So wie der Protagonist von „Eine Billion Dollar“ sich einer nahezu unmöglichen Aufgabe gegenübersieht, musste auch das Kreativteam der Serie, die für Paramount+ produziert wurde, bei der Postproduktion die richtigen Entscheidungen treffen.
Wer erbt schon eine Billion Dollar? Die wöchentlich eintrudelnden E-Mails aus Übersee, man sei für das Erbe einer meist wesentlich bescheideneren Summe auserkoren, nehmen ja auch nur noch ganz naive Zeitgenosse für bare Münze. Doch dem Berliner Fahrradkurier John hat wirklich jemand eine Billion Dollar hinterlassen, mit – natürlich – einem kleinen Haken: John muss nichts weniger als die verlorene Zukunft der Menschheit wiederherstellen. Soweit der Plot der Paramount- Miniserie „Eine Billion Dollar“, die von W&B Television und Paramount Television International Studios produziert wurde und auf dem 2001 erschienenen Roman von Andreas Eschbach basiert.
Für die Postproduktion stand das Kreativteam vor der Aufgabe, einen UHD-HDR-Workflow zu etablieren. Der freischaffende Colorist Felix Hüsken aus Köln war als Color Consultant tätig und verantwortete das finale DI-Grading bei Rotor Film in Berlin. Dabei arbeitete er eng mit DoP Yoshi Heimrath zusammen. „Wenn wir über Color Grading sprechen, dann bedeutet das, die kreative Absicht des DoPs zu unterstützen und gleichzeitig die technische Qualität der Bilder zu gewährleisten“, so Hüsken. „Je früher der Colorist involviert wird, desto besser. Konkret bedeutet das in der Vorproduktion.“ Da ein großer Teil der Serie in der Welt der Superreichen spielt, sollte ein hochwertiger Look für diese exklusive Welt geschaffen werden. „Die Geschichte gab vor, dass unsere Sets einen High-End-Lifestyle widerspiegeln sollten, komplett mit Designerlampen und Luxus-Sportwagen“, erinnert er sich. Gleichzeitig sollten die Farben so natürlich wie möglich bleiben und nicht zu viele künstliche Farbverschiebungen enthalten. „Ein großer HDR-Farbraum bietet immense kreative Freiheit, aber man kann es auch leicht übertreiben“, erklärt Hüsken.
Grading am Set
Die Deliverables sollten in UHD/HDR- und einer zusätzlichen SDR-Version produziert werden. Gemäß den Spezifikationen von Paramount wurde die Serie mit einer Sony VENICE-Kamera in X-OCN ST und 23.987 fps (B/s) für ein 2:1-UHD-Letterbox-Format gedreht. Obwohl in UHD/HDR gedreht wurde, hatte man sich entschieden, die Dailies in SDR zu graden und exportieren. Dies geschah über eine ACES-Pipeline. „Ich arbeite wirklich gerne mit ACES. Es hat sich zu einem zuverlässigen Branchenstandard für das Color Management entwickelt und funktioniert einfach“, bestätigt Hüsken.
In seiner Funktion war es auch Felix Hüskens Aufgabe, eng mit dem DIT und den Coloristen am Set zusammenzuarbeiten. „Ich habe alles in DaVinci Resolve Studio gestaltet und meine Projektdatei dem DIT Martin Knispel sowie dem Rest des Teams zur Verfügung gestellt, so dass alle meine kompletten Grading-Daten einsehen konnten“, ergänzt er. „Sie konnten mich anrufen, wenn eine neue Kamera oder Änderungen im Look eingearbeitet werden sollten.“
Es war nicht klar, ob Heimrath während des finalen Gradings anwesend sein würde, daher sollten Dailies in hoher Qualität bereits am Set erstellt werden. „Ich hatte bereits mit Yoshi gearbeitet, daher wusste ich, dass wir uns beim Grading einig sein würden. Wir haben keine LUTs verwendet oder uns auf bestimmte Color-Tools für das Grading der Dailies beschränkt“, erläutert Felix Hüsken. „Stattdessen wurden die Dailies mithilfe meiner kompletten Node-Struktur für das finale Grading erstellt und am Set freigegeben. Diese Daten und Feedback habe ich dann für das finale Gra- ding verwendet. Das stellte sich als sehr effizient heraus.“
Flexibilität und Detailgenauigkeit
Die Möglichkeit, flexibel und ortsunabhängig zu arbeiten, ist auch beim Color Grading ein wichtiger Pluspunkt. „Wo immer ich gerade bin, kann ich einfach mein MacBook Pro herausnehmen und habe die komplette DaVinci Resolve Studio-Software zur Hand, genau wie in der Grading Suite im Studio oder zu Hause“, so der Colorist. „Das Einzige, was fehlt, ist das DaVinci Resolve Advanced-Panel. Ich kann auf dieselben Daten zugreifen wie andere im Team oder das, was ich gerade gemacht habe, mit dem Studio synchronisieren. Die Soft- ware ist außerdem mit verschiedener Hardware kompatibel und erlaubt die Verwendung externer Plugins, was sie vielseitig macht.“
Ein sehr praktisches Tool für die UHD/HDR-Produktion war unter anderem der DaVinci Resolve Studio Color Warper. „Die Serie bot eine Menge unterschiedlicher Szenen und Schauplätze. Action, Drama, Liebe, Technik, Finanzen und mehr – es war alles dabei. Passend dazu hatten wir am Ende gefühlt jede Funktion in der Grading-Software benutzt, aber der Color Warper ist eine der einzigartigeren Funktionen von Resolve“, fasst Felix Hüsken seine Erfahrungen zusammen. „Mit ihm kann man einen einzelnen Punkt in einem Bild auswählen und gleichzeitig Farbton, Sättigung und Helligkeit steuern, was eine schnellere und intuitivere Art der Farbkorrektur ist. Wir haben auch einige der enthaltenen OFX-Plugins wie Lens Flares, Film Grain oder Objekt-Entfernung verwendet.“
Die Serie feierte beim Film Festival Cologne Premiere und ist seit November 2023 auf Paramount+ in Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Großbritannien zu sehen. [15427]