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Der Blackmagic Design Speed Editor im Test

Need for Speed Editor?

Zusammen mit DaVinci Resolve 17 hat Blackmagic Design den kompakten Controller Speed Editor vorgestellt. Damit soll es besonders einfach sein, einen Schnitt ohne Tastatur und Maus zu bewerkstelligen. Wir haben für unser Heft 7–8.2021 ausprobiert, ob das Gerät dieses Versprechen hält.

 Blackmagic Speed Editor liegt im Freien auf einer Steinplatte

Wenn Filmschaffende die Frage gestellt bekommen, mit welchen Werkzeugen sie einen nonlinearen Schnitt absolvieren, fallen die Antworten wohl recht unterschiedlich aus. Ein Großteil allerdings wird auf Maus und Tastatur setzen. Die meisten NLE-Systeme bieten dafür genügend Tastenkombinationen, die durchaus erlernbar sind. Aber genau das ist der Punkt: beim Einstieg in das jeweilige System müssen zunächst diese Befehle gelernt werden, für eine möglichst große Effizienz beim Schnitt am besten auswendig. Um diese Mühe zu vermeiden, haben einige Hersteller spezielle Schnitthardware entwickelt. So hat Blackmagic Design bereits seit längerem das DaVinci Resolve Editor Keyboard im Portfolio. Dabei handelt es sich um eine speziell für DaVinci Resolve entwickelte und erweiterte Tastatur. Nun bietet der Hersteller den Speed Editor für DaVinci Resolve ab Version 17 an. Mit diesem Controller soll das Arbeiten mit einer herkömmlichen Tastatur und Maus in der Cut-Page der Editing-Software komplett wegfallen können.

Gehäuse

Obwohl der Speed Editor vergleichsweise klein ist, verfügt er über 43 Tasten und einen Suchlaufregler, was zwangsläufig die Frage aufkommen lässt, ob Editorinnen und Editoren mit weniger feingliedrigen Händen hier Probleme bekommen könnten. Das Gehäuse selbst ist im Gegensatz zum größeren und teureren Editor-Keyboard aus Kunststoff gefertigt. Auf der Rückseite befindet sich lediglich ein USB-C-Anschluss – ein passendes USB-C- auf USB-C-Kabel gehört zum Lieferumfang. Im Gerät integriert sorgt ein Akku in Kombination mit einer Bluetooth-Verbindung für einen aufgeräumten und kabelfreien Arbeitstisch.

Der Speed Editor ist in mehrere Tasten-Gruppen unterteilt. Links die Buttons zum Einfügen, Trimmen und Blenden, in der Mitte für den Multicam-Schnitt und für generelle Einstellungen und rechts der Navigationsbereich.

Beim ersten Anfassen fällt auf: der Speed Editor ist zwar nicht aus Aluminium, aber fühlt sich durchgehend hochwertig an. Der Suchlaufregler läuft gleichmäßig und nimmt den Schwung gut mit. Die Tasten erinnern beim Drücken an eine mechanische Gaming-Tastatur und fühlen sich ebenfalls genau richtig für den Videoschnitt an. Manche Tasten haben mittig eine kleine Leuchtdiode angebracht, über die der Aktivitätszustand der jeweiligen Funktion angezeigt wird. Generell ist der Editor in unterschiedliche Blöcke aufgeteilt. Die linke Hand kann über die linken Blöcke In- und Out-Punkte setzen, Clips in die Timeline einfügen, trimmen und Überblendungen auswählen. In der Mitte oben können Standardfunktionen wie Schnitte, Bewegen von Clips und Schritte zurückgehen ausgewählt werden. Darunter finden sich Tasten für den Multicam-Schnitt in der Cut-Page sowie eine leertastenähnliche Start-Stopp-Taste. Die rechte Hand bedient den Navigationsteil. Oben ist der Wechsel zwischen Timeline und Source möglich und darunter zwischen den drei Modi für den Suchlaufregler.

Arbeitsweise

Um den Speed Editor in Betrieb zu nehmen, sollte man ihn über das mitgelieferte USB-C-Kabel an den Rechner anschließen oder in den Bluetooth-Einstellungen den Editor suchen und diesen verbinden. Dabei sei direkt angemerkt, dass der Editor mit keinen anderen Schnittprogrammen funktioniert, sondern nur als Bedienelement für DaVinci Resolve ab Version 17 dienen kann. Öffnet man DaVinci Resolve, so ist das Gerät sofort einsatzbereit. Läuft der Editor im Akkubetrieb, so zeigt Resolve in den Einstellungen den Ladezustand an. Wenn die Akkuladung zur Neige geht, erscheint sogar eine Warnung in der unteren Leiste in Resolve.

Wie arbeitet man nun mit dem Speed Editor? Der Sinn ist, grundsätzlich keine Hand an Maus und Tastatur haben zu müssen. Wir können zwar nicht auf alle Nutzungsmöglichkeiten und Funktionen eingehen, aber immerhin auf die wichtigsten. Zum grundlegenden Dreipunktschnitt: Wenn man in der Cut-Page ist und Medien in Resolve geladen hat, lassen sich über die Source-Taste oben rechts alle Medien in einem Quell-Tape ansehen. Mit dem Suchrad navigiert man hin und her und die In- und Out Tasten legen den Bereich fest, den man in der Timeline haben möchte. Mit den Tasten fürs Einfügen erlaubt der Speed Editor dann eine flexible Platzierung des Files. Unter anderem ist es möglich, Videos zwischen andere zu schneiden, darüber zu legen oder ans Ende zu schneiden.

Ein weiteres, sehr interessantes Einsatzgebiet ist die Benutzung von Sync-Bins. Das ist eine Art Multicam-Ansicht, die ausschließlich in der Cut-Page zur Verfügung steht. Dabei werden zunächst Clips synchronisiert, beispielsweise auf Basis des Timecodes. Wenn anschließend eine Haupt-Einstellung in der Timeline ist und etwa bei einem Interview das Bild aus einer zweiten Kamera eingebracht werden soll, so muss man lediglich die Sync-Bin-Taste drücken und die jeweilige Kamera mithilfe der Kamera-Tasten in der Mitte auswählen. Die Länge des Zwischenbildes lässt sich dann mithilfe des Suchlaufreglers beeinflussen. Damit ist ein schnelles und präzises Hinzufügen von weiteren Einstellungen zum jeweiligen Material möglich. Dabei besteht grundsätzlich – wie auch generell bei der Benutzung des Speed Editors – die Wahl, welche Art des Übergangs übernommen werden soll. Dafür sind drei Tasten integriert und sehen Schnitte, als „Smooth-Cuts“ bezeichnete Morph-Cuts und Überblendungen vor. Über die Funktionalität des Multicam- Schnitts dürften sich besonders Besitzer eines Blackmagic ATEM Mini Pro ISO beziehungsweise Extreme ISO freuen, denn im Workflow der nachträglichen Bearbeitung einer ISO-Aufzeichnung sind Sync-Bins bereits der vorgesehene Weg des Herstellers. Damit wird der Speed Editor ein sehr interessantes Werkzeug für Besitzer eines ATEM-Mischers mit ISO-Aufzeichnung.

Mithilfe des Speed Editors können mit Smart-Bins besonders einfach Multicam-Schnitte vorgenommen werden.

Einige Tasten beim Speed-Editor sind doppelt belegt. Die Sekundärfunktion ist auf der Vorderseite der jeweiligen Taste ablesbar. Diese erreicht man über ein doppeltes Tippen der Taste oder man hält sie gedrückt. Grundsätzlich liefert der Speed Editor viele Einstellmöglichkeiten, jedoch ist bis dato in der Software keine Möglichkeit vorgesehen, Tasten umzubelegen oder aber in der Edit-Page diese überhaupt mit Funktionen zu versehen. Eine Funktion, die bereits in der Cut-Page mit dem Editor fehlt, ist das Schneiden von Audio unter den Videos. Zusätzlich sind auch J- und L-Cuts nicht vorgesehen. Wenn diese aber für den Schnitt wichtig sind, so lassen sich diese leicht – auch über die gute Verzahnung der unterschiedlichen Modi in der Edit-Page – nachträglich hinzufügen.

Der integrierte Akku hält lange und ist nach einigen Stunden Benutzung nur wenige Prozent leerer geworden. Eine genaue Laufzeit konnten wir noch nicht herausfinden. Für die meisten kleinen Projekte sollte sie ausreichend sein – im Ernstfall ist es schließlich kein Problem, das USB-Kabel anzuschließen.

Fazit

Blackmagic hat mit dem Speed Editor einen kleinen, preiswerten, aber funktionsreichen und gut verarbeiteten Controller herausgebracht. Viele Funktionen sind schnell und einfach erreichbar. Das Schneiden fällt etwas leichter und die Kontrolle nimmt durch den Suchlaufregler zu. Natürlich ist damit eine Maus oder Tastatur nicht komplett zu ersetzen, aber für den reinen Schnitt zunächst einmal nicht notwendig. Der Controller hat aber auch einige Nachteile. Zunächst können die Tastenbelegungen nicht geändert oder für andere Arbeitsbereiche umbelegt werden. Damit verbunden funktionieren aber auch generell in der Edit-Page die meisten der Tasten nicht. Hier sollte der Hersteller dem Nutzer in der Zukunft in der Software die Möglichkeit geben, dahingehend eigenständig Änderungen vorzunehmen, um den Speed Editor besser an den eigenen Workflow anpassen zu können.

Für wen eignet sich der Speed Editor eigentlich? Zunächst sehen wir das Gerät überall dort, wo schnell eher einfache Videos geschnitten werden müssen. So wäre der Editor beispielsweise bei der Erstellung von journalistischen Videos eine gute Hilfe. Auch für den Grobschnitt von größeren Projekten könnte er hilfreich sein. Als besonders hilfreich sehen wir den Controller bei der Verwendung mit Multicam- Aufnahmen – besonders bei jenen aus den ATEM-Modellen mit ISO-Aufzeichnung. Eine nachträgliche Korrektur eines Streams oder generell eines Recordings ist damit deutlich schneller und präziser möglich als mit den Bordmitteln eines Mac oder PC.

Insgesamt ist der Speed Editor ein sehr solides, sinnvolles und gut gestaltetes Produkt, das dennoch aus keinem Schnittanfänger einen Oscar-Preisträger formt. Im Moment bieten einige Händler noch das Einführungsangebot von Blackmagic Design an und verkaufen den Speed Editor einschließlich einer Lizenz für DaVinci Resolve Studio für um die 310 Euro brutto an. Alle, die erwägen, eine Lizenz zu kaufen, bekommen also ungefähr zum gleichen Preis auch noch die Hardware hinzu. Im Bundle ist damit der Speed Editor ein „No-Brainer“ der sich gleichermaßen für den Hobbyisten und den Profi eignet. [14660]

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich verstehe das Gerät beim besten Willen nicht.
    Wo genau liegt der Vorteil gegenüber Maus und Tastatur? Die Maus hat doch auch ein Scrollrad? Damit kann ich doch 100% exakt die gleichen Dinge tun (+ noch 100 Dinge mehr, insbesondere auch den Cursor nutzen)?
    Manche Mäuse haben sogar 2 Scrollräder, also noch mehr Möglichkeiten mit nur einem Gerät?

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    1. Hallo Klaus Dieter,

      den Speed Editor kauft man sich vor allem wegen des griffigen Jog-Wheels. Damit geht die die Auswahl der Selects im Source Tape auf der Cut Page sehr schnell und einfach von der Hand. Das Scrubbing fühlt sich für mich damit präziser und vor allem intuitiver an als mit einem Scrollrad an der Maus oder einem Touch-Panel.

      Wegen der kompakten Belegung hast du alle Standard-Funktionen, die du in der Cut-Page häufig brauchst, quasi in der Handfläche. Damit entfallen viele Wege, die du mit der Maus zu den Schaltflächen in der UI machst. Das relativiert sich natürlich, wenn du sowieso mit Shortcuts arbeitest und damit schnell bist. Was dann noch bleibt ist das Arbeiten mit dem Jog-Wheel. Das lohnt sich in meinen Augen. Und wenn aktuell die Studio Lizenz noch beiliegt, ist das ein interessanter Deal.

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