Das Sennheiser Profile Wireless System im Praxistest
Kompakter Problemlöser
von Sven Kubeile,
Mit dem Profile-Wireless-System hat Sennheiser ein Multitool für den Einsteiger- und Content-Creator-Markt entwickelt. Zwei Sender und ein Empfänger können dabei in unterschiedlichen Konfigurationen Ton senden, empfangen und aufzeichnen. Wir haben für das Heft 1–2.2025 ausprobiert, wie sich das Funksystem auch im professionellen Umfeld einsetzen lässt, wobei auch neue Möglichkeiten zum Vorschein gekommen sind.
Foto: Sven Kubeile
Es begegnet uns täglich und überall im Netz: Content Creators und mittlerweile sogar Akteure in den öffentlich-rechtlichen Sendern tragen oftmals nicht mehr nur ein unauffälliges und kleines Lavaliermikrofon am Revers, sondern einen klobigen Block inklusive Herstellerbranding: Die kompakten Funklösungen, bei denen Sender und Mikrofon in einer vergleichsweise kompakten Einheit kombiniert sind, erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit. Als regelrechtes Online-Phänomen sind nicht nur die Sender meist sehr prominent im Bild positioniert, sondern sie werden tatsächlich auch in die Hand genommen, um sie als Interview-Mikrofon zu verwenden. Professionelle Tonleute allerdings wandeln beim Anblick dieser Klötze mit Herstellerlogo an der Kleidung von Talents immer ein wenig am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Erweitertes Portfolio
Nun bringt auch der deutsche Traditionshersteller Sennheiser mit dem Profile Wireless ein solches 2.4-GHz-System auf den Markt, das jedoch im Gegensatz zu den bereits am Markt bestehende Systemen von Herstellern wie Røde und DJI die Grenzen zu herkömmlichen professionellen Funksystemen verschwimmen lassen soll. Geliefert wird Profile Wireless in einem kleinen Textil-Case, in dem das Gerät selbst, ein USB-C-Kabel, ein Klinkenkabel sowie zwei Fellwindschütze zu finden sind. Das Profile Wireless ist ein kleiner Kasten, in dem – ähnlich wie bei gängigen Bluetooth-In-Ears – zwei Sender und ein Empfänger eingerastet und über Ladekontakte verbunden sind. Innen verbirgt sich noch ein weiterer Akku, der alle drei Komponenten gleichzeitig nachladen kann. Ebenfalls integriert sind zwei Magnete zur Anbringung der Sender an Kleidung, ein ¼-Zoll-Anschluss, ein USB-C-Ladeport und eine weitere Zubehörklappe. Dahinter verbergen sich dreierlei Anschlüsse für die Montage des Empfängers. Dieser kann nämlich an Geräte mit Lightning, USB-C oder Coldshoe bzw. ¼-Zoll-Schraube angeschlossen werden.
Alle Komponenten des Profile Wireless Systems sind in einem Ladecase platzsparend untergebracht. (Foto: Sven Kubeile)
Damit sind wir bei der ersten Besonderheit, denn das System ist gleichermaßen für die Verwendung an Desktopgeräten wie an Kameras oder Mobiltelefonen geeignet. Die Sender sind klein, leicht und verfügen über eine Status-LED-Anzeige, einen integrierten Speicher für die Tonaufnahmen, eine Klemme, ein Kondensator-Kugelmikrofon sowie einen verschraubbaren Miniklinkenanschluss. Sind die Sender und der Empfänger im Ladecase, können alle Komponenten gleichzeitig über den Power-Knopf eingeschaltet werden. Alle Batteriestände sind auch ausgeschaltet mit einem kurzen Klick sichtbar. In dieser Konfiguration kann der mitgelieferte Popschutz über den oberen Teil des Cases gezogen werden, da dort die Mikrofone der Funksender liegen. Über ein USB-C-Kabel kann so das System als USB-Mikrofon eingesetzt werden.
Nimmt man den Empfänger heraus und bringt den USB-C- oder Lightning-Adapter an, so lässt sich das Case auch als Funk-Handsender verwenden. Die Funksender sind einzeln oder zusammen entnehmbar und können entweder mit der integrierten Klemme, dem Stativanschluss oder den Magnetplatten angebracht werden. Für eine weniger auffällige Positionierung im Bild sind die LED-Anzeigen deaktivierbar. Für den Einsatz im professionellen Alltag lassen sich auch externe Mikrofone wie das Sennheiser MKE 2 mit dem Profile Wireless verwenden.
Am Empfänger lassen dann die Betriebsarten Stereo, Mono oder Safety einstellen. Bei Mono werden alle Signale gleichermaßen auf beiden Kanälen gemischt, bei Stereo die Sender auf links und rechts gelegt und bei Safety werden ebenfalls beide Kanäle gemischt, jedoch mit 6 dB Unterschied im Stereofeld ausgegeben. Damit lässt sich dann je nach Lautstärke in der Post der besser gepegelte Kanal verwenden.
Die Adapter für die Nutzung mit unterschiedlichen Smartphones, Rechnern und Kameras passen ebenfalls in das Ladecase. (Foto: Sven Kubeile)
Auf dem Touch-Display des Empfängers werden die Lautstärke, die Ladestände, Pegel und Stärke der Funkverbindung angezeigt. Für den Fall, dass die Funkverbindung abbricht, kann man im Menü das Backup-Recording einschalten, das in diesem Fall automatisch übernimmt. Der Kopfhöreranschluss am Empfänger ermöglicht das Abhören zusätzlich zum Kamera-Ausgang.
Die Bedienung erfolgt über das kleine Touch-Display. Hier reichen Wisch- und Tippbewegungen, um das System komplett zu konfigurieren. Zwar ist die Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig, aber eben auch ohne Probleme erlernbar. Trotzdem wäre ein Wahlrad wie bei der neuen Version des DJI-Mics eine schöne Lösung gewesen. Über einen Doppeltipp auf einen Kanal startet die interne Aufnahme. Diese liegt dann auf dem internen Speicher, der über den USB-C-Anschluss als Laufwerk erscheint.
Auch mit professionellen Mikrofonen wie dem Sennheiser MKE 2 machen die kompakten Sender eine gute Figur. (Foto: Sven Kubeile)
Positionierung
Solche Audiosysteme sind in letzter Zeit sehr populär geworden. Die bekanntesten Vertreter dürften dabei das Røde Wireless Go und das DJI Mic sein. Doch wo will sich Sennheiser einreihen? Das DJI Mic 2 etwa verfügt über eine interne Rauschreduzierung, über die sich besonders Content Creators freuen dürften, bietet jedoch keine verriegelbaren Klinkenstecker für die Verwendung externer Mikrofone. Das ist aus eigener schmerzlicher Erfahrung ein wichtiges Feature, da beim Herausrutschen eines Steckers die Systeme wieder auf das interne Mikro umschalten und trotzdem weiter Pegel am Empfänger ankommt. [15515]