Was sind die größten Feinde winziger Lavalier- und Headset-Mikrofone? Wackelige Positionierung mit raschelndem Ton, plus jeder noch so leichte Luftzug. Denn um und in der Kapsel fehlt der Raum, um Windbewegungen ohne weiteres Zubehör abzubremsen. Der DPA Air1 soll das Maximum an Windschutz ausloten und die oft knifflige Handhabung erleichtern – nicht nur für DPA-Mikrofone.
Foto: DPA
Grobmotoriker sollte man sowieso nicht mit Miniaturmikrofonen hantieren lassen. Aber auch mit viel Sorgfalt bleibt deren Handhabung eine Herausforderung: Alles ist klein, empfindlich, zerbrechlich – im Sinne maximaler optischer Zurückhaltung. Die Hersteller sind den Ansprüchen von Technik bis Regie nicht nur mit akustisch verbesserten Wandlern begegnet. Gerade die mechanische Robustheit, Optik, das Handling und das Zubehör an Befestigungsmaterial standen im Fokus. Ein Mikrofon, das sich nicht einfach und vor allem sicher positionieren lässt, wird nie gut performen. Mittlerweile verzögern Hersteller sogar Markteinführungen, wenn dieses Mikrofonzubehör noch nicht am Start ist.
Was aber bisher fehlte, war ein richtig guter Windschutz für Kleinstmikrofone. Dabei stand das Thema Windshield bei DPA schon immer unter Beobachtung. Als DPA Air1 liefert man nun ein Zubehör in zwei Kapsel-Durchmessern, für DPA-Mikrofone, aber auch für Mikrofone anderer Hersteller. Entwickelt wurde der neue Windschutz von Timo Klinge, einem erfahrenen Audio Engineer, der bekannt für seine Vorliebe zu akustischen Herausforderungen in der Produktionspraxis ist. Timo Klinge arbeitete in verschiedenen Positionen innerhalb der Branche, darunter als Toningenieur, Produktentwickler und Akustikexperte. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag jetzt darauf, die Benutzerfreundlichkeit und die akustische Leistung des Windschutzes zu optimieren
Dem Air1 kann man sich nun auf zwei Wegen nähern: Sicher an seiner stabilen Klemme fassen, aufs Mikro schieben, Klemme loslassen – fertig. Sitzt, passt, wackelt nicht und hat Luft! Oder man schaut ihn sich noch einmal genauer an.
Design und Konstruktion
Der Air1 besteht aus dem Fell und einer inneren Klemme, ähnlich einer winzigen Wäscheklammer. Die Klemme ist aus robustem, UV-stabilisiertem Hartplastik gefertigt, das auch in Autoscheinwerfern Verwendung findet. Diese Materialien gewährleisten Haltbarkeit und Beständigkeit gegen raue Wetterbedingungen auch bei häufigem Gebrauch. Eine Feder aus rostfreiem Stahl in der Klammer garantiert einen sicheren Halt des Mikrofons.
Einfach und effektiv: Die Konstruktionszeichnung zeigt Klammer, Abstandsringe für Luftvolumen, Anschlag für die Kapsel und eine diese umgebende, akustisch wirksame Fläche. (Grafik: DPA)
Dies sei, so DPA, langfristig sicherer und verschleißfreier als kleine Ringe oder Bänder aus Gummi. Der Air1 ist für die schnelle und einfache Montage an omnidirektionalen Headset- oder Lavalier-Mikrofonen mit rundem Kopf und einem Durchmesser von 2,5 mm bis 5,8 mm vorgesehen. Die beiden Größen des Air1 sind durch eine Farbcodierung der Metallfeder leicht zu unterscheiden: Rot für die kleinere Größe (2,5 mm bis 4 mm) und Silber für die größere Größe (4 mm bis 5,8 mm). Die stabilen Haltegriffe an der Windschutzöffnung ermöglichen eine schnelle und sichere Platzierung des Mikrofons.
An die Klammer angesetzt sind zusätzlich Elemente, die für einen Lufthohlraum um die Mikrofonkapsel und für einen konstanten Abstand sorgen. Die Kapsel rutscht also nicht einfach ins Fell. Ein gleichbleibendes Luftvolumen um die Kapsel dient der definierten Windreduzierung und einer konsistenten Klangqualität. Diese stabilen Bögen und ein Mikrofonanschlag sorgen auch dafür, dass das Mikrofon im optimalen akustischen Sweet Spot positioniert bleibt. Man setzt die Kapsel einfach bis zum Anschlag ein – fertig. Sich das jetzt nicht noch jedes Mal genau ansehen zu müssen, beschleunigt den Einsatz enorm.
Das Fell um die Kapsel scheint eine Banalität, aber man versuche einmal, von Zulieferern eine gleich bleibende Textilstruktur längerfristig in definierter Farbe zu beziehen, das zudem in noch relativ kleinen Abnahmemengen, obwohl DPA ja schon größere Stückzahlen als etwa ein Manufakturbetrieb produziert. Eine Herausforderung, der Audio-Spezialhersteller auch bei anderen Materialien begegnen.
Geachtet wurde bei den Fasern, die gar nicht übermäßig lang ausfallen, auf eine über Jahre haltende Farbgebung, ein gutes Formgedächtnis und eine einfache Pflegemöglichkeit. Faserlänge und Materialdichte wurden in vielen Versuchen so abgestimmt, dass sie optimale Windabweisung und akustische Transparenz bieten. Die Felle sind mit schwarz, braun, beige, weiß, off-white und grau in sechs verschiedenen Farben erhältlich. Da ist es sicher sinnvoll, sich direkt ein komplettes Farb-Set zuzulegen. Dass DPA sogar zwei Weißtöne bereitstellt, unterstreicht die Liebe zum Detail für einer optimale optische Anpassung an die zu mikrofonierende Szene.
Grenzgänger
Wenn die Kapsel schon in einer Halterung steckt, die unvermeidbar auch einen akustischen Einfluss ausübt, nutzt DPA diese gleich bewusst als Grenzfläche. Solche Grenzflächen werden eingesetzt, um Reflexionen in der Nähe der Kapsel zu kontrollieren und den Klang natürlicher und direkter erscheinen zu lassen. Direkt hinter der Kapsel erzeugt sie im Air1 ein Druckfeld um die Mikrofonmembran. Timo Klinge hat diese Grenzfläche so dimensioniert, dass sie möglichst diejenigen Frequenzen verstärkt, die zuvor durch das Fell leicht abgeschwächt wurden.
Das mag man alles als Over Engineering empfinden. Oder als konsequenten Gestaltungswillen am Produkt, Design im Sinne der Anwendung: Man fühlt sich mit den Air1 in jeder Hinsicht in der eigenen Produktionsarbeit sehr ernst genommen. [15504]