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Live-Produktion des Formel-1-Rennens in Zandvoort

Mit Vollgas ins Wohnzimmer (2)

Ohne die weltweite Broadcast-Übertragung wäre die Formel 1 noch immer eine Nischensportart wie in ihren frühen Tagen. Wir hatten die Gelegenheit, in Zandvoort hinter die Kulissen der Live-Produktion zu blicken. Den ersten Teil der Reportage können Sie hier lesen!

Kamera am Rennkurs
Foto: Creative Art Production

Ein wesentliches Merkmal der Formel-1-Übertragungen ist die umfassende grafische Darstellung der Renndaten. Diese Grafiken sind nicht nur informativ, sondern auch visuell auf die Corporate Identity der Formel 1 abgestimmt. Während des gesamten Rennens wird eine Grafikleiste am linken Bildschirmrand eingeblendet, die alle wichtigen Informationen zum aktuellen Renngeschehen liefert: die Positionen der Fahrer, die Zeitabstände zu ihren Verfolgern, der aktuell verwendete Reifentyp und das Teamlogo. Diese Echtzeit-Daten werden kontinuierlich aktualisiert und ermöglichen es den Zuschauern, das oftmals unübersichtliche Renngeschehen stets im Blick zu behalten.

Eine der interessantesten Grafiken ist dabei die Reifenstrategie. Diese Anzeige informiert darüber, welche Reifentypen die Fahrer verwenden und wann sie voraussichtlich ihre Boxenstopps einlegen. Da die Reifenwahl eine entscheidende Rolle bei der Taktik spielt, ermöglicht diese Grafik den Zuschauern, die Strategien der Teams besser zu verstehen. Beispielsweise können harte Reifen zwar länger gefahren werden, bieten aber weniger Grip, während weiche Reifen zwar schneller sind, aber schneller verschleißen.

Zusätzlich wird das sogenannte virtuelle Armaturenbrett auf den Aufnahmen der On-Board-Kameras eingeblendet. Dieses Dashboard zeigt in Echtzeit Informationen wie die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, die aktuelle Motordrehzahl, den verwendeten Gang und die auf den Fahrer wirkenden g-Kräfte. Diese Daten sind nicht nur spannend für technikaffine Zuschauer, sondern veranschaulichen auch, welche physischen und mechanischen Herausforderungen die Fahrer während eines Rennens bewältigen müssen.

Eine animierte Grafik mit den Positionen der Rennwagen auf der Strecke in Echtzeit ergänzt die Übertragung. Diese Darstellung hilft den Zuschauern, die aktuelle Rennsituation besser zu verstehen und gibt Aufschluss über die Platzierungen, Überholmanöver und Boxenstopps. Gerade bei  komplexen Rennstrategien und Positionskämpfen ist diese Visualisierung wichtig.

Krankamera in Zandvoort
Steigerkamera und Heli-Cam sorgten für Blicke von oben. (Foto: Creative Art Production)

Global und lokal

Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Event Technology Centre (ETC) an der Rennstrecke und dem Media & Technology Centre (M&TC) in Großbritannien ist das Herzstück der Formel-1-Broadcastproduktion. Alle Bild-, Ton- und Telemetriedaten werden in Echtzeit zwischen den beiden Zentren ausgetauscht. Dabei werden mehr als 120 simultane Videosignale über Glasfaserkabel übertragen, so dass die Regisseure in Kent jederzeit Zugriff auf das gesamte Bildmaterial haben und dieses live in die Übertragung integrieren können.

Das ETC ist dabei für eine erste Mischung der Kamerasignale verantwortlich. Die Bild- und Tondaten der Kameras werden zunächst vor Ort im ETC gesammelt und ­ verarbeitet, bevor sie nach Kent übertragen werden, wo das endgültige Programmsignal für die internationale Übertragung entsteht. Pro Rennwochenende werden dabei rund 500 Terabyte an Daten verarbeitet, was illustriert, welchen technischen Aufwand die Formel 1 betreibt, um eine reibungslose und qualitativ hochwertige Übertragung sicherzustellen.

Besonders spannend ist die Nutzung des Replay-Systems. Regisseure und Bildmischer können jederzeit auf die Kameradaten zugreifen und wichtige Momente, wie Überholmanöver oder Unfälle, als Wiederholungen in die Übertragung einspielen. Für diese Replays stehen bis zu 100 verschiedene Videokanäle zur Verfügung, die es den Regisseuren ermöglichen, den spannendsten Moment aus dem besten Winkel zu zeigen. High-Motion-Kameras sorgen mit Zeitlupenaufnahmen dafür, dass selbst die schnellsten Szenen in hoher Detailtreue wiedergegeben werden können. Zwei Operatoren im ETC waren ausschließlich damit beschäftigt, diese Aufnahmen zu bearbeiten und für die Übertragung bereitzustellen.

Innovationen

Zur Kernidentität der Formel 1 gehört die ständige technologische Weiterentwicklung, und zwar nicht nur auf der Strecke, sondern auch in der Broadcast-Produktion. Dean Locke, Direktor für Broadcast & Media, kündigte an, dass für die Saison 2026 neue Technologien eingeführt werden sollen, um das Fernseherlebnis weiter zu verbessern. Eine dieser Innovationen ist die Einführung von 360-Grad-Kameras. Diese Kameras sollen es den Zuschauern ermöglichen, das Renngeschehen aus völlig neuen Perspektiven zu erleben. Derzeit werden Aufnahmen dieser Kameras nur in der Nachbearbeitung verwendet, doch die Formel 1 arbeitet daran, diese Technologie auch in die Live-Produktion zu integrieren. Dies stellt eine enorme Herausforderung dar, da die Fahrzeu ge Geschwindigkeiten von über 350 km/h erreichen und die Daten in Echtzeit verarbeitet werden müssen.

Dean Locke, Direktor für Broadcast & Media
Dean Locke, Direktor für Broadcast & Media bei der Formel 1, im Event Technology Centre (Foto: Creative Art Production)

Ein weiteres technisches Highlight wird die Einführung von Dolby Atmos sein, das den 5.1-Surround-Sound ergänzen und ein noch realistischeres Hörerlebnis schaffen soll. Insbesondere an stark vom Publikum frequentierten Orten wie der Start- und Zielgeraden soll Dolby Atmos zukünftig ein intensiveres Klangbild erzeugen und den Zuschauern das Gefühl geben, mitten im Renngeschehen zu stehen. Das setzt natürlich voraus, dass die lizenznehmenden Sender zukünftig diese Technologie ebenfalls unterstützen.

Auch die Integration von virtuellen Grafiken soll noch vorangetrieben werden. Zukünftig sollen die ­ Telemetriedaten der Fahrzeuge noch umfassender visualisiert werden, so dass die Zuschauer tiefere Einblicke in die technischen Aspekte der Rennen erhalten. Diese Daten könnten unter anderem den Reifendruck, den Zustand der Bremsen und sogar die physischen Belastungen der Fahrer in Echtzeit darstellen.

Fazit

Die Formel-1-TV-Produktion in Zandvoort zeigte eindrucksvoll, wie moderne Technologie und präzise Koordination zusammenarbeiten, um ein Motorsportereignis von globalem Ausmaß in die Wohnzimmer von Millionen Menschen weltweit zu bringen. Die Kombination aus dynamischen Kamerabildern, innovativen On-Board-Aufnahmen, umfassenden Grafiken und einem perfekt abgestimmten Sounddesign schafft ein immersives Fernseherlebnis, das Maßstäbe setzt.

Mit Blick auf die Zukunft dürfen sich die Fans auf weitere technische Innovationen freuen. Mit 360-Grad-Kameras, Dolby Atmos oder erweiterten grafischen Darstellungen will die Formel 1 an der Spitze technologischer Fortschritte bleiben. Für die Zuschauer bedeutet das noch intensivere Übertragungen, die den Motorsport auf ungekannte Weise erlebbar machen. [15495]

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