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Die Filmemacher von Suprsteady berichten von ihren Praxiserfahrungen mit Objektiven

Immer im Einsatz

Ständig wechselnde Aufgaben erfordern versatile Werkzeuge. Marius Milinski und Joscha Seehausen von Suprsteady drehen Comedy, Imagefilm, Konzertevents und Musikvideos. Die beiden Filmemacher berichteten in unserer Ausgabe 9.2020, für welche Einsätze sie welche Objektive benutzen, was deren Vor- und Nachteile sind und welches Objektiv für sie der Alleskönner ist.

Den Sweet Spot in seiner Equipmentauswahl zu finden ist schwer, besonders bei Objektiven. Denn mittlerweile gibt es viele unterschiedliche Anbieter, Qualitätsstufen und Einsatzgebiete. Marius Milinski und Joscha Seehausen kennen diese Problematik. Beide kamen zur Videoproduktion über ihre jeweiligen Bands, für die sie begannen, Musikvideos zu drehen. Milinski zog aus Freiburg nach Köln und machte eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton. Seehausen ließ sich nach den ersten Musikvideos erst mal zum Veranstaltungskaufmann ausbilden und ging dann zur Werbeagentur Jung von Matt nach Hamburg. 2015 kehrte er nach einem Jahr nach Köln zurück und machte sich als Filmemacher selbstständig. Seit 2019 firmieren die beiden gemeinsam unter dem Namen Suprsteady. Anfangs machten sie beide noch Kameraarbeit, so beim Kleinen Fernseh- spiel „In bester Verfassung“ als DoP-Duo, mittlerweile hat sich die Aufteilung Milinski an der Kamera und Seehausen für die Regie herauskristallisiert. In ihren mannigfaltigen Produktionen finden sich Konzertmitschnitte für den WDR, Musikvideos für US-Metalbands und Imagefilme für große Automarken sowie immer wieder die Sketchcomedy.

Welches Objektiv bezeichnet ihr als besonders vielseitig für eure Arbeit?
Joscha Seehausen: Man kann auf jeden Fall sagen: Das SIGMA 18-35 mm ist eine ganz, ganz tolle Linse mit durchgängig T2.0. Die gibt tolle Bokehs, trotzdem eine tolle Schärfe. Die Linsen sind gut gebaut und solide, und die Vielzahl an Mounts ermöglicht, mit vielen Kameras zu arbeiten. Der Nachteil ist die Kombination mit dem zweiten SIGMA-Zoom 50-100 mm. Der hat auch eine tolle Abbildungsleistung, eine tolle Schärfe und ein tolles Bokeh. Aber ich kenne kein anderes Objektiv, was so unter Fokus-Breathing leidet! Um das einzusortieren: Das kommt zu so einem attraktiven Preis, dass man in irgendeinen sauren Apfel beißen muss. Das ist in dem Fall das Breathing von mehreren sichtbaren Millimetern! Aber dafür hat man eine tolle Lichtstärke. Es ist immer ein Abwägen zwischen Pro und Contra. Wenn man weiß, man will niemanden von vorne durch einen Raum gehen lassen und den Fokus mitziehen, dann sind das ganz tolle Linsen. Das betrifft auch die ganze Reihe, die Foto-Variante und die Cine-Variante. Beim SIGMA muss man sagen, die Fotoversion mit gerade mal 1.000 Euro etwa, ist der ultimative Preiskracher! Das 18-35 mm kostet etwa 700 und das 50-100 mm etwa 1.000 Euro. Da muss man sagen, für Anfänger, die das erste Mal in Objektive investieren, ist das so ein Kracher, dass man einfach über das Fokus-Breathing hinwegsehen muss.

Sind die beiden SIGMA-Zooms dann eine ideale Kombination?
Marius Milinski: Nicht ganz. Die Zooms von SIGMA gehen erst von 18 bis 35 mm, dann musst du die Linse wechseln, um von 50 auf 100 mm zu kommen. Aber dieser Bereich zwischen 35 mm und – für mich – 85 mm, in dem ich schnell mal einen schönen Close-up mache oder etwas raus zoome, um ein schöneres Framing hinzukriegen. Da muss ich mit SIGMA dauernd wechseln und da ist ein 15 Millimeter großes Loch, wo man vielleicht noch mal hinein will. Da kommen die ZEISS LWZ oder die Canon-Objektive sehr komfortabel daher, weil die Brennweiten haben, bei denen man schnell mal korrigieren kann. SIGMA-Objektive haben eine tolle Abbildung und sind schöne Linsen, aber für Comedy mit Zeitdruck weniger geeignet.

Marius Milinski mit dem Canon 18-80 T4.4. beim Comedydreh für die „heute show“

Was ist denn für diesen Einsatz passender?
Marius Milinski: Wir nehmen für Sachen, die schnell gehen müssen, am liebsten Zooms mit Brennweitenbereich bis mindestens 80 mm. Unsere Erfahrung zeigt, das ist genau der Bereich, den wir brauchen. Wie beim Canon CN-E 18-80 mm T4.4.

Die T4.4 sind ja auf den ersten Blick erst mal abschreckend.
Marius Milinski: Das war auch für uns erst mal abschreckend. Wir hatten das zum ersten Mal im Einsatz für Mercedes in Oslo. Da war es auch in Ordnung, das war nur Outdoor. Mittlerweile ist es für uns ein absolutes Go-To-Objektiv, einfach wegen der Flexibilität, die man dadurch bekommt. Wir haben gemerkt, Kameras werden lichtstärker, Licht wird leichter und günstiger. Man hat selten das Problem, dass man in unserem Bereich zu wenig Licht hat. T4.4 reicht da. Der größte Nachteil wäre da eher das Bokeh, das kann man nicht so easy wie bei T1.5 erzeugen.
Joscha Seehausen: Wenn man hingegen Bokeh möchte, bekommt man ein sehr schönes. Das muss man aber schon provozieren, indem man mit langen Brennweiten arbeitet. Außerdem hat das Objektiv eine durchgehende T-Stop- Blende. Die Helligkeit verändert sich also nicht in verschiedenen Brennweitenbereichen, wie es bei vielen Foto-Zooms mit durchgehender F-Blende der Fall ist. Das Canon 24-105 mm F4 zum Beispiel – ein totaler Klassiker seit der DSLR-Revolution – ist im Telebereich deutlich dunkler als im Weitwinkel. T4.4 ist also gar nicht so schlecht. Wir hatten damit schon Situationen, in denen wir indoor drehten und NDFilter verwenden mussten. Und man merkt plötzlich, das ist alles halb so wild. Das zweite ist: Der Riesenvorteil mit T4.4 und Zeitdruck im Nacken ist, dass man weniger Fokusprobleme hat! Wenn man immer mit offener Blende arbeitet, muss man unglaublich präzise fokussieren. Die T4.4 ist da etwas verzeihender, gerade bei improvisierten Comedy-Sachen, wo Schauspieler auch mal spontan ungeplant in eine andere Richtung gucken.

Hat der EF-Mount Vorteile für euch?
Joscha Seehausen:
Der letzte besondere Punkt beim 18-80 mm ist, dass es Autofokus unterstützt. Es gibt kaum Linsen in dieser Bauart, die Autofokus unterstützen. Jetzt glaube ich, dass Autofokus, nach der letzten großen DSLR-Revolution, die größte Revolution ist. Wir haben das lange verteufelt. Seitdem Canon mit der C300 MK II und der C200 den Autofokus fest etabliert hat, merkt man, dass es funktioniert. Wir verlassen uns darauf. Und diese Linse ist einer der wenigen Zooms aus dem Cine-TV-Bereich, die das unterstützt.
Marius Milinski: Und zusätzlich ist sie auch noch Imagestabilisiert, das klappt wunderbar! Das ist schon unser Hauptobjektiv, ist einfach eine ziemlich schöne Allroundlinse, wo man trotz T4.4. – ach, ich will das gar nicht Nachteil nennen, ich sehe das nicht so. Für unsere Arbeit war es nie ein Problem!
Joscha Seehausen: Was auch in Ordnung ist, ein gangbarerer Weg, dass man ein paar Festbrennweiten dabei hat, wenn man das Bokeh braucht, diese Tiefe braucht. So fahren wir meistens auch, haben das 18-80 mm dabei sowie das 70-200 mm und dazu klassische Festbrennweiten, die wir dann auspacken, wenn wir wissen, wir brauchen die und nehmen uns auch die Zeit dafür.

Meist ist es ja auch eine Preis-Leistung-Frage. Habt ihr hochpreisige Objektive angewendet, die echte Alleskönner sind?
Marius Milinski: Ganz wichtig ist: Bei jedem Objektiv sterben wir irgendeinen Tod. Die Angénieux-Zooms zum Beispiel sind qualitativ ganz toll, großartig mit offenen Blenden – aber sehr schwer und sehr groß. Der ebenfalls fantastisch aussehende ZEISS Lightweight Zoom 21-100 mm fällt nach vorne hin ab, im längsten Brennweitenbereich verlierst du noch mal einen Stop an Blende. Das kann dazu führen, dass du beim Dreh denkst „Ach komm’, ich zoome schnell rein!“ und dann merkst du „Ahh, ich habe einen Stop verloren!“ Das schränkt einen im Zweifel in der Spontaneität ein. Und ganz wichtig: Sie haben keinen Autofokus. Wir kommen da immer wieder zum Canon 18-80 mm zurück. Es hat Probleme an den Stellen, wo es uns am wenigsten weh tut. Daher ist das unser Liebling. [13264]


Mehr erfahren? Das komplette Interview gibt es hier!


 

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