DoPs Yoshi Heimrath und Paul Sprinz drehen „Der Fuchs“
Free Download: Der authentische Moment – DoPs Heimrath und Sprinz
von Christian Genzel,
Ein introvertierter Soldat freundet sich im Zweiten Weltkrieg mit einem kleinen Fuchs an. Das österreichische Drama „Der Fuchs“ basiert auf wahren Begebenheiten und findet dabei eine ungewöhnliche Perspektive auf diese Zeit – auch in der Inszenierung, für die Regisseur Adrian Goiginger mit den Kameramännern Yoshi Heimrath und Paul Sprinz arbeitete. Beide DoPs waren für ihre Arbeit in der Kategorie Fiktion Kino beim 33. Deutschen Kamerapreis nominiert. Im Gespräch mit Film & TV Kamera erzählten sie für unser Heft 4.2023 von den kreativen Entscheidungen hinter dem Look des Films und der kniffligen Arbeit mit scheuen Tieren. Hier gibt es nun den kompletten Artikel zum kostenlosen Download!
In der Dämmerung sind am Horizont Kampfgeräusche zu hören, Blitze zu sehen. Wir befinden uns im Jahr 1940, die deutschen Soldaten stehen kurz vor dem Aufbruch zum Frankreichfeldzug. Aber der junge, schüchterne Soldat Franz läuft aus dem Lager, rennt weit in den nebligen Wald hinein. Will er desertieren? Nein: Er sucht den jungen Fuchs, den er vor einigen Tagen im Wald aufgelesen hat und um den er sich kümmert. Das Tier wird zum einzigen Freund und Begleiter des Soldaten auf seinem Weg durch die Irrungen des Krieges. Die Geschichte des Films „Der Fuchs“ basiert auf dem Leben von Goigingers eigenem Urgroßvater, der ihm über die Jahre immer wieder von seinen Erlebnissen aus dieser Zeit erzählte – vor allem von dem Tier, um das er sich eine Zeit lang gekümmert hat. „Dass die Geschichte im Krieg spielt, ist ein bisschen Zufall“, lacht Adrian. „Wenn mein Urgroßvater alles erlebt hätte, aber im Krieg keinen verletzten Fuchs gefunden und für ein Jahr behalten hätte, hätte ich diesen Film sicher nicht gemacht.“
Um den Fuchs herum schrieb Goiginger das Drehbuch. Seinen Prozess bezeichnet er dabei als „sehr kleinteilig und fast schon modular“. Er schrieb zunächst separat einzelne Episoden, zum Beispiel verschiedene Szenarien im Krieg oder die Kindheit von Franz, der als kleiner Bub von seinen Eltern an einen anderen Bauern abgegeben wurde, weil die Familie ihn nicht mehr ernähren konnte. Dabei versuchte Goiginger immer, so nah wie möglich an den Tatsachen zu bleiben. „Ich habe wirklich geschaut, dass ich auch alle Nebenfiguren aus anderen Erzählungen oder Biographien nehme – damit jeder Schauspieler eine reale Person zur Vorbereitung hat.“
Das so entstandene Skript umfasste 300 Seiten. „Das Schwierigste ist immer das Weglassen, das Streichen“, meint Goiginger. Um die Story auf normale Spielfilmlänge zu trimmen, kürzte er also verschiedene Episoden oder nahm sie wieder ganz aus dem Drehbuch – zum Beispiel Szenen rund um den „Anschluss“ Österreichs oder auch eine aufwendige Episode in Frankreich, in der sich die deutschen Soldaten gegen verwahrloste, zurückgelassene Hunde wehren müssen. Der Kern der Story blieb dabei für Goiginger stets klar. „Die gespiegelte Vater-Sohn-Beziehung: Er kann für den Fuchs der Vater sein, den er sich für sich selbst immer gewünscht hätte.“ [15307]