Anzeige
Anzeige
So gestaltete DoP Olaf Markmann den Indiehorror „Sky Sharks“

Der Wille zum Ungewöhnlichen

 

Vieles an derzeit innovativen Formaten, die es ins klassische Fernsehen oder in den Mainstream schafften, hat starke Genrezüge. Dabei gibt es nach wie vor die kleine, aber feine Indieszene, die vor allem auf internationale Vertriebskanäle und VoD setzt. Aber auch hier muss der Look mit den ganz Großen mithalten können. DoP Olaf Markmann verriet uns in der Ausgabe 12.2020, wie er als Haupt-Kameramann über mehrere Jahre Drehzeit hinweg das Projekt „Sky Sharks“ von Marc Fehse visuell auf einem Level hielt.

„Direct to video“: Das waren in den 1980er Jahren entweder die US-Kinoflops oder die extra für den Videomarkt produzierten B-Movies, die mit kleinem Budget und viel Herzblut zu Gange waren. Nicht selten verschoben sie mit dem daraus resultierenden Hang, aus der (Budget-)Not eine Tugend zu machen, die Grenzen in ihren Genres und brachten so Klassiker hervor. Auch hierzulande gibt es eine aktive, unabhängig produzierende Genreszene. Sie brachte Szenegrößen wie Film- und Theaterregisseur Jörg Buttgereit hervor und war für den einen oder anderen Skandal gut. So wurden regelmäßig Filme indiziert, weil die Jugendschützer eine Gefährdung der Zielgruppe sahen.

Dieses Schicksal muss „Sky Skarks“ nicht fürchten. Zu lange arbeiten die Macher um Regisseur und Produzent Marc Fehse und die Ko-Produzenten Yazid Benfeghoul und Carsten Fehse an dem Werk. Sie gehen sehr sicher, den Geschmack ihrer Zielgruppe wie die Faust aufs Auge zu treffen. Oder eher „wie die Faust ins Auge“, denn bei „Sky Sharks“ handelt es sich um eine Splatterkomödie. Die Handlung ist schnell zusammengefasst. Ein Forschungsteam weckt in der Antarktis versehentlich ein ein- gefrorenes Nazi-Projekt aus dem Kälteschlaf. Ab sofort tyrannisieren Nazi-Zombies auf fliegenden Haien unschuldige Verkehrsmaschinen. Den Willen zum Ungewöhnlichen kann man dem kreativen Team auf jeden Fall bescheinigen.

Pre-Sale in 52 Länder

Regisseur Fehse entwickelte die Idee zusammen mit Bruder Carsten und Produzent Benfeghoul während eines Cannes-Filmfestival-Aufenthalts. Das war 2013. Etwa ein Jahr später stieß Kameramann Olaf Markmann zum Projekt. Der DoP aus Hannover hatte den Regisseur zuvor bei einem Reenactment-Dreh für den Jubiläumsfilm des Technikervereins Braunschweig kennengelernt. Danach drehten sie den Trailer zu ihrem ersten gemeinsamen Genreprojekt „Spores“, in vielerlei Hinsicht eine Blaupause für „Sky Sharks“, da auch hier CGI, Prothetics und viel Blut zum Einsatz kamen. Fehse hatte ihn für den Filmangefragt, weil ihm Markmanns Arbeit von dessen Technikverleiher empfohlen worden war.

Markmann wollte nach dem Zivildienst 1996 Medientechnik studieren. Das Vorpraktikum, das er für das Studium benötigte, machte er in einer kleinen Firma in Hannover für Image- und Industriefilme. Dort wurde er auch schnell nach dem Praktikum mit halber Stelle übernommen. Aufgrund des hohen Numerus Clausus des Medientechnikstudiums schwenkte Markmann auf Medienpädagogik um, behielt aber den Kamerajob. Zu seinen Diplomprüfungen im Jahr 2000 mache sich Markmann schließlich selbstständig. „Eigentlich wollte ich nach Köln gehen, weil ich da Familie und Freunde habe und das auch der interessantere Medienstandort ist“, sagt Markmann. Allerdings war er als Selbstständiger gut gebucht und blieb so in Hannover. Hier kam er in Kontakt mit der Filmklasse von Uwe Schrader. Mit den Studierenden drehte er über die folgenden Jahre immer wieder Filme und fand so den Weg in die szenische Arbeit.

Für den Flugzeugcrash wurden einzelne Sitzreihen vor Grün gedreht.

Die Anfrage für „Sky Sharks“ war zunächst eine unterstützende. Im November 2014 sollte zur für die Finanzierungsphase ein Trailer gedreht werden. Markmann war als Second-Unit-DoP eingeplant, um während der kurzen Drehzeit mehr schaffen zu können. DoP des Trailers war Mathias Geck. Gedreht wurde also der ersten Angriff der Himmelshaie, eine rund 12-minütige Sequenz, die später auch im fertigen Film zu sehen ist. Dafür organisierten die Fehses das Interieur eines Flugzeugs und eine bewegliche Bühne. Das Ganze wurde in einer Messehalle aufgebaut und zahlreiche Kurzauftritte von prominenten Schauspielern und Synchronstimmen wurden eingeplant. Innerhalb von viereinhalb Tagen drehte das Team das immense Pensum ab, die Fehses zogen sich zum Schnitt zurück. Erst im Mai des nächsten Jahres wurde das Ergebnis veröffentlicht. Abermals zog es die Macher nach Cannes, wo sie diesmal ihren Stoff pitchten und – noch ohne Drehbuch – im Pre- Sale in 52 Länder verkauften. Ebenfalls im Mai war eine Kickstarter-Kampagne angelaufen, die innerhalb eines Monats 96.000 Euro einnahm.

Viele Drehabschnitte

Das Drehbuch war mittlerweile geschrieben, als Olaf Markmann im Sommer 2015 einen Anruf von Marc Fehse bekam. Der Regisseur fragte Markmann, ob er sich vorstellen könne, DoP für den Hauptdreh zu sein. Er konnte. „Es war damals schon klar, dass das Projekt nicht an einem Stück gedreht und produziert würde“, so Markmann. Dass es am Ende von Idee zu Release sieben Jahre dauern würde, hatte keiner geahnt. Der nächste Drehabschnitt fand im Herbst 2015 statt. Hier waren die Flashback-Szenen in die Nazizeit angesetzt. Hier spielte TV-Kritiker Oliver Kalkofe Reichsminister Hermann Göring. Die drei Drehtage Ende Oktober fanden in einem alten Bahnhof statt.

Markmann hätte sich gewünscht, mit durchgehenden Kamerasystemen drehen zu können. Das war leider aufgrund vieler Aspekte, Zeit und Geld sind ja die Klassiker, nicht möglich. Zur Reihe der eingesetzten Kameras gehörten die Blackmagic Design Cinema Camera 4K und 2.5K, Blackmagic Design URSA Mini Pro 4.6K, die RED One, die RED Scarlett MX, die RED Dragon, die Sony FS700 mit externem Rekorder, Sony F5 sowie die Sony FS7 mit externem Atomos, um in ProRes aufzeichnen zu können. „Das klappte eigentlich erstaunlich gut“, sagt Markmann. „Es gab nur Flüche aus der Postproduktion, wenn wir mit der FS7 Zeitlupenaufnahmen in 100 fps drehten, die nicht extern aufnehmbar sind.“ Zeitlupen waren so nicht in ProRes, sondern nur im stärker komprimierten internen XAVC-Codec möglich.

Markmann und sein Team drehten mit wenigen Ausnah- men durchgängig auf Apple ProRes HQ 422. Die Ausnahmen waren vor allem die Aufnahmen auf den RED-Kameras in REDCODE. Diese Qualität war vor allem wichtig für die vielen Greenscreen-Aufnahmen, um dem VFX-Team die Arbeit nicht noch schwerer zu machen. Und auch so war das am Set eine Herausforderung, laut Markmann: „Um das viele Grün in Spiegelungen am Set einzufangen, hätten wir vermutlich noch drei Beleuchter gebraucht.“

Der „Marc-Faktor“

Das Leinwandformat 2.39:1 stand schon zu Beginn fest und war eine Entscheidung des Regisseurs. Olaf Markmann war mit diesem Beschluss sehr glücklich. „Du hast automatisch ein spannendes Bild, wenn du durch den Sucher guckst“, sagt der Kameramann. Die Bildsprache sollte ein bisschen an eine Graphic Novel angelehnt sein, mit verkanteten Nahaufnahmen wichtiger Figurenmomente bei dramatischer Beleuchtung und extremen Totalen. „Marc hatte sehr klare Vorstellungen, wie der Film später aussehen sollte“, so DoP Markmann. „Er hatte ein 140-Seiten-Lookbook gestaltet. Das stimmt nicht mehr ganz mit dem heutigen Film überein, aber das ist auch kein Wunder nach sieben Jahren.“ Das war die Grundlage, mit der sich beide über die einzelnen Szenen unterhielten. „Marc sagte immer: ,Olaf, es muss fett werden! Wenn du sagst, es ist gut so, dann musst du noch einen drauf legen‘“, erinnert sich Markmann. „Ich nenne das den ,Marc-Faktor‘.“ [13829]


Sie möchten mehr erfahren? Hier gibt es den kompletten Artikel!


Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.