TV Skyline als technischer Dienstleister für das ORF beim Ski-Weltcupfinale
Gelungene Generalprobe (1)
von Bernhard Herrmann, Luke Zenker,
Das Saisonfinale des FIS-Ski-Weltcups in Saalbach war für den Broadcast-Dienstleister TV Skyline auch ein Probelauf für die Übertragung der Ski-WM im kommenden Jahr. Bernhard Herrmann hat für unsere Ausgabe 5.2024 zugesehen und weiß, wie alles geklappt hat.
Das Pflichtenheft für die Übertragung des FIS-Ski-Weltcupfinales in Saalbach hatte es in sich: Wer hier als Broadcast-Dienstleister zum Zuge kommen wollte, musste in der Lage sein, mit mehreren Ü-Wagen 42 Kameras zeitgleich zu betreiben. Um diese schon schwierigen Anforderungen noch höher zu hängen, war die ganze Arbeit gleichzeitig die Generalprobe für die Ski-Weltmeisterschaften, die im Februar 2025 ebenfalls in Saalbach stattfinden.
Der Österreichische Rundfunk ORF war zwar Host- Broadcaster für beide Events, verfügt jedoch nicht über die nötigen Ressourcen, um die Übertragung mit Eigenmitteln sicherzustellen. Daher wurde per Ausschreibung nach einem Broadcast-Dienstleister gesucht, der sowohl beim FIS-Ski-Saisonfinale 2024 als auch bei der Ski-WM im Jahr darauf tätig werden sollte. Den Zuschlag bekam TV Skyline aus Mainz. Der Dienstleister für mobile TV Produktionen ist seit über 30 Jahren im Geschäft und verfügt über eine UHD/HDR und HD Ü-Wagenflotte mit moderner und qualitativ hochwertiger Broadcasttechnologie, die den Anforderungen des ORF gerecht wurden.
Grüne Hänge und Brezelsalz
Die letzten Skirennen der Saison wurden von den Veranstaltern auf zwei aufeinanderfolgende Märzwochenenden aufgeteilt. Während die Technikdisziplinen Slalom und Riesenslalom am ersten Wochenende bei strahlendem Sonnenschein problemlos über die Bühne gehen konnten, sah am zweiten Termin die Wettervorhersage für die Speed-Wettbewerbe eher gemischt aus.
Bei der Abfahrt der Damen am Samstag war das Wetter bis einschließlich zur Siegerehrung sonnig, aber eben auch warm. Während im Zielraum im 1.066 Meter hohen Tal von Hinterglemm die Temperaturen um die 7 Grad Celsius betrugen, konnten die Kameraleute an der Mittelstation der Bergbahn in 1.530 Meter Höhe ihre Jacken ablegen und diese eher als Sonnenschutz für sich selbst und ihre Kamerasucher nutzen.
Ab dem Nachmittag tauchte dann im Norden die vom Wetterdienst angekündigte dunkle Niederschlagsfront auf, die erst Schneeregen und dann bis Sonntagmorgen anhaltenden Schneefall brachte. Die Abfahrt der Herren am Sonntagvormittag wurde zuerst verschoben und dann am Mittag endgültig abgesagt.
Ohnehin war die Präparierung der Pisten ein Problem für sich. Die ungewöhnlich hohen Temperaturen in Februar und März hatten so sehr an der Schneedecke gezehrt, dass die Berge im Glemmtal sich mehr grün als weiß präsentierten. Nur die Pisten zogen sich als weiße Bänder von den Gipfeln ins Tal, die obendrein wegen der herrschenden Wärme mit Temperaturen deutlich über Null nur sulzigen Schnee boten. Um die 1.835 Meter lange Abfahrtstrecke in einen wettbewerbsfähigen Zustand zu bringen, mussten die insgesamt 500 Pistenarbeiter 15 Tonnen Brezelsalz einsetzen, das aus einer bayerischen Großbäckerei herangeschafft wurde.
TV-Compound und Medienzentrum
Das Medienzentrum mit knapp unter 200 Arbeitsplätzen für Journalisten sowie Büros und Personalcatering befand sich in einer Tennishalle in Hinterglemm, etwa 800 Meter vom Eingang der Ski-Arena entfernt, wohin ein Shuttle-Service fuhr. Unter dem Vordach des Gebäudes hatte TV Skyline in einer Reihe die Ü-Wagen Ü11, Gallery G10 und den Rüstwagen für den Ü11 geparkt. An der Stirnseite des TV-Compounds waren je sechs Container übereinander aufgestellt. Unten waren die Technik mit einer Ingest-, einer EVS- und drei Schnitteinheiten sowie der Zentrale Geräteraum untergebracht. In den oberen Containern befanden sich die Redaktions- und Produktionsbüros vom ORF. Zwei Generator-Einheiten gewährleisteten unterbrechungsfreie Stromversorgung im TV-Compound.
Internationale TV-Produktion
Die internationale TV-Produktion wurde auf Weisung des Skiverbandes FIS vom ORF nur in High Definition 1080i und 5.1 Mehrkanalton produziert, obwohl alle eingesetzten 42 Grass Valley LDX-98-Kameras und die Ü-Wagen-Infrastruktur auch 4K UHD zugelassen hätten. Aus der Regie A der Gallery 10 führte Regisseur Michael Kögler die Bildregie. Am Grass Valley Cayenne 3 M/E Mischer lagen die Bildsignale aller 34 Kameras für die Super-G-Wettbewerbe am Freitag und der 42 Kameras für die Abfahrt am Samstag sowie die Grafiken an. Die Signale des World Feeds gingen per Glasfaserleitung zum Hauptschaltraum des ORF in Wien und wurden von dort national verteilt. Zusätzlich ging ein Bild- und Tonsignal per Satellit an die EBU.
An der Strecke wurden insgesamt 19 Kameragerüste mit einer Arbeitsfläche von je 2 × 2 Metern aufgebaut, die eine bergseitige Höhe von 2 Meter aufwiesen. Drei Gerüste waren drei Meter hoch und vier Gerüste waren auf vier Meter Höhe aufgebaut. Drei Kamerakräne mit 10 Meter langen Auslegern nahmen Plattformen mit einer Fläche von 5 × 5 Metern ein. Der gesamte Aufbau dauerte sechs Tage. Für den Abbau wurden zwei Tage angesetzt.
Um die Bild- und Tonsignale von den Kameras und den Richtrohr-Mikrofonen zum TV-Compound zu übertragen, wurden etwa 200 Glasfasern benötigt. Davon wurden Glasfasern zu 15 Multiplexanschlüssen verlegt, die an der gesamten Strecke verteilt waren.
Zehn EVS XT-VIA Aufzeichnungssysteme mit 12 Kanälen wurden für das World Feed genutzt und von neun Operatoren bedient. National kamen zwei Highlight EVS mit zwei Operatoren zum Einsatz. Drei NLE-Schnitt und Ingest-Einheiten standen in einem Schnitt-Container bereit. Als externe Grafik kam FIS Longines und ORF-intern in Wien Vizrt zum Einsatz.
Die gesamte Kommunikation zwischen dem TV-Compound mit Ü-Wagen, Redaktions- und Produktions-Containern, und Aufnahmeleitern an den Presenter-Positionen erfolgte teilweise über Mobiltelefone, wozu der österreichische Telekommunikationsnetz-Betreiber A1 Telekom Austria spezielle Funkzellen betrieb. Zusätzlich kamen über drei Riedel Artist Matrizen 16 Bolero-Einheiten und weitere Funkgeräte auf mehreren Funkkreisen zum Einsatz.
Die Mischung des Tons von etwa 70 Mikrofonen der Hersteller Sennheiser und Schoeps, die an der Strecke an Kameras und separat an Start, Ziel, der ORF Presenter-Position und den Kommentatoren-Kabinen verteilt waren, erfolgte in der Tonregie des Ü11 in 5.1 Surround Sound. Dazu wurde ein Lawo mc256 MKII Audiomischer benutzt. [15442]