Drohnenpilot Lukas Maurer ließ sich für ein flexibles und fliegendes LED-Licht von Entwicklungen aus den USA inspirieren – und schuf ein hoch entwickeltes, modulares System mit unterschiedlichen Abstrahlwinkeln auf Basis einer DJI Matrice 600 Pro. Bei einem aufwändigen Image-Dreh kam das fliegende LED-Lichtsystem zum Einsatz, wie wir in Ausgabe 3.2020 berichteten.
Bei nächtlichen Verfolgungsjagden ist der Lichtkegel eines Helikopter-Suchscheinwerfers ein beliebtes und dramatisches Stilmittel. Doch der Anschein eines wirklich in drei Achsen frei beweglichen und schwenkbaren Helikopter-Suchscheinwerfers erforderte lange Zeit: einen Helikopter mit Suchscheinwerfer. Beides in Kombination ist groß, schwer und teuer. Das musste besser gehen. Zuerst kam man in den USA auf die Idee, eine Drohne mit LED-Licht zu bauen und so mit relativ geringem Aufwand bewegliches Licht aus der Luft zu ermöglichen – ein Konzept, das den Münchener Drohnenpiloten Lukas Maurer sofort interessierte. „Der Effekt, nachts mit einem Scheinwerfer zu fliegen, ist wegen des entstehenden Licht- und Schattenspiels einfach beeindruckend“, erklärt Lukas Maurer. „Ich habe meine eigene Lichtdrohne aus dieser Faszination heraus entwickelt: Das schaut so gut aus, darauf habe ich Bock, das mache ich auch!“
Maurer machte sich an die Arbeit und optimierte bestehende Technik nach seinen eigenen Anforderungen. Dazu gehörten verschiedene LED-Module für unterschiedliche Abstrahlwinkel. „Im Endeffekt habe ich meine Module komplett selbst entwickelt und gebaut“, sagt der Drohnenpilot. „Ich habe Kühlkörper zusammengeschraubt und LED-Chips darauf gelötet. Die LED-Module sind komplett Marke Eigenbau!“
Ein Modul lässt sich per Gimbal stabilisieren und bietet einen Abstrahlwinkel etwa 30 Grad. Der enge Winkel entspricht dabei in etwa einem Suchscheinwerfer. „Den gibt’s kein zweites Mal“, ist sich Lukas Maurer sicher. „Das ist ein 3D-gedruckter Parabolspiegel, der innen reflektierend beschichtet ist.“ Auch die Stromversorgung passte er an seine Bedürfnisse an. Für eine optimale Flugzeit der Drohne wählte er bei den LED-Akkus eine Kapazität, die für 15 Minuten Leuchtdauer reichte. Denn so lange kann die DJI Matrice 600 Pro, auf der sein System basiert, maximal in der Luft bleiben.
Im Sommer 2019 kam die LED-Drohne bei einer aufwändigen Imagefilmproduktion der Panda Pictures GmbH im Auftrag eines Kran- und Schwerlastlogistik-Unternehmens zum Einsatz. Regisseur Jan Litzinger und DoP Oliver Maier kannten das System und erinnerten sich daran, als sie die visuelle Umsetzung des Films planten. In einem Steinbruch wurden drei Mobilkräne in Szene gesetzt. Geplant waren auch Fahrten mit Scorpio Arm und einer Kameradrohne, bei denen das fliegende Licht als kreative Effektbeleuchtung dienen sollte. Aber auch als schnelles, flexibles und einfach zu positionierendes Licht für die Packshots sollte die LED-Drohne verwendet werden.
„In diesem Fall habe ich das Modul eingesetzt, das einen 60-Grad-Abstrahlwinkel hat und ungefähr 150.000 Lumen Lichtleistung bringt“, erläutert Lukas Maurer. Wir mussten dafür sorgen, dass wir einen relativ großen Lichtkegel haben, denn die Mobilkräne sind eben groß. Da ging es weniger um eine punktuelle Beleuchtung, sondern darum, etwas flächigeres Licht zu haben.“
Als Grundaufhellung der Szene gab es zwei Balloonlights. Der Luftraum war also von vornherein voller als gewünscht. „Die waren mit je fünf Seilen abgespannt, was zum Fliegen natürlich tödlich ist! Denn die Seile sieht man nicht. Deshalb haben wir sie noch mit LED-Lichtern markiert, weil wir ja auch noch eine zweite Drohne mit einer Kamera hatten. Das heißt, wir hatten einen Haufen Seile, die sich auch im Wind bewegt haben, plus zwei Drohnen in der Luft, die koordiniert werden mussten.“
Dabei sorgte ein Highlight des Films für zusätzliche Herausforderungen. Denn das Konzept sah einen Panther vor, der komplett animiert durch das Bild streifen sollte. „Deshalb mussten wir nach jeder Einstellung noch einmal die identische Lichtstimmung generieren, damit das CGI- Posthouse mit ihrem Chrome-Ball und Colour-Checker ihre Aufnahmen machen konnten. Das heißt, wir sind relativ oft einfach nur geflogen, um eine Lichtstimmung zu reproduzieren und nicht für die Aufnahmen, die später im Film landen sollten.“
Akku-Schlacht
Im Juni sind die Nächte kurz und die Drehzeit war entsprechend knapp. Deshalb sah das Briefing für das LED-Licht ständige und nur für Akkuwechsel unterbrochene Flugzeit vor. „Das war schon eine größere logistische Herausforderung“, erinnert sich Lukas Maurer. „Pro Flug brauche ich acht Akkus, sechs für die Drohne und zwei für das Licht. Vor dem Laden müssen die Akkus eine halbe Stunde abkühlen. Wir mussten so kalkulieren, dass die Akkus für einen 15-Minuten-Takt mit minimaler Wechselzeit ausreichen. Das war schon eine riesige Schlacht. Wir hatten in der Summe 94 Akkus am Start, mit 58 Ladeports.
Ein Kollege war nur dafür zuständig, die Akkus zu laden, zu kontrollieren, ob sie laden und mich dann mit frischen Akkus zu versorgen, je nachdem, wo wir gerade in dem Steinbruch unterwegs waren. Wir sind zwar nicht nonstop durchgeflogen. Aber wir hätten es gekonnt!“ [11913]