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Filmemacher Christian Genzel über seine „The Frighteners“-Doku 

Unterschätztes Meisterwerk

Für die 4K-UHD-Blu-ray-Box von Peter Jacksons „The Frighteners“ sollte der Salzburger Filmemacher Christian Genzel ein paar Featurettes beisteuern. Daraus wurde am Ende „No Way to Make a Living“, ein eigenständiger, 95-minütiger Dokumentarfilm, dessen Interviews nur per Zoom stattfinden konnten. Dennoch entstand ein lebendiges Zeitdokument, das 25 Jahre nach dem Filmrelease noch Unbekanntes über die Entstehung des Films enthüllt.

DVD Box von "The Frighteners" vor einem Monitor
Foto: Timo Landsiedel

Der Film ist ein kleines Meisterwerk: Vor über 25 Jahren brachte Peter Jackson „The Frighteners“ ins Kino. Vom Genre schwer einzuordnen, floppte der Film international an der Kinokasse. Doch seine Leistung kann vor allem in der Retrospektive nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nicht nur, dass der Film zusammen mit „Heavenly Creatures“ Jacksons Eintrittskarte nach Hollywood war, was zu seinem Lebenswerk, der „Herr der Ringe“-Trilogie, führte. Zudem stieß er die mittlerweile preisgekrönten Weltkarrieren von WETA-Workshop-Gründer Richard Taylor und Szenenbildner Grant Major an und sorgte für die Gründung von WETA Digital. Auch inhaltlich war der Film außergewöhnlich. Die schräge Mischung aus effektgeladenem Horror und Comedy war ihrer Zeit voraus, noch dazu mit Michael J. Fox in der Hauptrolle, einem Schauspieler aus Hollywoods A-List. Grund genug, „The Frighteners“ in einer Sammlerbox herauszubringen. Das dachte sich jedenfalls vor ein paar Jahren das Team von Turbine Medien. Die legen seit den frühen 2000er Jahren Sondereditionen ihrer Lieblingsfilme neu auf, oft mit exklusivem Extramaterial. So wurden unter anderem die Turbine-Veröffentlichungen von „Pitch Black“ oder „Twister“ mit exklusiv für die Box angefertigten Featurettes versehen.

Filmemacher Christian Genzel
Filmemacher Christian Genzel führte Regie und schrieb das Buch zu „No Way to Make a Living“. (Foto: privat)

Kein Promogefasel

Für die genannten, reinen Interview-Featurettes verant- wortlich war der Salzburger Filmemacher Christian Gen- zel. So sprach er für „Twister“ mit dessen Regisseur Jan de Bont, dem DoP von „Stirb Langsam“ und interviewte für „Pitch Black“ dessen DoP David Eggby, Co-Autor Ken Wheat und Animatronics Supervisor John Cox. „Ich bin ein ganz großer Fan von Behind-the-scenes-Material. Das war für mich ein ganz großer Schritt, als die DVDs aufkamen und die Filme plötzlich bestückt waren mit ganz viel Hintergrundinformationen“, sagt Genzel. „Ich liebe es vor allem, wenn die Künstler, die Macher, über ihre Arbeit reden. Diese Einblicke, die man da kriegt, das Gespür für das Handwerkliche, und auch für die Gedankengänge, die dahinter stehen.“ Den Anspruch, die Arbeit der Mitwirkenden wertzuschätzen, legt er auch an seine eigenen Featurettes an. Er möchte ehrliche Geschichten hören, kein Promogefasel. Auch für das Bonusmaterial der „The Frighteners“-Box, die das 25-jährige Jubiläum des Films markieren sollte, kontaktierte das Turbine-Team Genzel. Geplant waren eine Handvoll Featurettes. Es kam anders.

Interviews per Zoom

Genzel identifizierte erst mal seine möglichen Ansprechpartner. In Frage kamen die Heads of Department der wichtigsten Gewerke sowie die Schauspieler. „Der Prozess ist wirklich so, dass man am Anfang erst mal zusammenschreibt, wer ist interessant, wen fragt man an, was sind die Wunschkandidaten“, erklärt Genzel. „Und dann schreibt man natürlich so eine Einschätzung dazu, wie wahrscheinlich es ist, dass man diese Person kriegt.“ So schrieb Christian Genzel tatsächlich mit Peter Jacksons Produktionspartnerin Clare Olssen von dessen Produktionsfirma Wingnut Films hin und her, die auch einem Interview nicht abgeneigt war. Leider war Jackson zu dem Zeitpunkt mit dem Fertigstellen der Dokumentation „The Beatles: Get Back“ beschäftigt.

Christian Genzels Wunschliste an Besetzung und Crewmitgliedern war lang. Er recherchierte also für jeden Agentur oder Management und schickte eine Anfrage. Manche betrieben auch eine eigene Homepage mit Kontaktformular oder gar einer aktuellen E-Mail-Adresse. Schwer war es vor allem bei denen, die mittlerweile nicht mehr aktiv tätig sind. Für gewöhnlich läuft es so: Der eine Teil sagt ab, der nächste meldet sich gar nicht zurück und der klägliche Rest wird interviewt. Hier jedoch war es anders: Nach und nach trudelten die Zusagen ein. Wenn es mehrere Leute gab, die über ihren Fachbereich hinaus etwas über die Arbeit von Peter Jackson sagen konnten, entschied sich Genzel gegen einzelne Featurettes. Stattdessen unterschnitt er die Aussage, was eine längere Form nahelegte. „Die Länge ergab sich tatsächlich erst dadurch, wie viele Leute wir zusammen gebracht haben“, so Genzel. Als die Anzahl der Zusagen feststand, klopfte er bei Turbine Medien an und ließ sich von Projektleiter Christian Bartsch, der für die „The Frighteners“-Box zuständig war, die Zusage für eine lange Doku geben. [15297]


 

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