IBC 2017: Stabilisierungsarm TYR auf seiner ersten Messe
von Redaktion,
Ein Kamera-Arm auf einem Auto ist immer ein Hingucker. Auch der von Timo Plogstedt. Der Hamburger hat mit seinem Team einen neuartigen Fahrzeugausleger entwickelt. Der TYR-Arm fand auf der IBC 2017 viele Freunde. Laut dem jungen Team war die Messe ein voller Erfolg.
Bewährte Fahrzeugausleger sind eine tolle Sache, seien es Russian Arm, Scorpio Arm oder weniger bekannte. Doch sie sind oft höchst aufwändig im Einsatz – Fahrzeuge müssen umgerüstet und stark auf den sicheren Einsatz vorbereitet werden – was die ganze Sache auch sehr hochpreisig macht. Naja, und man will die ARRI Alexa halt auch ungern ein paar Sauggumminoppen anvertrauen – trotz Sicherheitsstahlseil.
Als DoP hatte Entwickler Timo Plogstedt immer wieder nach einer anderen Flexibilität bei der Fahrzeugstabiliserung gesucht. Also hängte er nach jahrelanger Set-Erfahrung ein Ingenieursstudium dran und beschäftigte sich eingehend mit seiner Idee. Heraus kam in diesem Jahr der TYR-Arm. Benannt nach einem nordischen Gott, soll er auch günstigeren Budgets schöne Fahraufnahmen bescheren.
Der kompakte Arm kann bis auf 4,50 Meter maximale Höhe ausgefahren werden, wobei das Objektiv etwa auf 3,80 Meter sitzt. Der Remote Head kann mit allen gängigen Gimbals und Kameras bestückt werden, solange deren Gewicht keine 25 Kilo übersteigt. Möglich sind ARRI Alexa Mini, RED Weapon, Canon Cinema EOS C500, Canon EOS 5D, natürlich Sonys Alpha 7, FS7, F55 und die Blackmagic Design URSA sowie die Stabiliserungssysteme Shotover G1, Movi XL, Movi Pro, Movi M15, DJI Ronin MX und der neue DJI Ronin 2.
Über ein gängiges Thule-Dachgepäckträgersystem ist der Arm auf sehr vielen PKWs montierbar. Die eigene Datenbank umfasst bereits über 300 kompatible Fahrzeuge mit allen relevanten Grenzwerten, was Belastung und Ausleger angeht. Aufbauzeit soll bei sagenhaften 30 Minuten liegen.
Bei bis zu 100 Km/h wurde das Gerät getestet. Die Maximalgeschwindigkeit hängt aber stark von Beladung, genutztem Fahrzeug sowie Wetter und Straßenbeschaffenheit ab. Apropos Wetter: Der gesamte Aufbau ist optimiert auf IP 54. Über zwei Standard 12-V-Autobatterien wird das System mit 48 Volt versorgt, Tests ergaben eine Laufzeit von etwa einem Drehtag. Die Rotationsgeschwindigkeit des Arms liegt bei etwa 80 Grad pro Sekunde, die Hubgeschwindigkeit bei 1,30 Meter pro Sekunde. Der Arm kann sich maximal dreimal um die eigene Achse drehen, das entspricht etwa 1080 Grad.
In der aktuellen Version gibt es zwei Modi, in denen der Arm eingesetzt werden kann. Der Extended Mode sorgt für freie Bewegung des Arms im dreidimensionalen Raum. Im Compact Mode ist die Bewegung auf zwei Achsen beschränkt, hinauf/hinnter sowie 360 Grad um das Fahrzeug herum. Per Software-Update werden ab 2018 noch zwei weitere Modi hinzu stoßen. Der Garage Mode ermöglicht Bewegungen in engen Räumen, der Selfie Mode das Hineinschießen in das Fahrzeug selbst.
Bei der Messe erfreute sich der Arm größter Beliebtheit. Entwickler Timo Plogstedt erzählt, dass viele Leute von den Ständen der Mitbewerber sehr interessiert waren und entweder um den Stand herum schlichen, oder ganz offen nachfragten. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass er des TYR-Arm nicht als preislichen Angriff auf Scorpio oder Russian Arm sieht, sondern als Reaktion auf die aktuelle Budgetentwicklung mittlerer Filmproduktionen. Mit einem günstigeren Arm reagiere er auf die Situation vieler Produktionsbudgets. “Professional Filmmaking für reality budgets” heißt das in der Broschüre.