Seit mehr als 70 Jahren ist die Nachrichtenkompetenz der ARD in Hamburg beheimatet. Heute arbeiten bei ARD-aktuell für die „tagesschau“ und ihre angegliederten Formate etwa 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Dreischichtbetrieb rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. 2026 soll es die nächste technische Neuausstattung des tagesschau-Studios geben. Bernhard Herrmann hat für uns hinter die Kulissen geschaut und mit den Experten gesprochen.
Ein Gong eint die Nation: Nach dem Beginn der „tagesschau“ im ersten Programm um 20:00 Uhr haben beinahe schon Generationen von Menschen in Deutschland ihren Tagesablauf gerichtet. Ein Anruf in den 15 Minuten, die diese Sendung dauert, war schon zu Zeiten, als Telefonapparate mit Wählscheiben in den Fluren der Wohnungen standen, nur in absoluten Ausnahmefällen akzeptabel. Fanfare und Vorspann haben sich im Lauf der Zeit mehrfach geändert, seit am 26. Dezember 1952 die erste Sendung der „tagesschau“ aus einem ehemaligen Weltkriegsbunker auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg ausgestrahlt wurde. Geblieben ist jedoch der Gong und auch heute noch wissen die Zuschauer, dass er ohne Ausnahme um acht Uhr abends an 365 Tagen im Jahr ertönen wird, um die wohl bekannteste Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen einzuleiten. Etwa 9,5 Millionen Menschen in Deutschland nutzen durchschnittlich die 20-Uhr-Ausgabe der „tagesschau“ im linearen Fernsehen. Bei YouTube verfolgen 147.800 User im Mittel die Sendung als tägliche Informationsquelle.
Schwarz-Weiße Anfänge
Die ersten Sendungen der „tagesschau“ konnten hingegen von nur etwa 1.000 Haushalten empfangen und gesehen werden. Filmberichte für die drei Ausgaben pro Woche wurden mit Kameras auf Filmrollen aufge- nommen, die vor der Ausstrahlung entwickelt und dann mechanisch geschnitten werden mussten. 1955 zog die „tagesschau“ zum NDR- Fernsehen nach Hamburg-Lokstedt um, wo gerade die ersten Gebäude bezugsfertig waren. Ab Oktober 1958 startete ein Nachrichtenaustausch mit der Eurovision (EBU) und die Ära der magnetischen Bandaufzeichnung begann. Bis Ende der 1950er Jahre bestand die „tagesschau“ nur aus kommentier- ten Filmbildern. Ab März 1959 lie- ferte der Hörfunk einen fünfminü- tigen Wortnachrichtenblock dazu. Der erste Nachrichtensprecher war Karl-Heinz Köpcke. Im Dezember 1960 fing man dann mit der noch heute gültigen Mischung von Wort- und Filmnachrichten an. Hierfür bekam die „tagesschau“ erstmals eine eigene Redaktion, die mit den per Fernschreiber gelieferten Texten aller großen Nachrichtenagenturen arbeitete. Im Januar 1978 kamen die tagesthemen-Ausgaben dazu, die am späten Abend Hintergrund- informationen bieten.
Newsroom im Center Unit
„Die ARD hat am Donnerstag, den 10. Oktober 2019, mit der Einweihung des neuen Nachrichtenhauses von ARD-aktuell in Hamburg, einen wichtigen Schritt zu einer weiteren multimedialen Ausrichtung der Tagesschau getan. Baubeginn war im Juni 2017. Hier ist ein Newsroom entstanden, der es uns ermöglicht, unsere Strukturen und Arbeitsweisen modernen Erfordernissen anzupassen“, sagt Marcus Bornheim, der Chefredakteur von ARD-aktuell. „Zentraler Punkt im Großraumbüro ist die sogenannte Center Unit. Dort sitzen die verantwortlichen Redakteurinnen und Redakteure verschiedener Ausspielwege zusammen, also der linearen Angebote der tagesschau, von tagesschau.de, tagesschau24 und der Social-Media-Angebote der „tagesschau“.
Hauptstudio und Regie
Ein kurzer Gang ins Nebengebäude verbindet das Großraumbüro mit dem Hauptstudio und der angrenzenden Regie der „tagesschau“. Schwere Stahltüren verschließen diese Räume. Die 12-Uhr-Sendung beginnt um 11:59:57 mit einer Grafik auf der der tagesschau-Hintergrund mit Weltkarte in blauer CI-Farbe, dem Logo der „tagesschau“, dem Datum und der Uhr zu sehen sind. Eine Sekunde später ist die Studiototale von links oben aufgenommen und im etwas abgedunkelten Studio zu sehen. Die beiden Moderationspulte zeigen hel- le, breite und im Boden umlaufende Lichtakzente, wie sie schmal auch an der Fußbodenstufe auf der Frontseite und hinten unterhalb der Projektionsfläche zu sehen sind. Um 12:00:00 Uhr ertönt der „tagesschau“-Gong. Unterdessen sind im großen Regieraum acht Arbeitsplätze besetzt: Produktionsingenieur Ton, Produktionsingenieur Bild, Sendepilot (ehemals Bildmischer), Supervisor, Teleprompter-Sekretärin, Beleuchter, ein Mitarbeiter der Koordination sowie Chef vom Dienst sind anwesend. Mit Beginn der Livesendung herrscht absolute Stille. Es sind nur leise Kommandos des Supervisors zu hören. Durch die große und schallisolierte Glasscheibe im beleuchteten Studio ist das Moderationspult zwischen den ferngesteuerten Kameras zu sehen. Bis nach der Abspannmusik und der Kamerarückfahrt in die Anfangstotale ändert sich im Regieraum nichts an der konzentrierten Stille des eingespielten Teams. [15405]
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