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Live-Übertragung vom Staatsbesuch des US-Präsidenten in Berlin

Broadcast Made in Germany (2)

Für die Live-Übertragung des Staatsbesuchs des US-Präsidenten setzten die deutschen Sendeanstalten auf das bewährte „Berliner Modell“. Dabei produzierten ARD, ZDF, Phoenix, n-tv, RTL, SevenOne Media und Welt gemeinsam das Weltbild mit insgesamt 22 Kameras. Der TV-Dienstleister Betamobil aus Berlin war an drei Veranstaltungsorten mit kompakten Ü-Wagen im Einsatz. Bernhard Herrmann begleitete das Geschehen für unsere Ausgabe 12.2024 und beleuchtete die organisatorischen und produktionstechnischen Herausforderungen.

Ü6 von Betamobil am Schloss Bellevue
Schwer bewacht: der Ü6 von Betamobil am Schloss Bellevue (Foto: Creative Art Production)

Der Berliner TV-Dienstleister Betamobil unterstützte die Berichterstattung rund um den Staatsbesuch mit drei Ü-Wagen und umfassender technischer Ausstattung. Dabei kamen am Schloss Bellevue der HD6, am Bundeskanzleramt der HD7 und am Paul-Löbe-Haus der HD4 zum Einsatz. Zusätzlich wurden an allen Orten HMI-Scheinwerfer für eine schattenfreie Ausleuchtung aufgestellt, sowohl im Innen- als auch Außenbereich.

Am Schloss Bellevue setzte Betamobil sechs Grass Valley LDX 80 HD-Kameras ein, die mit Canon HD-Objektiven ausgestattet waren und strategisch rund um das Gelände positioniert wurden. Eine Kamera befand sich auf einem Stativ hinter der Pressetribüne, eine weitere am Gehweg neben der Treppe und eine zusätzliche Kamera wurde für den Gästebuch-Eintrag im Schloss verwendet. Zwei Kameras dokumentierten die Ordensverleihung, und im Garten standen zwei weitere Kameras, darunter eine auf einem Gerüst hinter den Soldaten. Eine mobile Schulterkamera mit Drahtlosübertragung diente der Live-Berichterstattung bei der Vorstellung der Delegationen. Die Bildmischung erfolgte über ein Ross Video Carbonite 2,5 M/E Bildmischpult, während die Tonaufnahmen von 16 Mikrofonen über ein Soundcraft Vi-1 Audiomischpult gemischt und als Stereoton-Atmo gesendet wurden. Das HD- Programmsignal wurde dann per Uplink auf den Satelliten Astra 3B übertragen.

Vor dem Bundeskanzleramt waren zwei Sony HDC-2400 Kameras mit Weitwinkelobjektiven installiert, um die Ankunft der Gäste zu drehen. Im lichtdurchfluteten Obergeschoss, das für die Pressestatements vorbereitet war, hing eine Truss mit mehreren HMI-Leuchten und Infrarotsendern für die drahtlosen Dolmetscher-Systeme. Linksseitig sorgte eine zusätzliche HMI-Flächenleuchte für eine optimale Ausleuchtung. Zwei weitere Sony HDC-2400 Kameras auf Stativen erfassten die Redner sowie seitliche Gegenschüsse. Hinter der Fotografentribüne stand ein großer Audio-Splitter mit 30 Kanälen, der sowohl den Original-Ton als auch die Übersetzungen in Deutsch und Englisch bereitstellte. Von dort sendete der Betamobil HD7 das Bild- und Tonsignal über einen Satelliten-Uplink zum Astra 1N.

„Produktionen dieser Art machen wir wirklich am liebsten. Unser Portfolio an verschiedensten Übertragungsfahrzeugen bietet jedem Kunden das perfekt auf ihn zugeschnittene Setup“, erläuterte Thomas Busch, Geschäftsführer von Betamobil Berlin. „Seit 30 Jahren sind wir Gäste im Kanzleramt, Bellevue, Reichstag und allen anderen wichtigen politischen Locations in der Stadt und unsere Auftraggeber profitieren von diesen Erfahrungen. Der kurzfristige Zeitplan war diesmal zusammen mit allen Beteiligten wohl am spannendsten!“

Matthias Deiß, stellvertretender
Leiter des ARD-Hauptstadtstudios

Frederik Pleitgen, Senior InternationalCorrespondent bei CNN
Aufsagerpositionen am Bundeskanzleramt: oben Matthias Deiß, stellvertretender Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, unten Frederik Pleitgen, Senior International Correspondent bei CNN (Foto: Creative Art Production) (Bild: CAP Solutions)

Aufsager-Positionen

Das sieht Werner Melzer, Produktionsleiter beim ARD-Hauptstadtstudio, ähnlich. „Wir hatten bei diesem Arbeitsbesuch sehr wenig Vorbereitungszeit und konnten dank unserer sehr langen Zusammenarbeit auch diese Herausforderung gemeinsam meistern“, erläutert er die ­ organisatorischen Herausforderungen. „Mein besonderer Dank geht an alle Partner des Berliner Modells für die tolle Zusammenarbeit und der sehr guten Produktionsleistung. Das Berliner Modell ist ein Leuchtturmprojekt in der deutschen Fernsehproduktion und rechnet sich finanziell für alle.“

Das ARD-Hauptstadtstudio hatte am Paul-Löbe-Haus gegenüber dem Bundeskanzleramt mit dem HD4 Ü-Wagen samt SNG-Uplink und Rüstwagen von Betamobil eine Aufsagerposition eingerichtet. Für die Berichterstattung kam dort eine Sony HDC-2400 Kamera auf Stativ mit einem Weitwinkelobjektiv und HMI- Beleuchtung zum Einsatz. Hier führte der stellvertretende Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Matthias Deiß, seine Live-Schaltungen für die „tagesschau“ und „tagesschau 24“ durch. Die Location nutzten auch über ein Dutzend weitere TV-Sender. CNN International berichtete live aus Berlin von einer Position direkt neben dem Paul-Löbe-Haus. Vor einer Sony Alpha 7 Kamera, die über eine LiveU-Einheit verbun- den war, schaltete sich Frederik Pleitgen, Senior International Correspondent in Berlin, in die Zentrale von CNN in Atlanta. Eine Assistentin übernahm die Kommunikation zur Sendeabwicklung per Mobilfunk. Auch die Rückmeldungen der Regie und die Kommunikation mit der Moderatorin im Studio in Atlanta wurden so übermittelt.

Fazit

Für den Besuch von US-Präsident Joe Biden in Berlin akkreditierte das Bundespresseamt 813 Medienvertreter aus 29 Ländern, darunter 122 aus den USA. Trotz der präzisen Planung sorgten jedoch organisatorische Pannen des „WhiteHouse Press Pool“ für internationale Aufmerksamkeit. So verzögerte sich der Ablauf erheblich, da der Pool verspätet im Schloss Bellevue eintraf, was den US-Präsidenten in der Zufahrt warten ließ. Auch am Bundeskanzleramt musste Kanzler Olaf Scholz aufgrund der abermaligen Abwesenheit des US-Pressepools vergebens vor dem Eingang warten – eine Szene, die weltweit live übertragen wurde.

Der ansonsten reibungslose Ablauf des Besuchs, ermöglicht durch das Zusammenspiel deutscher Sicherheitskräfte, der Protokollabteilungen und des Bundespresseamtes, zeigte die professionelle Organisation der deutschen Gastgeber und unterstrich das hohe Niveau der deutschen Broadcast-Technik und Medienkoordination. Das Berliner Modell, bei dem ARD, ZDF, Phoenix, n-tv, RTL, SevenOne Media und Welt mit Unterstützung durch bewährte TV-Dienstleister ein World Feed mit erstklassigem Bild und Ton produzierten, bestätigte die Qualität von „Made in Germany“. [15502]

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