4K und HDR halten allmählich Einzug in den Produktionsalltag auch im Fernsehen. Das ZDF produzierte damit eine dreiteilige Reportagereihe über Logistik-Drehkreuze. DoP Željko Pehar war für den Hafen Hamburg verantwortlich und erzählte uns für die Ausgabe 10.2018 von seinen Erfahrungen.
4K und HDR für eine Fernseh-Reportage? DoP Željko Pehar war sich anfangs nicht so sicher, ob das eine gute Idee wäre: „Ich dachte eher, dass man 4K und HDR bei einer Dokumentation oder vielleicht einer Terra-X-Folge einsetzen sollte!“ Es waren jedoch gleich drei lupenreine Reportagen, die das ZDF für den sonntäglichen 18-Uhr-Slot produzieren wollte. Der folgenübergreifende Titel dieser Reportagen war „Deutschland XXL“. In den drei halbstündigen Teilen sollte es jeweils um eines der großen Verkehrsdrehkreuze in Deutschland gehen: den Hamburger Hafen, den Airport Frankfurt und den Hauptbahnhof München. Allen drei Drehorten war gemeinsam, dass die Arbeitsbereiche hinter den Kulissen für gewöhnliche Bürger absolut unzugänglich sind und das natürlich aus gutem Grund. Dort lauern nicht nur Gefahren für denjenigen, der sich dort nicht auskennt und zu bewegen weiß, sondern Fehlverhalten aus Unachtsamkeit oder Unkenntnis kann sehr schnell zum Risiko für Passagiere oder Frachtgut werden.
Dementsprechend war auch der planerische Aufwand in der Vorbereitung der Dreharbeiten das, woran sich DoP Željko Pehar, verantwortlich für den Dreh im Hamburger Hafen, als Erstes erinnert. „Man brauchte für alles eine Genehmigung. Eine der schwierigsten Sachen war zum Beispiel, die Überflugerlaubnis für die Drohne zu bekommen. Wir brauchten eine Genehmigung von der Werft und eine Genehmigung von jedem einzelnen Betreiber des jeweiligen Schiffes. Das hat wirklich lange gedauert. Manchmal haben wir die erst am Vortag des Drehs bekommen! Da war es ganz gut, dass Martin Niessen, der Autor des Films, schon häufiger dort Filme gemacht hatte, auch über die Schiffe, die dort ein- und auslaufen, und dadurch die entsprechenden Kontakte hatte. So hat er es geschafft, dass manches etwas schneller abgenickt wurde, so dass wir dort überhaupt drehen durften – besonders in den Sicherheitsbereichen wie etwa dem Zoll. Da hat er sehr gute Vorarbeit geleistet.“
„War ich scharf?“
Alle drei Reportagen wurden mit der VariCam LT gedreht. Die beiden DoPs Jan Prillwitz und Michele Parente hatten dabei eine Ausführung mit EF-Mount, DoP Željko Pehar hingegen eine VariCam mit PL-Mount. Nicht unbedingt seine erste Wahl. „Ich hätte am liebsten auch das EF- Mount gehabt – aus Gewichtsgründen. Dann hätte ich wie die Kollegen mit dem Sigma High Speed Zoom T2 18- 35 mm drehen können. Mit dem Sigma kann man exakt arbeiten, weil man dort wirklich die Anschläge beim Fokus hat. Da ist nur der Zoomweg relativ lang, so dass man damit nicht On-Air zoomen kann. Aber die Hauptsache bei 4K ist für mich: Die Schärfe muss stimmen! Es war eigentlich immer so, dass ich mich gefragt habe, ist die Schärfe auch wirklich da? Da war ich ganz froh, dass ich sowohl für den Telebereich als auch für Weitwinkel die Fujinon Cabrio Zooms hatte, bei denen ich immer wusste, wo die Schärfe liegt. Wir hatten noch ein paar Canon-Objektive für die Second Unit dabei, zum Beispiel das 24-105er, aber das sind eigentlich Foto-Objektive, mit denen ich nicht so gerne arbeiten wollte.“
Wegen des Reportage-Charakters der Kameraarbeit war es nicht möglich, zur Bildkontrolle einen Monitor einzusetzen, wie Pehar das bei vorherigen Drehs mit der Panasonic VariCam LT getan hatte.
„Da musste ich mich voll und ganz auf den Sucher verlassen können“, sagt Pehar. „Ich hätte mir ein wenig mehr den Sucher der ARRI AMIRA gewünscht, weil ich bei dem immer ganz genau weiß, wo ich mit der Schärfe liege. Bei der VariCam ist das nicht ganz so klar. Die erste Frage, die ich an den Cutter hatte, war: ,Wie scharf war ich? Gab es etwas, wo es besser sein könnte?‘ Aber – alles scharf, alles gut. Man muss sich halt an das Arbeitsgerät gewöhnen und dann ist man auch da. Ich hatte zwar am Anfang Zweifel, aber jetzt weiß ich, was ok ist und was nicht. Das ist das Wichtige.“ Besonders der Dreh in HDR brachte aber auch eine Arbeitserleichterung für den Kameramann – gerade für die Reportage, bei der alles schnell gehen muss. „Wir haben ja in Log gedreht und später in HDR gemastert. Dadurch habe ich mich getraut, gewisse Aufnahmen zu machen, die ich in einer normalen Reportage sonst eher vermieden hätte. Zum Beispiel stand ein Zöllner mit seinem Rechner am Fenster – und dann kann man auch wirklich gegen das Fenster schießen! Oder in der Ladungsbrücke, von wo man von oben auf die Container herunterblickt. Da kann man eine Einstellung machen, bei der man Außen und Innen wirklich gleichzeitig ins Bild bekommt. So etwas hätte man normalerweise immer versucht zu vermeiden, weil es sonst draußen überbelichtet. Aber wenn man sich dann doch traut, diesen Belichtungsumfang zu nutzen, kann man wirklich Innen und Außen gleichzeitig darstellen. Die Arbeit war irgendwie zweigeteilt. Zum einen gab es die dauernde Angespanntheit, ob die Schärfe wirklich genau vorliegt und man akkurat arbeitet und andererseits, dass man sich in gewissen Situationen trauen kann, das Kontrastverhältnis, das man hat, auch wirklich mitzunehmen.“
Warum DoP Pehar Respekt vor der Höhe bekam und ob er sich HDR als zukünftigen Standard in der Fernsehreportage vorstellen kann, können Sie hier lesen. [6469]