Auf der IBC 2019 gehörte der ARRI Orbiter zu den am meisten umlagerten Neuheiten. Im täglichen Praxiseinsatz ist der LED-Scheinwerfer zwar noch nicht angekommen, doch seit dem Launch sind Prototypen des Orbiters auf Roadshow. Dabei war er weltweit bei Messen oder Workshops zu sehen und konnte bei Hands-on-Sessions ausprobiert werden – Gelegenheit für fundierte Rückmeldungen aus der Praxis, die wir in unserer Ausgabe 3.2020 zusammengestellt haben.
Zur Erinnerung: Die neu entwickelte Technik des ARRI Orbiter steckt in einem komplett neu gestalteten und wetterfesten Gehäuse. Die Anschlüsse des LED-Scheinwerfers befinden sich schräg nach innen versetzt an der Rückseite. Dort gibt es EtherCON-Anschlüsse, zwei 5-Pin-XLR- Anschlüsse für DMX-In und -Out, ein USB-C-Anschluss sowie zwei USB-A-Anschlüsse. Ergänzt werden diese durch einen SD-Kartenslot für Softwareerweiterungen und ein dreipoliges XLR-Interface für den Anschluss einer 48-V-Powerstation. Ebenfalls an der Rückseite befindet sich das Kontrollpanel mit 4-Zoll-Farbdisplay und Navigationstasten, das sich per Kabel vom ARRI Orbiter abgesetzen lässt. Richtig spannend wird es an der Vorderseite des LED- Scheinwerfers. Hier finden wir den Quick Lighting Mount (QLM), der die wechselbaren Optiken aufnimmt. Diese Optiken sind eine der zentralen Innovationen des Orbiter. Hier gibt es vier Kategorien: Open Face, Projection, Light Bank und Dome. Die Open-Face-Optiken werfen einen gerichteten Strahl mit einem Öffnungswinkel von 15, 30 oder 60 Grad. Projection-Optiken mit Öffnungswinkeln von 15, 25 oder 35 Grad sind für den Herbst angekündigt. Mittels einer speziellen Adapterplatte kann Orbiter-spezifisches Zubehör befestigt werden. Die Dome-Optiken schließlich bestehen aus kugelförmigem Textilmaterial und sind in den drei Größen Small, Medium und Large mit Durchmessern von etwa 25 bis 90 Zentimeter erhältlich.
Neue Lichtengine
Hinter dem Optikanschluss sitzt die neue Engine des ARRI Orbiter. Die Lichteinheit ARRI Spectra wurde vollständig neu entworfen und enthält LEDs in Rot, Grün, Blau, Amber, Cyan und Lime. Das führt zu einem breiteren Color Gamut, noch akkurateren Farben und einer höheren Farbwiedergabe durch das gesamte CCT-Spektrum. „Für den Orbiter mit seiner 6-Color-Lightengine haben wir die Farbmetrik und Kalibrierung komplett überarbeitet und viele Verbesserungen einfließen lassen“, erläutert Regine Krämer, Fachgruppenleiterin Lichtquellen & Lichtlabor bei ARRI. „Der Orbiter beherrscht alle Farbmodi, die auch das SkyPanel kann, aber jetzt mit sechs Farben und damit noch mal besserer Farbwiedergabe, zum Beispiel bei extrem tiefen Farbtemperaturen. Wir geben ihm erweiterte Kalibrierdaten mit, die ihn zusätzlich für völlig neue, künftige Features vorbereiten.“ Dabei ist die Einheit 76-fach kleiner als die der L10, dies bei gleicher Leistungsaufnahme und größerem Output.
Das Betriebssystem des ARRI Orbiter nennt sich Lighting Operating System (LiOS). Hier findet der Anwender nicht nur vom SkyPanel bekannte Funktionen, sondern auch neue Features wie etwa den neuen Color-Sensor-Modus. Darüber hinaus verfügt LiOS über vereinfachte DMX- Modi, Funktionen zur Verbesserung der Performance sowie über 240 Slots zum Abspeichern von Einstellungen. Hier wird der Funktionsumfang auch in Zukunft stetig erweitert und der Bedienkomfort optimiert. Obwohl schon mit der ersten Fassung von LiOS mehr Funktionen als zuvor zur Verfügung stehen, wächst die Liste an zusätzlichen Ideen weiter. Bereits im Vorfeld des tatsächlichen Praxiseinsatzes lädt der Orbiter mit seinen umfangreichen Möglichkeiten zu weiterem Ausbau ein, der durch das Betriebssystem unterstützt wird.
Zuverlässig am Set
Auf das erste Anwender-Feedback schon vor der eigentlichen Markteinführung legt man bei ARRI großen Wert, um später bei der Auslieferung des Orbiter bei aller Innovation auch die gewohnte Zuverlässigkeit im täglichen Einsatz garantieren zu können. Wenig überraschend kommt die neue Engine besonders gut an.
„Das optische System und die Vielseitigkeit der Farben beim Orbiter sind eine bahnbrechende Kombination“, urteilt beispielsweise DoP Cory Geryak. „Es liefert natürlich wirkende Hauttöne in Kunst- und Tageslicht mit zusätzlich einer endlosen Menge an variablen Farben. Die Wechseloptiken des Orbiter geben mir die Wahl zwischen einer fokussierbaren Quelle für direkte und indirekte Reflexionen oder diffusem Licht – aus derselben LED-Leuchte. Der Orbiter bietet schnelle und effiziente Beleuchtungsoptionen in einer Branche, in der jede Sekunde zählt.“
„ARRI hat uns wieder ein weiteres starkes Licht für unsere Toolbox gegeben“, ergänzt Gaffer Rafael Sanchez. „Der Orbiter wird mehrere Tools ersetzen, die ich derzeit verwende. Besonders der x/y-Modus ist äußerst nützlich.“ Auch die Regisseurin Chelsea Bo findet die Zeitersparnis am Set ein wichtiges Argument. „Mir ist es sehr wichtig, die Umbauzeit zwischen den Aufnahmen zu verkürzen, da mir dadurch mehr Zeit für die Aufnahme selbst bleibt. Die neuen Funktionen haben den Orbiter insgesamt effizienter gemacht. Je vertrauter meine Crew mit der Bedienung wurde, desto kürzer wurden die Umbauphasen. Anstatt die Leuchten im Raum herumzutragen, mussten sie nur die Optik wechseln. Die Zeit am Set ist so wertvoll und ich habe gestaunt, was wir mit dem Orbiter schaffen konnten.“
Wie alle Scheinwerfer von ARRI wird auch der Orbiter in Stephanskirchen bei Rosenheim gefertigt, denn „Made in Germany“ ist wichtiger Bestandteil des Produktkonzepts. Für die zweite Jahreshälfte 2020 ist weiteres Zubehör in Planung, um zusätzliche Anwendungsbereiche zu eröffnen. Dazu sollen zwei Rahmen für je vier beziehungsweise sechs Orbiter-Leuchten gehören. Der ARRI Orbiter soll ab Ende des ersten Quartal 2020 lieferbar sein. [11916]