Produktion des neuen Musikformats „Hookline“ für Funk
Zwischen Live und How-To
von Redaktion,
Mit innovativen Formaten aus Gaming, Comedy und Lifestyle hat sich Funk, das junge ARD/ZDF-Content-Netzwerk, am Markt positioniert. Mit dem Musikformat „Hookline“ geht die Offensive jetzt weiter. Dropout Films aus Mainz produziert die Reihe. Renatus Töpke organisierte den Dreh und berichtete in unserem Heft 1-2/2019 von Planung und Dreharbeiten.
„Hookline“ steht wie viele aktuelle Funk-Formate in der Tradition der Edutainment-Sendungen. Eine Folge „Hookline“ behandelt ein Songpaar und besteht aus mehreren Videos: In zwei sogenannten How-To-Videos analysiert der Mannheimer Musikproduzent Jules Kalmbacher Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden ausgewählten Lieder und arrangiert jeweils eine neue Version des Songs im Stil des anderen. In den beiden dazugehörigen Live-Session-Videos spielt dann eine eigens für „Hookline“ zusammengestellte Band die neu komponierten Lieder live im Studio ein. Das Ergebnis wird ein paar Tage nach dem entsprechenden How-To-Video veröffentlicht. Ein Instagram-Special, in dem Vier-Augen-Interviews mit bekannten Musikern und Musiktheoretikern geführt werden oder ein einzelner Aspekt des jeweiligen Themas vertieft wird, ergänzt die Videos.
Es ist früh am Morgen, als sich gut zwei Dutzend Menschen Mitte Oktober am Set in Sandhausen einfinden. Location für die Live-Sessions der „Hookline“-Band ist die Kleine Audiowelt, ein geräumiges Studio, in dem bereits Künstler wie Xavier Naidoo, Get Well Soon und Nena aufgenommen haben. Während die Musiker und Toningenieure gemeinsam mit Kalmbacher die Instrumente und deren Mikrofonierung vorbereiten, legen DoP Sascha Heyden und sein Oberbeleuchter Nils Künstler noch einmal Hand an Kameras und Licht. Gleichzeitig gibt Regisseur Daniel Seideneder finale Anweisungen. „Jede Live-Session soll optisch anders erzählt werden und jedes Musikstück neu klingen. Dabei müssen natürlich die Musik, das Genre, der Künstler und vor allem das jeweilige Musikvideo des Originalsongs berücksichtigt werden“, erklärt er. Eine Aufgabe, der sich neben Regie und Kamera auch Ausstatterin Quynh Anh Nguyen angenommen hat.
Redaktionell gab es natürlich ebenfalls Herausforderungen zu meistern. Gerade das Finden der richtigen Songs erwies sich als kompliziert, erinnert sich der „Gute Arbeit Originals“-Macher und betreuende Redakteur von Funk, Christian Kleinau. „Immer wieder zwei Songpaare zu finden, die musikalisch weit auseinander liegen und trotzdem so gut zusammen passen, dass der Genretausch einen besonderen Zauber entfacht, war nicht so leicht.“ Zudem sollte mindestens eines der beiden Lieder eine gewisse Aktualität haben, um das jüngere Publikum zu erreichen.
DIE PRODUKTION
Um jedem Song einen individuellen Look zu geben, wird mit stark variierenden Lichtsetups und abwechslungsreicher Kameraführung gearbeitet. „Im Tonstudio hängen weiße Boxen an den Wänden, die den Schall brechen sollen. Recht früh war klar, dass wir sie in das Lichtkonzept einbeziehen werden. Hierfür haben wir Astera Pixeltubes gewählt, die durch interne Akkus und Wireless DMX flexibel und ohne Verkabelung einsetzbar sind“, berichtet Heyden. Er ergänzt: „Je nach Song kommen diese in ver- schiedenen Konstellationen zum Einsatz; mal indirekt oder direkt, mit oder ohne WD-Folie, knallig bunt oder ganz reduziert. Auf die gleiche Art und Weise kamen Astera Lightdrops zum Einsatz, die in weißen Plastikwürfeln verbaut wurden.“ Mit Oberbeleuchter Künstler wurde zudem eine Traversenkonstruktion entwickelt, in der eine 8×8 Softbox hängt, die von einem ARRI SkyPanel S360-C beleuchtet wird. Moving Lights aus der Veranstaltungstechnik sowie Kunstlichtstufen ergänzen das Setup.
Der großflächige Einsatz von LED-Technik ermöglicht nicht nur den schnellen Wechsel der Farbtemperatur, sondern macht auch den Einsatz von farbigem Licht ohne große Umbauten möglich. Vom Lichtmischpult aus steuert Veranstaltungstechniker Milan Spira den bei den Proben bereits gespeicherten Ablauf, was beim Dreh viel Zeit spart. Jeder der vier Kameraleute – Christine Wetzel, Philipp Kuhn, Matthias Knebel und DoP Heyden selbst – hat über Funk die Liveband auf dem einen Ohr, die Ansagen der Regie auf dem anderen.
Bevor die Aufnahmen beginnen, müssen in gemeinsamen Proben mit der Band die genauen Lichtabläufe finalisiert werden. Danach werden solange Close-Ups von Sängerin respektive Sänger und den Instrumentalisten gefilmt, bis von Kalmbacher einer der Durchläufe als musikalischer Master-Take bestimmt wird.
Ab diesem Zeitpunkt werden weitere, offenere Einstellungen gedreht sowie experimentellere und unkonventionel- lere Shots gesammelt. Hierzu haben sich drei der vier Kameraleute ausschließlich auf die Band konzentriert und sukzessive jedes einzelne Instrument abgearbeitet, während die vierte Kamera am Mischpult im Regieraum bleibt, um einen Blick hinter die Kulissen zu liefern. Im Schnitt wird so jedes Lied zehn Mal gespielt, bis alle Beteiligten zufrieden sind. Zum Einsatz kommen hier vier Sony PXW-FS7-Kameras, aufgezeichnet wird in UHD im Farbraum S-Log3. Um schnell und möglichst spontan die Per- spektive wechseln zu können, werden die FS7 flexibel als Schulterkamera oder vom Stativ eingesetzt, um eine zur Stimmung des Songs passende Bildsprache zu erhalten. Die How-to-Videos, die in Kalmbachers Studio gedreht werden, strahlen wiederum eine heimelige Atmosphäre aus, die auch dem entspannten Charakter des Produzenten und seiner Arbeitsweise entspricht. Hier gibt es nur die Kameras, den Menschen und die Musik. Die Magie, der Kalmbacher in diesen Videos nachspürt, wird für den Zuschauer greifbar gemacht.
Auch bei den How-to-Videos sind vier Kameras in Benutzung: Zwei Sony FS7 filmen vom Stativ Kalmbacher und eine Sony A7s II das, was auf seinem Monitor passiert. Um auch hier einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren, wurde außerdem eine DJI Osmo fest unter der Decke installiert, auf deren Bild der gesamte technische Aufbau inklusive Kamera- und Tonleuten sichtbar ist. Bei den Objektiven griff man, sowohl für die Live-Sessions als auch für die How-to-Stücke, hauptsächlich auf Canon L-Zoom-Optiken zurück.