Filmemacher Pierangelo Barone über seine kreative Entwicklung
Gestalterische Reise
von Uwe Agnes,
Der italienische Filmemacher Pierangelo Barone arbeitet in den Bereichen Mode, Beauty und Musik. Er hat uns für unsere Ausgabe 9.2024 erzählt, wie er seinen persönlichen Stil entwickelt hat und auf welches Equipment er aktuell dabei setzt.
Filmemachen ist ein Beruf ohne Stillstand. Jedes neue Projekt führt weiter auf vielleicht unbeschrittene Wege mit neuen Gelegenheiten und ihren Risiken, die zu bewältigen sind. Der italienische Filmemacher, Kameramann und Colorist Pierangelo Barone begreift diese konstante Weiterentwicklung als sehr persönliche Reise, auf der man aus Fehlern lernt und die neuen Herausforderungen als Chance nutzt, seine Fähigkeiten immer wieder unter Beweis zu stellen. „Ich bin in erster Linie Kameramann und Colorist“, sagt Barone, der in der Schweiz lebt. „Aber gerade bei kleineren Projekten übernehme ich auch andere kreative Aufgaben wie Regie oder Schnitt. Es gibt immer etwas Neues zu lernen, besonders bei Beauty, Werbung und Musikvideos.“
Dort begann auch seine gestalterische Reise. „Ich habe Jobs für Musikvideos angenommen, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, wie man das eigentlich macht!“ lacht der Kameramann. „Aber ich erinnere mich gut an den Moment, in dem ich die Kamera in die Hand nahm. Ich wusste einfach, dass dies meine Berufung war. Bei diesem ersten Projekt musste ich aus dem Nichts heraus etwas schaffen, fast ohne Budget, aber ich wurde immerhin bezahlt. Diese finanziellen Zwänge haben mich aber nicht abgeschreckt, im Gegenteil!“
Inspiration und Kooperation
Der Schaffensprozess sollte Pierangelo Bardone in seiner darauffolgenden Karriere immer wieder faszinieren. Widerstände feuerten ihn nur an, weiterzumachen, ein Umstand, den er mit „angetrieben von einem Geist des Trotzes“ beschreibt. Gleichzeitig sucht er stets nach Möglichkeiten, sich gestalterisch weiterzuentwickeln – und legt das auch zukünftigen Filmschaffenden ans Herz. „Ich bin der festen Überzeugung, dass angehende Filmemacher aktiv nach Möglichkeiten suchen sollten, ihren Stil zu definieren und neue Techniken zu erlernen. Wenn ich nicht gerade an bezahlten Aufträgen arbeite, bin ich immer in persönliche Projekte vertieft, die mich gestalterisch weiterbringen. Ich beginne mit einem Moodboard, treffe mich mit einem Modell, suche nach Drehorten und drehe. Das funktioniert vor allem in der Mode, wo man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann, ganz hervorragend.“
Dabei schaut der Kameramann jedoch bewusst nicht nur nach innen, sondern widmet sich auch den Arbeiten von Kolleginnen und Kollegen. „Ich schaue mir Werbespots und Kampagnen an, nicht um sie nachzuahmen, sondern als Inspiration und als Gelegenheit, neue Idee auszuprobieren“, sagt Barone. „Dieser Prozess ist für mich eine Form des Trainings, die aus meiner Sicht für jeden Filmemacher unerlässlich ist – und es macht Spaß!“
Die Teamgröße ist für ihn bei einem Projekt eher zweitrangig. Zwar schätzt er es sehr, mit einem großen Team zusammenzuarbeiten und dabei einen hohen Grad von Perfektion zu erzielen. Aber genauso gern greift er ganz auf sich gestellt nach einer Kamera und beginnt zu drehen. „Allein oder mit einem kleinen Team zu arbeiten, kann unglaublich lehrreich und erfüllend sein.“
Verlässliches Werkzeug
Für Pierangelo Bardone muss das Drehequipment seine persönliche Vielseitigkeit spiegeln und sich sowohl für große wie auch für kleinere Projekte eignen. „In den letzten zwei Jahren habe ich fast alle meine Projekte mit der Blackmagic URSA Mini Pro 12K gedreht“, erläutert er. „Ich liebe diese Kamera. Ihr Reiz liegt in der Kompatibilität mit PL-Cine-Objektiven, die ich oft für meine Drehs ausleihe. Für persönliche oder kostengünstigere Projekte kann ich dann auf den EF-Mount wechseln und meine eigenen Objektive einsetzen, die ich auch bei meiner Pocket Cinema Camera 6K Pro verwende.“
Als versierter Colorist legt Barone besonderen Wert auf die Color Science seiner Kameras. „Als jemand, der sich viel mit Farbkorrekturen beschäftigt, schätze ich die Farben, die schon direkt aus der Kamera kommen. Die Entstehung von guten Farben beginnt bereits bei der Aufnahme. Bei einer guten Farbkorrektur geht es dann darum, die Aufnahmen zu reflektieren und die Farben und Töne im Grading weiterzuentwickeln.“
Ein großer Teil der Kreativität und des Storytellings kommt für ihn also schon direkt vom Set und nicht aus der Postproduktion. „Ich kombiniere meine Kameras gerne mit dem Tokina Cinema 11-20 mm T2,9, das sich sehr gut dazu eignet, die Umgebung und ihre besondere Stimmung abzubilden“, erklärt der Kameramann seine Wahl. „Ich habe zum Beispiel vor einem Jahr an einem Strand in Portugal fotografiert. Normalerweise ist dort sehr viel los, aber wir haben im Winter fotografiert, und im Umkreis von 30 Metern um uns herum war kein Mensch am Strand. Dank des Weitwinkelzooms konnte ich das Model und die gesamte Küste und den Himmel mit den besonderen orangen und blauen Farben einfangen. Es ist etwas ganz Besonderes, eine so schöne Landschaft mit einem perfekten Model drehen zu können.“
Manchmal zielt er bei der Objektivwahl auch etwas höher. „Wenn es das Budget erlaubt, nehme ich gern Atlas Orion 32 mm T2 mit PL-Mount Objektiv. Ich kann ohne Weiteres ganze Projekte mit dieser einen Festbrennweite drehen. Brennweite und Anmutung passen in Verbindung mit dem 12K-Sensor perfekt zu meinem Stil.“ Was Pierangelo Barone in seiner Entwicklung vorangebracht hat, empfiehlt er auch allen angehenden Filmemachern: „Schafft eure eigenen Chancen und baut ein Portfolio auf. Wartet nicht auf bezahlte Aufträge, sondern geht raus und dreht! So seid ihr in der Lage, eure Arbeit vorzuzeigen, wenn ein potenzieller Kunde fragt, was ihr denn so alles drehen könnt!“ [15476]