Die Blackmagic Design URSA Mini Pro 12K in der Praxis
Mehr als ein Weckruf
von Mark Zdunnek,
Mit der URSA Mini Pro 12K hat Blackmagic Design sein Portfolio bei den Kameras deutlich nach oben erweitert. Das Ergebnis war eine vollwertige Produktionskamera im Gehäuse der URSA Mini Pro mit einem 80-Megapixel-Super-35-Sensor, die 12K RAW intern mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen kann. Unser Tester Mark Zdunnek hat für unsere Ausgabe 5.2021 ausprobiert, wie sich die URSA Mini Pro 12K in der Praxis schlägt – und war beeindruckt.
Die Blackmagic Design URSA Mini Pro 12K war eine Premiere, nämlich die erste 12K-Kamera, die ich in einem Techniktest genauer unter die Lupe nehmen konnte. Schon die Zahlen allein sind beeindruckend. Die Kamera, die durchaus als „Pixel-Gigant“ bezeichnet werden darf, schafft eine Aufzeichnung in 12 bit RAW in bis zu 12K und steht mit wechselbaren Mounts zur Verfügung. Dabei ist PL der Standard, EF und F sind Alternativen. Die URSA Mini greift auf einen symmetrischen RGB-Sensor ohne Bayer-Matrix mit ungefähr 80 Megapixeln zurück, der eine Farbtiefe von 16 bit verarbeiten kann und laut Hersteller mit einem 14 Blenden umfassenden Dynamikumfang aufwartet. Vom nächstkleineren Modell, der URSA Mini Pro 4.6K G2 hat der Hersteller damit zum Release gleich mehrere Zwischenschritte übersprungen und bietet mit der neuen URSA Mini Pro 12K direkt eine Kamera, welche sowohl 4K als auch 6K, 8K und 12K mit der vollen Sensorflächenabdeckung aufzeichnen kann. Ein weiteres Highlight ist die Slow-Motion Aufzeichnung mit bis zu 8K und 120 fps, im Seitenverhältnis 2,4:1 sogar bis 160 fps sowie bis 240 fps in 4K, in Super 16 mit Center Crop.
Sensortechnologie
Der symmetrische RGB-Sensor ohne Bayer-Matrix und sein Zusammenspiel mit der fünften Generation der Blackmagic Color Science sind das Herzstück und sicherlich auch die bedeutendste Neuerung der URSA Mini Pro 12K im Verhältnis zu den Vorgängern der Serie. Der Cinematic Super 35 Sensor (27,03 × 14,25 mm) verfügt über eine Auflösung von 12.288 ×6.480 Pixeln und erlaubt eine Aufzeichnung in Blackmagic RAW mit bis zu 60 fps in 12K und sogar 120 fps in 8K. Bei 12K und einem Seitenverhältnis von 2,4:1 kann sogar mit bis zu 75 fps aufgezeichnet werden. Dabei ist das native Rating der Sensor-Sensitivität bei 800 ISO angesiedelt.
Der neu entwickelte Sensor verfügt über eine gleiche Anzahl an roten, grünen und blauen Pixeln, die mit einem Pixelabstand von nur 2,2 μm sehr kompakt angeordnet sind und so auf dem etwas größer als Super 35 gebauten Sensor gemeinsam Platz finden. Zum Vergleich: Der Pitch bei der ARRI ALEXA liegt bei 8,25 μm. Üblicherweise würde man davon ausgehen, dass die Low-light Performance also insbesondere die Detailabbildung von Schatten und Farben in den Schatten leiden sollte, wenn die Pixel zu klein sind und daher pro Pixel mehr Licht benötigt werden würde. Im Falle dieser Sensor-Neuentwicklung gestaltet sich dies jedoch grundlegend anders. Blackmagic Design hat nämlich als Grundlage für die neue Sensortechnologie ein Bildverarbeitungsverfahren und die zugehörige Filteranordnung entwickelt und als Patent angemeldet.
Während bei Bayer-Sensoren üblicherweise Filter in Rot, Grün und Blau auf je einem Pixelfeld aus vier Pixeln angebracht sind, setzt Blackmagic Design bei der URSA Mini Pro 12K auf eine neue Sensorarchitektur mit einer gleichen Anzahl von roten, grünen und blauen Photosensoren sowie zusätzlichen farbneutralen, also weißen Photosensoren. Mit diesem neuen Arragement verfügt die Kamera letztlich über ein Pixelfeld mit einem 6×6-Array, das je sechs grüne, blaue und rote sowie 18 weitere farbneutrale Pixel zur Reproduktion der Details und Farben an der jeweiligen Stelle im Bild nutzen kann. Dieses Sensordesign funktioniert auch mit dem geringen Pixelabstand.
Die gewählte Anordnung führt damit zusätzlich dazu, dass je nach gewählter Auflösung zwischen 12K und 4K ein Crop-Faktor gänzlich vermieden werden kann und die gesamte Sensorfläche beim Auslesen genutzt wird. Man kann hier ganz klar erkennen, dass die Sensorarchitektur explizit dafür konzipiert wurde, um verschiedene Auslesebereiche und Auflösungen zu ermöglichen und gleichzeitig alle üblichen Nachteile einer solchen Variabilität zu vermeiden. Wegen dieses Sensor-Layouts zeigt sich trotz geringer Pixelgröße eine sehr gute Lowlight-Sensitivität mit einer hohen Detailgenauigkeit in den Schatten und ganz ohne unangenehme Farb-Artefakte in den Schattierungen oder farbiges Rauschen in den Tiefen. [14513]