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Todd Sheridan Perry setzte bei der Amazon-Prime-Serie „I’m a virgo“ auf In-Camera-Effekte

Das Beste beider Welten

Visual Effects Supervisor Todd Sheridan Perry setzte für die Amazon-Prime-Video-Serie „I’m A Virgo“ In-camera-Effekte ein, um die vier Meter große Hauptfigur zu erzählen. Dabei setzte er vor allem auf Forced Perspective. Trotz hohem Aufwand halten sich Kosten und Nutzen eine Waage. Wir sprachen mit ihm im Heft 9.2024 über die Fallstricke und Vorteile der Technik und erfuhren, wie er die einzelnen Szenen umsetzte. 

Am Set von "I'm A Virgo"
Foto: Todd Sheridan Perry

Echte Emotionen und Reaktionen direkt im Bild: Das ist seit Green Screen und CGI nicht mehr selbstverständlich. Umso schöner ist es, wenn sich Film- und Serienproduzenten auf bewährte In-Camera-Filmtricks besinnen. Einer dieser Filmtricks ist die ­ Forced Perspective. Dabei wird über die Perspektive der Kamera in Relation zu Vorder- und Hintergrund ein optisch korrekt erscheinender, aber physikalisch falscher Eindruck von Größenordnungen geschaffen.

Der Trick ist so alt wie die Geschichte des Films. Eine der ersten Shots mit Forced Perspective war der Film „Der Zwerg und der Riese“ von 1901 unter der Regie des Filmpioniers Georges Méliès. 100 Jahre später und längst im digitalen Zeitalter angekommengeschah dann der vermutlich breiteste Einsatz der Forced Perspective in der Neuzeit. Peter Jackson sah sich mit dem Problem konfrontiert, in nahezu jedem Shot des ersten „Herr der Ringe“-Films unterschiedliche große Figuren platzieren zu müssen. Die Hauptfiguren der Hobbits konnten aber nicht jedes Mal digital per VFX geschrumpft werden. Das erlaubten Budget und auch der Zeitrahmen nicht. So wählte der Neuseeländer die Forced Perspective, entwickelte innovative Lösungen, um auch Kamerafahrten machen zu können und hatte so gleich alles im Shot.

In Camera

Mit im Team der erfolgreichen Fantasyfilmreihe war VFX-Supervisor Todd Sheridan Perry. Beim „Herr der Ringe: Die zwei Türme“ allerdings hatte Perry gar nichts mit der Forced Perspective zu tun. Er leitete das WETA Digital 3D-CGI-Team. Seit 1992 ist Perry in der VFX tätig, seit der Jahrtausendwende immer wieder auch als VFX Supervisor. Nebenher schreibt er noch für Publikationen wie das US-amerikanische Animation Magazine. Er arbeitete über seine Karriere hinweg in wechselnden Positionen an Werken, wie „Akte X“, „Constantine“, „2012“ sowie an den Marvelfilmen „Avengers Age of Ultron“, „Doctor Strange“ und „Black Panther“. Eines der letzten und auch spannendsten Projekte Perrys war die Amazon- Studios-Serie „I’m A Virgo“ von Autor, Regisseur, Musiker und Aktivist Boots Riley. Die Serie handelt vom vier Meter großen Cootie, gespielt von Jharrel Jerome („Moonlight“). Der 19-Jährige wächst bei seiner Tante und seinem Onkel auf, die ihn aufgrund seiner Größe vor der Welt verstecken. Das funktioniert solange, bis politische Aktivisten ihn für ihre Sache einspannen wollen und er die Welt um sich herum zu entdecken beginnt.

VFX-Supervisor Todd Sheridan Perry bei seinem Talk auf der FMX 2024
VFX-Supervisor Todd Sheridan Perry bei seinem Talk auf der FMX 2024 (Foto: FMX / Dominique Brewing)

Perrys Weg zur Liebe von In-Camera-Effekten war fast klassisch für einen Vertreter seines Berufsstands. „Ich bin ein totaler Film- und Visual-Effects-Geschichtsnerd“, so Todd Sheridan Perry. „Ich liebe VFX und wie sie gemacht werden, seit ich ein kleines Kind war.“ Wie bei so vielen Kinogängern war daher sein erster Kontakt mit seinem späteren Feld der Expertise „Star Wars“ und die Frage, wie diese Magie praktisch umgesetzt wurde. Vieles damals war In-Camera oder kam über die Kombination von Miniaturen und optischen Effekten zustande. „Es gibt diese Greifbarkeit und diese Unmittelbarkeit, wenn man es mit der Kamera einfängt, die man nicht bekommt, wenn man damit in CG arbeitet“, sagt Perry über seine Vorliebe. „Die Dinge, die du filmst werden zum integralen Bestandteil der Szene. In CG musst du dir Gedanken machen, wie du diese Elemente in den Shot integrierst, damit es sich an- fühlt, als wäre es gefilmt.“ Zum Beispiel beeinflusse das Licht die Elemente direkt und muss nicht im Nachhinein angepasst werden. Zudem sei laut Perry auch das Spiel der Akteure vor der Kamera anders, wenn sie etwas hätten, das sie sehen, anfassen und mit dem sie interagieren könnten.

Todd Perry mag an In-Camera-Effekten im Allgemeinen und Forced Perspective im Besonderen, dass CGI nicht komplett ausgeklammert wird, sondern beide Tools im Werkzeugkasten bleiben und zusammen angewendet werden können. In heutiger Zeit gehe diese Balance manchmal verloren, weil letztlich alles digital machbar sei. Die besten Ergebnisse erhält man Perrys Meinung nach durch die Kombination von analog und digital.

Forced Pespective

Das beste Beispiel dafür ist „I’m A Virgo“. Regisseur Boots Riley legte den Stoff als absurde Fantasy-Komödie an. Die größte Herausforderung war es, in nahezu jeder Szene mit der Hauptfigur Cootie dessen Schauspieler Jharrel Jerome wie einen vier Meter großen Menschen wirken zu lassen. Dafür nutzten die Filmemacher viele verschiedene Techniken, die ihre Forced Perspective unterstützten, wie Miniaturen und Puppen. Schon im anfänglichen Briefing mdurch Regie und Produktion war deutlich, dass es keine Digital Doubles, keine Animation und keine CG-Figuren geben würde. So viel wie möglich sollte eine Erdung in der Realität haben, wenn nicht vollständig In-Camera entstehen. Digitale Hilfe sollte dann nur zum Finishing oder im Compositing von Miniaturen und echten Vorder- oder Hintergründen eingesetzt werden.

Am Set von "I'm A Virgo"
Hauptdarsteller Jerome steht auf einem Practical mit Miniaturtresen hinter seiner Spielpartnerin Olivia Washington, über seinem Kopf die physische Deckengrenze, vor ihm A-Camera Operator Niels Lindelien und Regisseur Boots Riley. (Foto: Pete Lee)

Die DoPs bei „I’m A Virgo“ waren Steve Annis und Eric Moynier. Sie entschieden, die Serie auf den ARRI ALFA-Anamorphoten mit der ARRI ALEXA Mini LF zu drehen. Für die­ Trickshots wechselte man auf die sphärischen ARRI Signature Primes. Diese matchten aufgrund des gleichen Herstellers gut mit den ALFAs und erlaubten einen weniger kom- plexen VFX-Workflow in der Postproduktion. Todd Sheridan Perry berichtet, dass sich bei „I’m A Virgo“ die Crew anfangs nicht über den Grad des Aufwands bewusst gewesen sei. „Es kommen also viele technische Aspekte ins Spiel, um die du dich bei anderen Produktionen nicht sorgen brauchst“, so Perry. „Alle mussten durch diesen Lernprozess, um zu verstehen, was jeweils die Prozedur, der Workflow war, um zu diesen­ Forced-Perspective-Shots zu gelangen. Alle kamen hier sehr schnell an Bord.“ [15469]


Möchten Sie mehr darüber lesen, wie VFX-Supervisor Todd Sheridan Perry Forced Perspective bei „I’m A Virgo“ einsetzte? Hier finden Sie den Artikel!


 

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