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DoP Maher Maleh dreht Box-Drama mit Sony VENICE und ZEISS Supreme Primes Radiance

Faible für One-Takes

Nur vier Drehtage brauchte DoP Maher Maleh für das abendfüllende Box-Drama „Leberhaken“. Allerdings hatten zuvor Regie und Cast über vier Wochen geprobt und sich das Buch wie ein Theaterstück erspielt. In der Umsetzung verließ sich Maher Maleh auf Sony VENICE und ZEISS Supreme Primes, wie Gunter Becker für unsere Ausgabe 6.2021 erfahren hat. 

Maher Maleh hat eine eher unorthodoxe Karriere absolviert. Um seiner ganz persönlichen Vorstellung vom Traumberuf Kameramann näherzukommen, ist er viele Karriereleitern hinaufgeklettert, um dann die Branche zu wechseln und wieder von vorne anzufangen. Als Schüler trat er, mit dem Berufswunsch Schauspieler, aber ohne Abi, in eine Werbeagentur ein, stieg von der Aushilfe bis zum Producer auf und lief durch alle kreativen Departments – bis er bei der Kamera hängen blieb.

Von dort ging es weiter zu den Sendern, unter anderem als EB-Assistent bei ZDF, SAT.1 und MTV, bis ihn die TV-Rou- tine nervte. Beim Wiesbadener Rental Pille Filmgeräteverleih lernte er, Kameras blind auseinander- und auch wieder zusammenzubauen. Danach begleitete er Gero von Boehm weltweit als Kamera-Assistent bei 16-mm-Reportage- und Dokumentardrehs. Anschließend holte ihn ein Bekannter in die USA und die Spielfilmbranche, wo er als Focus Puller und bald auch als Operator auf den großen Sets jobbte, etwa denen von „Batman“ und „Alien“. Zum DoP wurde er bei Sönke Wortmann, unter anderem für die Kinoproduktion „Schoßgebete“.

Kammerspiel mit Chancen

Als ihn im Corona-Sommer eine Agentur mit Regisseur Torsten Rüther zusammenbrachte, der gerade sein Team für den Boxfilm „Leberhaken“ zusammenstellte, gab es für Maleh gleich zwei gute Gründe zuzusagen: Er mochte das von Rüther in nur vier Tagen geschriebene Drehbuch und ihn lockte die Möglichkeit, seiner Vorliebe für One-Takes nachzugehen. „Ich hatte schon bei Sönke Wortmann viele Szenen als One-Take umsetzen können. Bei ,Leberhaken‘ waren die Voraussetzungen dafür noch besser: ein Raum, zwei Personen, eine Nacht. Also sagte ich: ,Komm, lass uns so viel wie möglich One-Takes drehen, damit wir den Flow erhalten und kreativer schneiden können.‘“

Kammerspiel mit kreativen Chancen für DoP Maher Maleh: Filmstill aus „Leberhaken“

Die Story des Kammerspiels um den gebrochenen ehemaligen Boxer und Boxtrainer Rick (Hardy Daniel Krüger) und die junge, ehrgeizige Steph (Luise Großmann), die ihn, anfangs gegen seinen Willen, in die Trainer- und Mentorenrolle drängt, lädt natürlich sofort zu Vergleichen ein. Der Plot erinnert thematisch stark an Clint Eastwoods legendäres Boxerinnen-Drama „Million Dollar Baby“ mit Eastwood als Trainer und Hilary Swank als aufstrebender Boxerin. Klugerweise thematisiert Rüther diesen Vergleich auch recht früh im Dialog zwischen Rick und Steph.

An einen anderen Erfolgsfilm erinnert die Arbeitsweise des Teams um Regisseur Rüther: Der komplette Durchlauf wurde zunächst vier Wochen lang mit Krüger und Großmann am Originaldrehort, einem Boxkeller im Berliner Wedding, geprobt, Dann wurden an wenigen Drehtagen ganze Durchläufe gedreht. Hier denkt man unwillkürlich an die Entstehungsgeschichte von Sebastian Schippers Kinoerfolg „Victoria“. Gerade diese Arbeitsweise war für Maher Maleh eine besondere Motivation, bei „Leberhaken“ einzusteigen. „Eigentlich wollte ich ab und an bei den Proben vorbeischauen, um ein Gefühl für die Abläufe und den Dialog zu bekommen und das Licht zu entwickeln. Aber Torsten sagte: ,Nein. Lass dich einfach überraschen.‘ Wir beschlossen dann, das Projekt bildtechnisch auf Spielfilmniveau, aber vom Ablauf her wie einen Dokumentarfilm zu behandeln”, erinnert sich Maher Maleh an die Drehvorbereitung.

Stresstest

Zusammen mit seinem B-Kamera-Operator Andrés Lizana Prado und dem Cast kam er dann einen Tag lang ans Set, um den Ablauf kennenzulernen. Mit Prado traf Maleh danach eine Verabredung: „Du bist am ersten Tag nur close mit einem 50er auf ihr. Ich nur close mit einem 50er auf ihm. Wir versuchen uns nicht abzuschießen und immer gegenlichtig zu den Fenstern zu stehen. Falls jemand auf die falsche Seite gerät, muss sich die B-Kamera immer nach der A-Kamera richten.” An den nächsten beiden Tagen sollten dann die Zuständigkeiten und die Brennweiten jeweils gewechselt werden. Am vierten Tag standen Pickups, einzelne Close-ups und etwas Freestyle auf dem Drehplan.

Die Arbeit der Kameraleute geriet zum körperlichen Stresstest. Maleh filmte vom Close-up bis zur Totalen alles ganz bewusst mit denselben Optiken. Bei „Leberhaken“ setzte er die ZEISS Supreme Primes Radiance ein. „Ich drehe seit zwei Jahren nur noch Vollformat, immer mit Objektiven, die eine tolle Blende haben, immer offen und mit geringer Schärfentiefe. Wir hatten einmal für einen Schuss ein 29er drauf und für die Pickups ein 85er. Aber ansonsten haben wir alles mit 35, 50 und 65 mm gefilmt. Wenn wir Totalen wollten, mussten wir zurück, wenn wir Close-ups wollten, mussten wir nach vorne. Das war unsere Arbeitsweise” bilanziert Maleh. [14594]


Möchten Sie mehr erfahren? Hier gibt es den Rest des Artikels über die Dreharbeiten zu “Leberhaken”!


 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Zu Ihren Beitrag “Faible für One -Takes” Ich habe an zwei halben Tagen einen 45 min. Film mit einer Schulklasse (6.Klasse) über den Tod gedreht. Es handelt sich dabei um die Zeit zwischen den Sterben u. der Bestattung. Es gab kein Drehbuch, noch irgendwas anderes, nur der Versuch, die Idee der Lehrerin in Bilder umzusetzen. Ich bin kein gelernter Kameramann.
    Vielleicht haben Sie Interesse an diesen Film. Mit freundlichen Grüßen, Olaf

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