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Equipment undercover

Dreharbeiten im Ostkongo

Wenn Drehausrüstung inkognito reisen muss, steht ein Projekt immer irgendwie auf der Kippe. Uwe Agnes berichtete in Ausgabe 5/2016, wie er damit umging.

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(Bild: Uwe Agnes)

Leise plätschern die Wellen ans Ufer, eine milde Brise weht vom See her, und am anderen Ufer, gerade noch in Sichtweite, erheben sich steile Berge aus dem Wasser. Fast könnte man meinen, an der Seepromenade in Lausanne zu stehen und hinaus auf den Genfer See zu blicken. Aber auf den fernen Gipfeln liegt selbst jetzt im Februar kein Schnee, und was unter den Füßen knirscht, ist schwarze Lava. Wir sind nicht in der Schweiz, sondern in Goma am Kivu-See, ganz im Osten der Demokratischen Republik Kongo.

Hierhin hat es zwar schon lange Zeit keinen Touristen mehr verschlagen, aber die Belgier bauten Goma während ihrer Kolonialherrschaft mit gutem Grund als Sommerfrische aus. Die Stadt lag hoch genug für ein gesundes, angenehmes Klima mit wenigen Moskitos, und der kühle See lockte. Die einstige Pracht ist mittlerweile verfallen, und Goma zeigt die Wunden von Krieg, Naturkatastrophen und Überbevölkerung.

Langzeitprojekt

Obwohl wir gefühlt kaum weiter von Mitteleuropa entfernt sein könnten als hier, sind uns Szenerie und örtliche Gegebenheiten durchaus vertraut. Denn wir sind nicht zum ersten Mal hier. Vor fünf Jahren begann hier mit dem ersten Spatenstich ein Projekt, das die Landebahn des Flughafens von Goma wiederherstellen sollte. Beim Ausbruch des Vulkans Nyragongo, der nur 15 Kilometer nördlich der Stadt liegt, wurden im Januar 2002 große Teile des Vorfelds und rund ein Drittel der Piste unter bis zu sechs Metern steinharter Lava verschüttet. Nicht etwa, dass diese Information in irgendeiner Form im kongolesischen Luftfahrthandbuch erwähnt worden wäre – dazu war die Tatsache, dass die einzige Startbahn in Goma über Nacht 800 Meter kürzer war, vielleicht nicht bedeutend genug. Die örtlichen Piloten lernten jedenfalls schnell, mit der verkürzten Piste umzugehen. Sie überluden ihre Maschinen eben ein bisschen weniger und hoben, wie auch vorher, auf dem letzten Zentimeter Asphalt ab.

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Der Sicherheitsaspekt war wichtig: Kameramann Bernd Siering mit UN-Blauhelm-Soldaten. (Bild: Uwe Agnes)

Die knapp berechnete Startstrecke mit fehlendem Sicherheitsspielraum ist aber ein gewaltiges Risiko, wenn auch nur eine winzige Kleinigkeit schiefgeht. Das kann etwas Triviales sein, wie ein Regenschauer, der Pfützen auf der Startbahn hinterlässt. Mit unschöner Regelmäßigkeit stürzten deswegen Jets direkt in die Innenstadt von Goma, mit fatalen Folgen für Insassen und Anwohner. Allein der Absturz einer DC-9 der Fluggesellschaft Hewa Bora mit 79 Passagieren im April 2008 kostete 40 Menschen das Leben, die meisten davon Besucher eines Marktes. Denn der Flughafen liegt nicht etwa in sicherer Entfernung am Stadtrand, sondern mitten in der Stadt. Es ist, als wenn auf dem Neumarkt in Köln – oder auf dem Marienplatz in München – 75-Tonnen-Jets landeten. Daher entschloss sich das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland im Frühjahr 2009, die Wiederherstellung der Landebahn zu finanzieren und die Welthungerhilfe mit der Ausführung der Arbeiten zu beauftragen. Bestandteil des Vertrags war ein Dokumentarfilm über die Arbeiten in drei Sprachfassungen.

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Verantwortlich für die Lava auf der Startbahn: der Vulkan Nyragongo. (Bild: Uwe Agnes)

Seit Projektbeginn haben wir im Lauf von fünf Jahren etliche Male in Goma gedreht und sind Februar 2015 auf unserer letzten Mission, um die feierliche Übergabe des Projekts durch Außenminister Steinmeier an die kongolesische Regierung zu dokumentieren. Wie üblich reisen wir über Ruanda ein, denn nach Goma fliegen zum Zeitpunkt unserer Dreharbeiten nur Fluggesellschaften, die ausnahmslos auf der schwarzen Liste des Luftfahrtbundesamtes stehen. Indem wir in Kigali aus dem KLM-Airbus steigen, verlassen wir auch endgültig den Komfort und die Sicherheit Europas. Nach einer Nacht im Hotel werden wir am nächsten Morgen mit dem Auto nach Goma gefahren. Dieser Teil der Reise ist ein allmähliches Gewöhnen an Afrika. In Ruanda gibt es noch geteerte Straßen, die sich durch die dicht besiedelte Landschaft schlängeln. In Goma wird der einzige Asphalt auf der Landebahn des Flughafens zu finden sein.

„Consultants“ im Kongo

Georg Dörken, Country Manager der Welthungerhilfe für den Kongo, hält während der Fahrt das vorgeschriebene Sicherheitsbriefing ab, das wir nun auch schon des Öfteren gehört haben. Die erste Regel: Wir gehen nicht zu Fuß. Niemals. „Wenn wir auf die andere Straßenseite wollen, fahren wir mit dem Auto!“ Denn als Fußgänger ist man viel ungeschützter gegen Angriffe oder Überfälle als im Fahrzeug. Die zweite Regel: Wenn man anhält, muss der Jeep immer in Fluchtrichtung geparkt werden – denn wer aus welchen Gründen auch immer das Weite suchen muss, hat keine Zeit zum Wenden.

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Die verschüttete Landebahn aus der Luft. (Bild: Uwe Agnes)

Der Grenzübertritt von Ruanda in den Kongo ist dann auch die einzige Ausnahme von der „Wir-gehen-nicht-zu- Fuß“-Regel. Hier verlangen die Vorschriften, dass Fahrzeug und Chauffeur getrennt von den anderen Reisenden den Schlagbaum passieren. Auf der anderen Seite füllen wir unseren Einreisezettel für den Kongo aus. Beruf: Ingenieur. Das entspricht der Wahrheit, denn wir haben einen Abschluss als Photoingenieur, zudem sind wir offiziell nicht als Journalisten unterwegs, sondern als Consultants, Berater für die visuelle Dokumentation des Projektfortschritts. Anders wäre es auch kaum möglich, in einem Land wie diesem auf einem sicherheitstechnisch sensiblen Gelände wie dem Flughafen an Filmaufnahmen auch nur zu denken.

Heute Abend kommt der zweite Teil des Artikels!

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