Film & TV Kamera 1–2.2024: Das neue Heft ist da – Drehschluss für 2024!
von Uwe Agnes,
Liebe Film- & Medienschaffende,
die Bilder des Olympia-Attentats 1972 in München haben sich bei vielen, die das Geschehen seinerzeit bewusst wahrnehmen konnten, ins Gedächtnis eingebrannt. Ich war damals sechs Jahre alt und weiß noch genau, wie die dazugehörige Titelseite des „Stern“ auf dem Couchtisch meiner Großeltern aussah. Die zeigte nämlich in einem grobkörnigen Schwarz-Weiß-Foto einen mit Sturmhaube vermummten Terroristen auf einem Balkon im Olympiadorf.
Dieses ganz exakt erinnerte Cover hat es aber nachweislich niemals gegeben. Vielleicht befand sich das Foto, das ja tatsächlich existiert, stattdessen im Innenteil – wer weiß… Man muss jedenfalls ganz offenbar selbst bei eigenen Erinnerungen die journalistischen Sorgfaltspflichten walten lassen und nach weiteren Quellen suchen, mit denen sich das belegen lässt, was einem der eigene Verstand als unumstößliche Wahrheit verkaufen möchte.
Genau recherchiert haben auch Regisseur Tim Fehlbaum und DoP Markus Förderer für „September 5“, ihrer filmischen Schilderung des Olympia-Attentats aus der Sicht eines ABC-Sportnews-Teams, bei der das Zeitkolorit bis ins kleinste Detail stimmt. Sogar das Archivmaterial haben die beiden aus Respekt vor den Opfern minutiös nachgedreht, anstatt auf den Monitoren das reale Geschehen zu zeigen.
Mein Kollege Timo Landsiedel hat für dieses Heft und seinen „Hinter der Kamera“-Podcast mit Markus Förderer über seine Kameraarbeit bei „September 5“ und seinen Umgang mit Farben und Materialien der 1970er Jahre gesprochen. Den Artikel können Sie ab Seite 8 lesen. Außerdem hat er gemeinsam mit Rainer Nigrelli für dessen Podcast „Credit to the Edit“ und für uns den „September 5“-Editor Hansjörg Weißbrich interviewt – das Gespräch finden Sie ab Seite 36.
Nicht nur filmisch ist der September also gegenwärtig, sondern auch persönlich gefühlt erst seit kurzem vorüber. Insofern finde ich es aktuell ein wenig mühsam, mich in weihnachtliche Stimmung zu versetzen. Trotzdem wünsche ich Ihnen von Herzen und im Namen des gesamten „Film & TV Kamera“-Teams ein friedliches Fest und ein gutes 2025! Wir gehen ab heute in eine kurze Winterpause und sehen uns, hoffentlich ausgeruht, im neuen Jahr wieder.
Ihr
Uwe Agnes
Chefredakteur
Ausgabe 1–2.2025
FOKUS
Editorial
Drei Fragen an …Martina Di Lorenzo aus Köln
AT WORK
Im Sog der Geschichte DoP Markus Förderer berichtet, wie er für „September 5“ mit den Farben und Materialien der 1970er Jahre umging und erklärt, warum er fast das gesamte Archivmaterial aufwendig nachdrehte.
Kulleraugenhöhe Mit „Hallo Spencer“ schafft es eine deutsche Kinderserie in Featurelänge ins ZDF, der man das wohl nicht zugetraut hätte. DoP Jutta Pohlmann fand die Bildsprache für das ungewöhnliche Vorhaben.
HANDS-ON
Lichtstark im Volume Wir haben vom DoP-Zwillingsgespann Jan und Jens Weiss erfahren, wie ihnen ein optimierter Workflow und ein SIGMA High Speed Zoom dabei halfen, im Brixwork-LED-Volume ihren Automotive-Content zu realisieren.
Neue Dimensionen Mit der ALEXA 265 will ARRI das 65-mm-Format auf ein neues Niveau heben und durch das kompakte Setup zugänglicher machen. DoP Alejandro Mejía konnte die Kamera schon bei einem Dreh in New York einsetzen.
Die richtige Tonalität finden Editor Hansjörg Weißbrich sprach mit Timo Landsiedel und Rainer Nigrelli über den Schnitt von „September 5.
Mit dabei im Cockpit Wendy Hendrickx, Head of Live Production, wirft einen Blick auf die Zukunft der Onboard-Kameras bei der Formel 1.
IM TEST
Kompakter Problemlöser Mit dem Profile-Wireless-System hat Sennheiser ein Multitool für den Einsteiger- und Content-Creator-Markt entwickelt. Wir haben ausprobiert, wie sich das Funksystem auch im professionellen Umfeld einsetzen lässt.
AUF EINEN BLICK
Technologie
Menschen & Branche
BRANCHE
Rahmen für die Branche Mit einem neuen Kollektivvertrag für Solo-Selbstständige, insbesondere Kameraleute, möchte der BVFK klare Standards für Vergütung, Versicherungen und Arbeitsschutz auf rechtssicherer Grundlage etablieren.
FESTIVAL
Imageschaden Die Turbulenzen um das Camerimage 2024 waren beispiellos – und da hatte das Festival noch nicht einmal begonnen. Jens Prausnitz berichtet für uns aus Toruń von einer Veranstaltung am Scheideweg.
Lebensthemen in Dur und Moll Ob Endzeitmusical, Nachkriegsdrama oder Kammerspiel – das nordische und baltische Filmschaffen präsentierte sich bei den 66. Nordischen Filmtagen in Lübeck erneut mit erzählerischer Bandbreite.
Kreative Pionierleistung In der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel wurde wieder der Deutsche Kurzfilmpreis verliehen. Sechs Kurzfilme erhielten die mit 30.000 Euro dotierte Goldene Lola in den jeweiligen Kategorien.
Branchenweihnacht Zum 24. Mal vergab das Eidgenössische Departement des Innern die „Edi“ genannten Auszeichnungen für Schweizer Werbe-, Industrie- und Unternehmensfilme. Philippe Dériaz hat sie sich für uns angesehen.
Die Zukunft im Blick Beim 43. Filmschoolfest Munich präsentierten Filmstudierende aus aller Welt neun Tage lang ihre Werke: innovativ, inspirierend, unterhaltend. Giulia Schelhas gewann den Student Camera Award.
DIALOG
Spielraum und Wirklichkeit Die Gewinner beim 34. Deutschen Kamerapreis: In der Kategorie Kamera Information und Kultur wurde Lukas Wunschik ausgezeichnet, Noah Böhm erhielt den Preis in der Kategorie Kamera Kurzfilm.