Vor ungefähr einem Jahr hat der Kölner Hersteller Tentacle Sync einen mobilen Ton-Rekorder mit Anstecker und Timecode vorgestellt – seit kurzer Zeit ist der TRACK E lieferbar. Wir haben in unserem Heft 3.2021 getestet, was der kleine Rekorder kann und wie er sich im Alltag schlägt.
Noch vor einigen Jahren war Timecode ein Thema, das nur bei High-End- und TV-Produktionen auftauchte. Entsprechende Hardware war teuer und funktionierte meist nur mit Kino-Kameras. Dieser Problematik nahmen sich die Gründer von Tentacle Sync aus Köln an, die auch bei kleineren Drehs mit kleinen Kamera-Setups nicht auf den Komfort von Timecode verzichten wollten. Ihr Ziel: Ein günstiger Timecode-Generator, der einfach zu bedienen und auch für DSLR/DSLM-Kameras nutzbar ist. Damit entstand das Tentacle SYNC E, das mittlerweile in der zweiten Generation in Köln hergestellt wird. Der kleine Timecode-Generator kann einfach an den Audio-Port der zu synchronisierenden Geräte angeschlossen werden. Die mitgelieferte Software übernimmt das Synchronisieren der Medien. Nun widmet sich Tentacle Sync einem neuen Bereich: dem der Audio-Rekorder.
Funktionen
Sobald man das Mikrofon am Rekorder festgeschraubt hat, ist das Gerät bereit für einen ersten Test. Besonders hilfreich: Im TRACK E ist bereits eine passende Micro-SD- Karte eingesteckt. An der Seite findet sich ein Schiebeschalter für Einschalten und das Starten der Aufnahme. Wenn man den Schalter nach unten hält, schaltet sich das Gerät ein und eine Status-LED gibt Feedback. Auf der Oberseite kann ein Kopfhörer zum Vorhören des Signals angeschlossen werden. Mit angebrachtem Mikrofon sollte nun die LED-Reihe den Ton-Ausschlag anzeigen. Um dann die Aufnahme zu starten, muss lediglich der Schalter an der Seite nach oben geschoben werden. Um nicht versehentlich eine Aufnahme zu beenden, muss der Schalter wieder ein paar Sekunden am Stück gehalten werden. Ist der integrierte Akku leer, so kann er über eines der mitgelieferten USB-C-Kabel geladen werden. Der Hersteller gibt eine Akkulaufzeit von über zehn Stunden an, wobei das Aufladen besonders schnell gehen soll.
Auf den ersten Blick waren das schon alle Funktionen. Es gibt kein Display am Gerät und keine weiteren Schalter. Das komplette Potenzial des kleinen Rekorders entfaltet sich erst bei der Nutzung der Tentacle Setup App. Hier werden alle Tentacle-Geräte angezeigt – egal, ob Audio- Rekorder oder Timecode-Generator. Die Verbindung wird dabei via Bluetooth mit einem Android- oder iOS- Smartphone hergestellt. Dabei ist die erste Kopplung sehr simpel. Zum Pairen muss man lediglich das zu koppelnde Device in die direkte Nähe des Smartphones halten. Hier können nun Pegel, Timecode, Aufnahmeformat und die Aufnahme eingestellt werden. Selbst die Helligkeit der LED-Anzeigen kann hier geregelt werden. Das Abspielen von bereits aufgenommenen Ton-Dateien kann ebenfalls von hier erfolgen. Leider lassen sich aber die Dateien nur auf dem TRACK E selbst und nicht über das verbundene Smartphone wiedergeben. Vielleicht können wir aber irgendwann auch mit diesem Feature rechnen.
Ebenfalls über die App einstellbar ist das Aufnahmeformat – und genau das ist der Clou. Neben den herkömmlichen 24-bit-Aufnahmen mit 48 kHz kann nämlich auch 32-bit-float ausgewählt werden. Dabei kann der Ton vor der Aufnahme zwar gepegelt werden, jedoch ist der aufgezeichnete Dynamikumfang so groß, dass sogar Tonereignisse wie startende Düsenjäger nachträglich wieder zurückgepegelt werden können. Gerade bei Aufnahmen von Hochzeiten oder langen Interviews zeigt sich das als echter Vorteil, denn solange der Akku voll, die Speicherkarte leer und der Anstecker ordentlich angebracht ist, kann sich Tonfrau oder -mann entweder entspannen oder überflüssig wähnen. Das Pegeln kann im Edit erfolgen. Zusammen mit dem mitgelieferten Mikrofon funktionierte das in unserem Test einwandfrei. Auch die fertigen Dateien sind ohne Probleme in die meisten DAW und NLE importierbar. In unserem Fall konnte DaVinci Resolve 16 und 17 einwandfrei mit den Dateien umgehen und diese nach Wunsch normalisieren. Ist die 24-bit-Aufnahme aktiviert, so ist automtisch ein Limiter aktiviert, der vor kurzen Übersteuerungen schützen soll.
Das mitgelieferte, verriegelbare Mikrofon ist qualitativ gut und vergleichbar zu anderen mitgelieferten Mikrofonen, wie etwa bei Sennheiser-Funksystemen. Darf die Tonqualität für High-End-Projekte noch etwas besser sein, so empfiehlt sich die Benutzung von hochwertigeren Mikrofonen. Diese können dabei natürlich ohne Weiteres mehr kosten als der TRACK E mitsamt Zubehör. Für die meisten Projekte sollte die gelieferte Kombination von Tentacle Sync aber ausreichen.
Tentacle-System
Ein Tentacle TRACK E allein mag zwar für manche Projekte sicher ausreichend sein, jedoch ist das Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen Rekordern und Timecode- Generatoren an vielen Stellen sinnvoll. Alle Tentacle- Geräte erscheinen in der App. Mit einem Klick können alle Geräte auf den gleichen Timecode gebracht werden. Sind mehrere TRACK E im Einsatz, ist es sogar möglich, alle Rekorder auf einmal zu starten und zu stoppen.
Überlegen wir uns eine Anwendung für das System: eine ganz normale Interviewsituation mit zwei Gesprächspartnern. Gefilmt wird mit kompakten DLSM, die keinen Timecode integriert haben. In jede Kamera kann ein SYNC E in den normalen Audio-Port eingesteckt werden. Die beiden Gesprächspartner bekommen jeweils ein TRACK E und man synchronisiert alles über die App. Ist der Dreh fertig, so sind alle Dateien mit Timecode versehen, so dass der Editor quasi ohne Aufwand oder Klappe alles perfekt synchron hat. Außerdem sorgt die 32-bit-float- Aufnahme für einen richtig gepegelten Ton ohne Übersteuerungsgefahr.
Fazit
Bereits einige Tage nach dem Auslieferungsbeginn des TRACK E hat Zoom ein ähnliches Gerät mit 32-bit-float- Aufnahme und Mikrofon angekündigt, das bereits für 149 Euro zu haben ist, wogegen TRACK E 319 Euro kostet. Erscheint der Recorder im Vergleich erst einmal als recht teuer und einfach, so ist er in der Benutzung ein durch und durch professionelles und durchdachtes Tool. Besonders die App zur Steuerung und die Kombination mit Tentacle-Timecode-Generatoren machen den TRACK E zu einem Allround-Aufzeichnungsgerät, das gern stets im Drehkoffer dabei sein darf. Sowohl bei kleinen als auch bei großen Drehs überzeugt der TRACK E genauso wie die bereits bekannten SYNC E. [14199]
Geräte mit eingebautem Akku kann man nicht als “professionell” (Siehe Fazit) bezeichnen. So etwas wird am prof. Set nicht akzeptiert.
Bei einem durch und durch professionell durchdachten Tool könnte man mal schnell, möglichst “on the fly” den Akku wechseln.
Ich halte das Fazit in diesem Punkt für eine Fehleinschätzung.
Danke für Ihren Kommentar! Grundsätzlich versuchen wir, in einer sich ständig ändernden Branche Pauschalurteile zu vermeiden. Wir würden ein Produkt deshalb nicht von vornherein als unprofessionell bezeichnen, nur weil es über einen eingebauten Akku verfügt. Wenn eine volle Akkuladung konstant über einen Drehtag hält, ist aus unserer Sicht nichts gegen einen professionellen Einsatz einzuwenden.
Geräte mit eingebautem Akku kann man nicht als “professionell” (Siehe Fazit) bezeichnen. So etwas wird am prof. Set nicht akzeptiert.
Bei einem durch und durch professionell durchdachten Tool könnte man mal schnell, möglichst “on the fly” den Akku wechseln.
Ich halte das Fazit in diesem Punkt für eine Fehleinschätzung.
Sehr geehrter Herr Paul,
Danke für Ihren Kommentar! Grundsätzlich versuchen wir, in einer sich ständig ändernden Branche Pauschalurteile zu vermeiden. Wir würden ein Produkt deshalb nicht von vornherein als unprofessionell bezeichnen, nur weil es über einen eingebauten Akku verfügt. Wenn eine volle Akkuladung konstant über einen Drehtag hält, ist aus unserer Sicht nichts gegen einen professionellen Einsatz einzuwenden.
Beste Grüße
Sven Kubeile