Film & TV Kamera 1–2.2024: Das neue Heft ist da – Drehschluss für 2023!
von Uwe Agnes,
Liebe Film- & Medienschaffende,
meine erste bewusste Begegnung mit den Gesetzen des Films war eine kleine Fibel für Schmalfilmer im elterlichen Bücherschrank. Darin fand sich ein Grundkurs für Einstellungsgrößen und Hinweise zur vorzugsweise ruhigen Kameraführung aus der Hand, damit das Publikum beim Anschauen der Werke nicht seekrank werden möge.
Aber auch für die Aneinanderreihung der Szenen gab es Tipps. Man solle darauf achten, so der Ratgeber, beim Filmen einer gewissen Logik zu folgen. So sei es etwa nicht sinnvoll, in einer Einstellung jemanden die Treppe hinauf- und bereits in der nächsten Einstellung wieder hinabgehen zu lassen, weil das unweigerlich zur Frage führe, was denn wohl in der Zwischenzeit geschehen sei.
Zweifellos haben alle, die dieses Buch je in den Händen hatten, die dort erteilten Ratschläge getreulich befolgt. Das hat aber nicht den in meiner Familie berüchtigten 360-Grad-Schwenk über die Blumen in Mallorca verhindert, der später von einem wohlmeinenden Verwandten mittels einer selbstgebauten Vorrichtung auf DVD übertragen und so für die Ewigkeit konserviert wurde.
Doch nun kehrt Super 8 zurück, dieses Mal ganz bestimmt. Denn der ehemalige Filmriese Kodak setzt seine Wiederbelebungsversuche unbeirrt fort. Das Unternehmen legt nicht nur eine ganze Palette an Negativ- und Umkehrfilmen in der gewohnten Super-8-Kassette auf, sondern will im Januar auch eine Super-8-Kamera zeigen.
So richtig neu wäre die jedoch nicht, weil sie immerhin schon vor acht Jahren erstmals konkret angekündigt wurde. Warum aber sollte jemand die 5.500 US-Dollar zahlen wollen, die Kodak für das neue Gerät aufruft? Es lassen sich ja noch genug Super-8-Kameras für nur ein Hundertstel dieses Preises finden, die technisch noch völlig in Ordnung sind oder sich in Ordnung bringen lassen.
Und trotz des Flairs und der Faszination des analogen Schmalfilms hat die digitale Aufzeichnung manchmal eben doch ihre unbestreitbaren Vorteile, wie uns Nico Schrenk, Gewinner des Deutschen Kamerapreises, im Interview ab Seite 70 erzählte. Viel Spaß beim Lesen!
Unterdessen geht Film & TV Kamera ab heute in eine kurze Winterpause. Wir sehen uns online in der Woche nach Neujahr wieder – bis dahin wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes 2024!
Ihr
Uwe Agnes
Chefredakteur
Ausgabe 1–2.2023
FOKUS
Editorial
Drei Fragen an … Benedikt Volkmer aus Köln
AT WORK
„Technik interessiert mich nicht“ Für das ungewöhnliche Biopic „Girl You Know It‘s True“ von Regisseur Simon Verhoeven machte DoP Jo Heim eine Zeitreise in die Anfänge seiner eigenen Bildgestaltung
Jede Szene wie ein Packshot Was tun, wenn das Thema einer Dokumentation schon unzählige Male abgebildet wurde? DoP Till Vielrose hat uns berichtet, welche visuelle Lösung er mit Regisseurin Sabine Howe für „Wonderland“ entwickelte.
SPEZIAL
Die Philosophie des Filmemachens Im Podcast „Meine Lieblingsszene“ ist dieses Mal DoP Felix Storp zu Gast. Er wählte die Joggingszene aus „2001 – Odyssee im Weltraum“ als Sprungbrett für ein Gespräch über die Möglichkeiten des Mediums Film.
HANDS-ON
Revolutionär Der Science-Fiction-Film „The Creator“ entstand nahezu komplett auf der Sony FX3. Wir fassen zusammen, welche Features der Kamera dabei für die DoPs Oren Soffer und Greig Fraser ausschlaggebend waren.
Auferstanden in der Cloud Wir haben erfahren, wie es der Superama Filmproduktion gelang, beim Revival der Kultserie „X-Faktor“ einen Postproduktion-Workflow zu finden, der dem engen Zeitplan und dem Look des Originals gerecht wurde.
Institution für Fernsehnachrichten Seit mehr als 70 Jahren ist die Nachrichtenkompetenz der ARD sbei der „tagesschau“ in Hamburg beheimatet. Bernhard Herrmann hat für uns hinter die Kulissen geschaut und mit den Experten gesprochen.
AUF EINEN BLICK
Technologie
Menschen & Branche
BRANCHE
3D auf die Ohren Wir berichten von der 32. Tonmeistertagung, die Anfang November an vier Tagen in Düsseldorf stattfand.
FESTIVAL
Grenzerfahrungen Wenn ein internationales Filmfestival damit beginnt, Grenzen zu ziehen, dann fügt es sich selbst irreparable Schäden zu, meint Jens Prausnitz. Er berichtet für uns vom 31. Camerimage Festival in Torun.
Labor für den Film In der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel wurde mit dem Deutsche Kurzfilmpreis 2023 die bedeutendste und höchstdotierte Auszeichnung für das kurze filmische Format in Deutschland verliehen.
Der Schatten des Krieges Einfach hingehen und sich überraschen lassen: Dieser Maxime folgte beim 42. Filmschoolfest Munich der Filmnachwuchs „in einer weltpolitisch schwierigen Situation“, wie Festivalchef Christoph Gröner betonte.
DIALOG
Visionen gestalten Auf dem Filmschoolfest Munich wurde Song Zhi Yi mit dem Student Camera Award für seine Kameraarbeit bei „Today’s Sunlight Falls Weakly on You“ ausgezeichnet. Wir sprachen mit ihm über seine gestalterischen Ideen.
Der Preis der Perfektion Die Preisträger beim 33. Deutschen Kamerapreis: Jan Mammey wurde im zweiten Jahr in Folge in der Kategorie Kamera Aktuelle Kurzformate ausgezeichnet, Nico Schrenk bekam den Preis in der Kategorie Kamera Kurzfilm.
Grüner Schnee Eine der Besonderheiten bei „Davos 1917“ ist die DoP-Doppelspitze aus Tobias Dengler und Timon Schäppi. Wir erfuhren von den beiden Kameraleuten, welche Vorzüge das mit sich brachte und wie sie die Arbeit aufteilten.