Benzingeruch und Kameraleute in feuerfesten Overalls: Bernhard Herrmann hat sich für die Ausgabe 7-8/2018 bei der Live-Produktion zum Saisonauftakt des Deutschen Tourenwagenmasters (DTM) umgesehen und dabei fleißig mitgezählt.
Auf der 4,574 Kilometer langen Rennstrecke bei Hockenheim begann am ersten Wochenende im Mai die 32. DTMSaison. Rennfahrer aus zehn Nationen sind die Hauptdarsteller der populärsten internationalen Tourenwagenserie, die das Motto “Laut. Nah. Dran.” trägt. Rechteinhaber, Organisator und Vermarkter des DTM ist die Internationale Tourenwagen-Rennen (ITR) GmbH in Stuttgart.
Das Team um den 1. Vorsitzenden, Gerhard Berger, der erfolgreicher und langjähriger Rennfahrer in der Formel 1 war, hatte die nationalen Fernsehrechte, die zuvor 18 Jahre bei der ARD lagen, erstmals an SAT.1 vergeben. Der Exklusiv-Vertrag zwischen 7Sports, der Sportbusiness-Unit der ProSiebenSAT.1-Gruppe, und der ITR hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Die Livesendungen bei SAT.1, produziert in 1080i, beginnen am Samstag und Sonntag um 13.00 Uhr und umfassen eine 30-minütige Vorberichterstattung, das Rennen sowie Nachberichte. Für das Publikum vor Ort gibt es ein abwechslungsreiches Eventprogramm.
Dieses Jahr treten Audi, BMW und Mercedes-AMG mit Teams an. Die Rennwagen mit V8-Motoren und vier Litern Hubraum erreichen eine Leistung von über 500 PS. WIGE Broadcast aus Hürth wurde von der ITR mit der internationalen TV-Produktion der DTM beauftragt, die in 152 Ländern ausgestrahlt wird.
KAMERAPLAN
Für die ITR führt Thomas Strobl die Regie über das DTMWorldfeed. In seinem Kameraplan für Hockenheim sind insgesamt 50 HD-Kameras eingezeichnet. Diese verteilen sich auf Boxengasse, Rennwagen, die Renn strecke und den Luftraum darüber. Drei Kameras stehen auf Steigern in 40 und 70 Metern Höhe. Je eine Kamera hängt am Kran in der Spitzkehre und am Ende der Ziel geraden.
Ein Hothead steht auf einer Mauer am Ende der Boxengasse. Drei QubeCam nehmen die Mechaniker beim Reifenwechsel an den Rennwagen oberhalb von drei Boxen auf. Eine weitere Chipkamera zeigt die Startampel. QubeCams stehen auch oberhalb der Startampel mit Blick auf die Startaufstellung und an der Ein- und Ausfahrt der Boxen. Vier Handkameras mit Weitwinkel-Optiken wurden in der Boxengasse eingesetzt. Eine drahtlose Highspeed-Kamera in einem Quad stand für das Gelände des Hockenheimrings bereit. Je drei HD-Minikameras mit 8-mm-Optiken wurden in insgesamt vier von der ITR festgelegten Rennwagen montiert.
Für 18 Kameras mussten Gerüste mit verschiedenen Höhen aufgebaut werden. 29 Kamerapositionen waren mit insgesamt über 20 Kilometern Glasfaserleitungen zum TV-Compound fest verkabelt. So konnte sichergestellt werden, dass 18 Rennwagen, Protagonisten, Boxencrews, Kommandostände und das Publikum zu keinem Zeitpunkt aus den Augen verloren wurde. Szenen, die nicht sofort gezeigt werden konnten, wurden aufgezeichnet und sobald es die Gelegenheit gab, re-live aus mehreren Blickwinkeln und auch in Zeitlupen gezeigt.
IM Ü-WAGEN-DORF
Produktionsleiterin Claudia Köhler von TV Skyline rückte am Montagnachmittag vor dem Rennwochenende mit einer Flotte von Produktionsfahrzeugen und 150 Mitarbeitern in Hockenheim an. In der Tonregie von zwei Ü-Wagen wurde der Mehrkanalton in Dolby Digital 5.1 von vier Toningenieuren und acht Tontechnikern hergestellt. Dabei kamen 70 Mikrofone zum Einsatz. Drei Bildingenieure und neun Bildtechniker sorgten für die HD-Fernsehbilder. Elf EVS-Operatoren und ein Slomo-Regisseur zeichneten alle Szenen der Kameras auf, die für das Geschehen im Rennen und abseits der Strecke relevant waren.
Wolfgang Reeh, Inhaber von TV Skyline und Wige Broadcast, brachte als Premiere “The Gallery” mit. Dabei handelt es sich um einen silberfarbenen Sattelauflieger mit Platz für drei Bildregien und einen Büroraum, der an beiden Längsseiten ausgezogen und bis auf Räderhöhe abgesenkt wird. Vom Heckeingang geht es hinter einer gläsernen Schiebetür auf der linken Seite zu vier Arbeitsplätzen in der internationalen “Regie A”.
Die UHD-Monitorwand aus acht nahezu randlosen 55-Zoll-Flachbildschirmen, die jeweils in 16 Kamerabilder aufgeteilt werden können, erleichtert die Arbeit durch einen sehr großen Blickwinkel. In die Arbeitsplatte sind ein Kayenne-Bildmischer, sechs Kommando-Bedienfelder von Riedel und ein weiterer Bildmischer integriert.
Hinter einer Schiebetür Richtung Front sitzen die Mitarbeiter von SAT.1 in der “Regie B”. Dort gibt es sechs 55-Zoll-UHD-Monitore, einen Kayak-Bildmischer und fünf Kommando-Bedienfelder. Hinter der dortigen Monitorwand befindet sich ein kleiner Büro- und Besprechungsraum. Gegenüber der “Regie A” liegt die “Regie C”. Dort befassen sich vier Mitarbeiter mit dem DTM-TV, das für die Fans und das Publikum auf dem Hockenheimring hergestellt wird.
Neben drei 48-Zoll-UHD-Monitoren sind dort ein 4-M/E-Bildmischer, drei Kommando-Bedienfelder und ein Yamaha-Tonmischer untergebracht. Die drei klimatisierten Regien von “The Gallery” können auf alle Grafik-, Interkom-, Bild- und Tonsignale zugreifen. “Das Arbeiten in den drei zusammenliegenden Regien ermöglicht den sofortigen persönlichen Austausch der Mitarbeiter und stellt ein entspannteres Arbeiten in den jeweiligen Separées dar”, sagt Wolfgang Reeh.