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Broadcast-Produktion in Brüssel zur Europawahl (2)

Plenarsaal als TV-Studio

Gemeinsam mit der Medienabteilung des Europäischen Parlaments berichteten um die 1.000 Journalisten und Medienvertreter aus Brüssel von der Europawahl 2024. Wir warfen in unserem Heft 9.2024 einen Blick auf den beträchtlichen technischen Aufwand und ziehen ein Fazit.

Zum TV-Studio umgebauter Plenarsaal, 2. Etage der Aufsager-Positionen
Foto: Creative Art Production

Gegenüber der VoxBox hatten sich ARD, Phoenix und Euronews mit kleinen, offenen Studiosets und jeweils mehreren eigenen Kameras eingerichtet. Die vier dazugehörigen SNG-Fahrzeuge waren draußen vor dem Gebäude geparkt. Weitere 120 TV-Sender hatten sich für die Berichterstattung von der Europawahl im Spinelli-Gebäude und dem breiten Gang zum Spaak-Gebäude mit eigenen Standup-Positionen samt einer oder zwei Kameras sowie Produktionspersonal errichtet. TV-Sender mit kleinem Budget nutzten manchmal auch nur Smartphones, LED-Leuchten und separate Mikrofone, um die Live-Schalten mit Aufsagern der Journalistinnen und Journalisten zu realisieren. Ein 5G-Mobilfunknetz für die Datenübertragung war überall in den Gebäuden vorhanden. Andere TV-Produktionen nutzten LiveU-Einheiten oder das Glasfasernetz der Eurovision.

ARD Presenterposition mit Tina Hassel

Spinelli-Gebäude: Presenter Position "Phoenix"
ARD und Phoenix hatten ihre Studio-Sets gegenüber dem „Agora“-Studio. (Foto: Creative Art Production)

Mit großem Aufwand war der Plenarsaal als riesige Show-Bühne umgestaltet worden. Dazu wurde auf der Frontseite eine Bühnenfläche mit Shinyfloor eingerichtet, auf der sich zwei Rednerpulte für die Präsentatoren der Wahlergebnisse befanden. Im Halbkreis und beginnend vom Bühnenboden bis oben zur Decke des Plenarsaals war eine LED-Videowall installiert, die neben Videoeinspielungen mit Stimmabgaben von Politikern, die jeweiligen Prognosen, Hochrechnungen und Ergebnisse aus den jeweiligen Ländern in verschieden animierten Darstellungen mit Diagrammen zeigte. Die verbliebenen Sitzplätze der Abgeordneten dienten den Journalisten als Arbeitsplätze.

In einem doppelstöckigen Gerüst über die gesamte Breite der Rückseite des Plenarsaals, wo sonst Zuschauerplätze sind, waren etwa vier Dutzend Positionen für Aufsager der Reporter der TV-Sender mit jeweils einer 230-V-Stromversorgung sowie Übertragungsleitungen eingerichtet worden. Die Inhouse-TV-Produktion erfolgte mit zwölf Grass-Valley-Kameras LDX 86N Worldcam auf Stativen und Steadicam, unter anderem mit Canon Digisuper 90 UHD-Boxobjektiven. Eine X-fly-3D-Cablecam-light im Shootover Gimbal zeigte aus der Vogelperspektive dynamische und in der Weitwinkelansicht beeindruckende Bilder.

Zum TV-Studio umgebauter Plenarsaal, zwei Führungskameras mit Kameraleuten
Insgesamt zwölf Grass-Valley-Kameras LDX 86N mit Canon Digisuper 90 UHD-Boxoptiken zeigten das Geschehen im Plenarsaal. (Foto: Creative Art Production)

Bild- und Tonregie

In Nebenräumen des Plenarsaals wurden eine mobile Bild- und Tonregie, die Bildtechnik, der zentrale Geräteraum, die umfangreiche Kommunikationstechnik und weitere TV-Gewerke untergebracht. Eine zweite mobile Bild- und Tonregie wurde parallel für den Havariefall betrieben. 15 Ingenieure und 200 Mitarbeitende waren notwendig, um die gesamte Technik für die Europawahl 2024 einzurichten und zu betreiben.

Die Produktion des Bildes erfolgte in 1080i. Der Sendeton wurde in Mono hergestellt, weil dem jeweiligen World Feed insgesamt 24 verschiedene Sprachkanäle zugemischt werden mussten. Darin enthalten war auch der Sprachkanal des jeweiligen Dolmetschers der Sprache des betreffenden Landes des EU-Parlamentes.

Die Signalübertragung von den Kameras zur Kreuzschiene erfolgte per IP-Leitungen. Das World Feed wurde über das Internet per IP, Satellit und Glasfaserleitungen zu den Empfangsstationen der jeweiligen Sender der Länder gesendet. Das Recording fand mit mehreren EVS-Einheiten und zwei EVS-Operatoren statt. Der Livestream wurde als SMPTE-2110-Signal produziert. Dabei gab es Delays in der Größenordnung von 30 bis 60 Sekunden.

Plenarsaal, X fly 3D cablecam light Kamera in Shootover Gimbal
Auch eine X-fly-3D-Cablecam-light im Shootover Gimbal kam zum Einsatz. (Foto: Creative Art Production)

Fazit

Der Aufwand mit 200 Mitarbeitenden und tonnenweise eingebrachtem Material für die Berichterstattung über die Europawahl 2024 aus dem Europäischen Parlament in Brüssel war enorm und wurde zudem von der hauseigenen audiovisuellen Abteilung des Europäischen Parlaments unterstützt. Die bereits vorhandene Ausstattung mit Broadcast-Technik in den TV-, Multimedia- und Radiostudios in Kombination mit der zusätzlichen temporären Technik entsprach in Umfang und Größe der eines deutschen öffentlich-rechtlichen Senders und ließ keine Wünsche offen. Gemeinsam mit der von den Medien selbst eingebrachten und vom Europäischen Parlament bereitgestellten Technik konnten alle europäischen Medien technisch hochqualitativ im Fernsehen, Radio und online über das Internet in den verschiedenen Produktionsformaten über die Europawahl 2024 aus Brüssel berichten. [15470]

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