Für die RBB-Dokureihe „Charité Intensiv: Station 43“ drehte Dokumentarfilmer Carl Gierstorfer die Auswirkungen von Covid-19 auf den Klinikalltag. Gierstorfer drehte im Ein-Mann-Team, wobei sich der Ton als besondere Herausforderung erwies. Der Hamburger Tonmeister Volker Zeigermann stand hier beratend zur Seite und berichtete für unsere Ausgabe 10.2021, welche Lösungen er fand.
Volker, wie kam das Projekt zu euch? Wir kennen Docdays schon ganz lange. An einem Samstagmittag nach Weihnachten 2020 rief Antje Boehmert bei uns an und erzählte mir vom Projekt von Carl Gierstorfer, dass er ohne Tonteam ein Dokumentarfilmprojekt auf der Intensivstation macht und sie nicht genau wissen, wie sie es technisch lösen sollen, die Informationen auf die Tonspur zu bringen.
Was war die Herausforderung? Auf einer Intensivstation haben wir es mit Störgeräuschen zu tun von den vielfältigen lebenserhaltenden Maschinen, welche höllenlaut sind. Wir haben die halligen Räume und vor allem in der Pandemie die Schutzanzüge, die knistern, sowie die Masken, die die Sprache der Leute wirklich schwer verständlich machen. Ein Worst-Case-Szenario für den Ton – auch unter normalen Umständen. Dann kam dazu, dass Carl alles als One-Man-Show machen musste.
Wonach habt ihr dann gesucht? Uns war klar: Er kann nur Ausrüstung verwenden, die nicht seine Aufmerksamkeit braucht, sondern mehr oder weniger selbstständig läuft. Und wenn man dann noch im Genre Dokumentarfilm denkt, weiß man, das Budget in der Postproduktion ist nicht sehr hoch. Man muss eine Technik verwenden, die einfach durch die Postproduktion bearbeitbar ist. Im Vordergrund stand dann vor allem Sprachverständlichkeit. Denn damit steht und fällt der Inhalt. Und dann haben wir uns zehn Minuten beraten und ein paar Vorschläge gemacht.
Was war dann eure Lösung? Wir haben den Tentacle Track-E vorgeschlagen. Der Vorteil ist, dass er einen hervorragenden Vorverstärker hat, dass die Audioschaltung von jemandem entwickelt wurde, der weiß, was Ton bedeutet. Der Limiter vom Track-E ist sehr gut auf Sprache optimiert und fällt nicht auf. Der Rekorder hat nicht nur die Fähigkeit, 48 kHz 24 bit aufzuzeichnen, sondern schafft auch 32 bit Floating System. Hinzu kam das gerichtete Mikrofon DPA 4097, das mit seinem Gooseneck auf dem Track E angebracht wird und jederzeit irgendwo in der Nähe der Schallquelle hingelegt werden kann. Über Bluetooth kannst du die Aufzeichnung am Smartphone überwachen.
Reichte die Stromversorgung für die langen Drehtage?
Der Akku des Track-E läuft sicher seine 15 Stunden, wenn man ihn lässt, was für die Drehtage ausreichte. Das ist auch der Vorteil gegenüber einer Funkstrecke. Im Track-E ist ja nicht viel drin, was Strom zieht. Die Funkstrecke verbraucht immer eine gehörige Portion Energie für die Signalübermittlung.
Gab es noch weitere Tipps, die ihr dem Docdays- Team geben konntet?
Carl setzte ja die Røde Wireless GO Sender ein, die einfach an den Kragen geklemmt werden können. Im Klinikumfeld sehen die auch wie Pager aus und nicht wie Mikrofone. Der Clip drückt zudem das Plastik der Schutzanzüge um das Mikrofon herunter, damit es nicht ins Mikro knistert. Einmal gepairt, verlieren die sich auch nicht und zumindest in Innenräumen reicht die Reichweite. Die Ausrüstung haben wir noch am Samstagnachmittag rausgeschickt, denn Carl drehte bereits seit ein paar Tagen. Ich glaube, schon am Dienstag drauf hat er das eingesetzt. Dann haben wir drei Monate nichts mehr von denen gehört. Das ist immer ein gutes Zeichen! [14815]