtlichen Sendern. Die Community beherbergt ein enormes kreatives Schaffungspotenzial und dies muss gefördert werden.
Was hat es mit dem Contest und der Reise nach Abu Dhabi auf sich?
Sascha Gottschalk: Durch unsere Spezialisierung auf exotische Auslandsproduktionen haben wir einen stetigen Kontakt zu den größten Marken und Unternehmen im Tourismusbereich. So auch zum Airline-Giganten Etihad, mit dem wir schon Projekte gestaltet haben, auch für unseren gemeinnützigen Verein. Mit Etihad sowie mit dem Abu Dhabi Tourism Board haben wir einen neuen ultimativen Kurzfilmwettbewerb entwickelt, den Falconlens Award, der in diesem Jahr seine Premiere feiert. Dazu ermöglichen wir es 20 auserwählten Filmtalenten mit uns im Dezember eine Reise für zehn Tage nach Abu Dhabi anzutreten. Dort werden sie innerhalb von genau 100 Stunden einen 100-sekündigen Film produzieren können, der anschließend von uns und weiteren Jury-Teilnehmern bewertet und ein Sieger ausgemacht wird. Am Ende der Reise veranstalten wir eine Award Show vor Ort und vergeben allein für den ersten Platz 15.000 Euro Preisgeld. Selbst alle anderen Plätze erhalten noch ein Preisgeld und wir sind uns sicher, dass alleine die Reise und Erfahrung selbst für die meisten schon Belohnung genug sein würde. Natürlich hoffen wir damit einen regelmäßigen neuen Wettbewerb einleiten zu können und sind sehr gespannt auf die Resonanz. [6476]
KOOPERATION
Von dieser Ausgabe 10/2018 an werden die Filmemacher Deutschland Community und Film & TV Kamera miteinander kooperieren. Zunächst werden das Themen sein, die in der Community angesprochen werden, die wir aufgreifen und sie mit Profi-Knowhow ins Heft bringen, bei technischen Fragen mit den Herstellern sprechen und bei Branchenfragen Verbände hinzuziehen. Wenn Sie das Logo in einem unserer Artikel sehen, stammt die Frage oder das Projekt aus der Community. Weitere Pläne werden schon geschmiedet! In Zukunft ist noch mehr geplant!
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