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Doku-Dreh mit Sony VENICE und Rialto-Erweiterung

Royales Reenactment

Für eine ZDF-Dokumentation über die deutschen Wurzeln der Windsors drehte DoP Željko Pehar mit der Sony VENICE reportagige Elemente in Super 35 und Reenactments in Full Frame. Auch die Rialto-Erweiterung kam zum Einsatz. In unserem Heft 10.2019 berichtete er von seinen Erfahrungen.

ARRI-Trinity-Operator Tom Stockinger am Set (Bild: Ulriek Grunewald)

Jeder Royal-Fan weiß: 2019 wurde in Großbritannien der 200. Geburtstag von Queen Victoria groß gefeiert. Gemeinsam mit der Duchess of York Sarah Ferguson begaben wir uns für “ZDF Royal”, das auf dem Sendeplatz von ZDFzeit ausgestrahlt wird, auf die Spuren von Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg, die von 1800 bis 1831 lebte und die Mutter von Queen Victorias Ehegatten Prinz Albert war. Im Leben von Prinzessin Luise und Herzogin Sarah gibt es dabei durchausPparallelen, denn beide fielen wegen öffentlich gemachter ehelicher Untreue bei Hof in Ungnade.

Im Mittelpunkt der Dokumentation steht die Spurensuche von Sarah Duchess of York, die wir auf ihrer Reise durch Deutschland und England exklusiv begleiteten. Sie würde bisher unveröffentlichte Briefe, Dokumente und Tagebücher einsehen, die das Mysterium um Prinz Alberts Mutter Luise aufklären sollen. In der Geschichte des britischen Königshauses ist bisher wenig bekannt über diese erste “Prinzessin der Herzen”, die im 19. Jahrhundert nach einem Skandal, der europaweit für Aufsehen sorgte, in die Verbannung geschickt wurde. Für Herzogin Sarah Duchess of York war es eine faszinierende und persönliche Reise, weil Luise eine direkte Ahnin ihrer beiden Töchter Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie ist.

Da wir mit einem großen Interesse sowohl seitens der Medien als auch der royalaffinen Zuschauer ausgegehen mussten, entschlossen wir uns, die Dokumentation in UHD und S-Log3 mit der Möglichkeit einer HDR-Ausspielung zu produzieren. Den Reportageteil, die Begleitung der Herzogin von Gotha nach St. Wendel, wollte ich klassisch mit einem Super-35-Sensor auflösen. Für die Beauty Shots und die Reenactment-Szenen aber auf Full Frame setzen, um durch die Mischung einen eigenständigen Look zu erschaffen.

KAMERA-SETUP
Meine Wahl für die Führungskamera fiel unmittelbar auf unsere neue Sony VENICE da sie mit ihrem PL-Mount keinen physischen Umbau von Super 35 auf Full Frame benötigt, sondern nur das passende Objektiv und im Menü die Auswahl der Sensoraustastung von 3,8K zu 5,7K ausgewählt werden muss. So kam für die Reportageteil das Fujinon Cabrio Zoom 19-90mm T2.9 zum Einsatz, für den szenischen und eher dokumentarischen Teil hingegen ein kompletter Satz der Sigma FF Cine-Primes mit den Randbrennweiten 14 mm und 135 mm.

Für die Close Ups der Herzogin wurde zusätzlich eine ARRI AMIRA eingesetzt, da wir keine zweite VENICE zur verfügung hatten. Die AMIRA war mit einem Sigma FF Cine-Prime 85mm T1.5 bestückt und dafür vorgesehen, jederzeit die Reaktionen, Fragen und Eindrücke der Herzogin aufzugreifen. Um die Herzogin dabei jederzeit in gutem Licht erscheinen zu lassen, standen zum einen ihre beiden schwedischen Make-Up-Artists bereit. Außerdem gab es stets ein vom Assistenten geführtes Augenlicht, sei es außen mit Reflektor oder innen mit einem mobilen Carpetino, der leicht regelbar war und dabei immer das notwendige, angenehm weiche Licht lieferte. Um auch gut mit der Sony Venice zu führen, wurde die Kamera noch mit den Arri Master Grips für den Zoom und Blende/Schärfe Fernsteuerung ausgestattet. Gerade der Schärfenregler bedarf einiges an Übung, das vielbesagte Fingerspitzengefühl und die richtige Auswahl der Übersetzung vorausgesetzt. Insgesamt fiel mir der Umstieg von der AMIRA auf die VENICE sehr leicht. Sie ist nicht so komplex wie etwa die Panasonic Varicam, die wir auch in unserem Pool haben, und insgesamt phänomenal einfach zu erlernen.

Auf den Festspeicher-Recorder AXS-R7 und somit auch den hochgelobten Aufnahmecodec X-OCN habe ich leider verzichten müssen. Stattdessen habe ich im XAVC QFHD Class480-Codec mit 25 Bildern pro Sekunde auf SxS-Karten gedreht. Mit dem zusätzlichen Recorder wäre die Kamera noch sehr viel schwerer geworden und schwieriger zu führen gewesen. Schon bei den Testaufnahmen hatte sich aber herausgestellt, dass dieses Setup für unsere Zwecke vollkommen ausreichend war. Als große Hilfe erwiesen sich auch die Proxyfiles in ProRes 422, die nicht nur zum Sichten, sondern auch für den Vorschnitt bestens geeignet waren.

RIALTO EXTENSION KIT
Spannend und noch etwas umfangreicher wurde es dann nochmals bei den Dreharbeiten einer Kutschfahrt. Prinzessin Luise wurde nämlich 1824 vom Schloß Friedenstein verbannt und erreichte nach einer mehrtägigen Kutschfahrt St. Wendel, wo sie bis zu ihrem Lebensende geblieben ist, ohne ihre Kinder jemals wiedergesehen zu haben. Für das Reenactment dieser reise mit Herzogin Sarah hatten wir eine historische Kutsche zur Verfügung, die allerdings so klein war, dass die Protagonistin, die Autorin Dr. Ulrike Grunewald und ich knapp gleichzeitig hineinpassten und ich mich gerade noch auf den gegenüberliegenden Sitz wängen konnte. Die Drehsituation war so eng, dass ich nur eine Kamera in der Größe einer DSLR halten konnte. Hier erwies sich das Sony Rialto Extension Kit mit aufgesetztem SmallHD-Monitor als sehr gut geeignetes Hilfsmittel, um in der beengten, wackeligen Kutsche zu drehen. Der Umbau auf das Extension Kit, mit dem der Sensorblock über ein drei Meter langes Kabel mit dem Kamerablock verbunden wird, lässt sich sehr einfach in ein paar Minuten bewerkstelligen.

Die Schärfe ließ sich auch ohne Follow Focus sehr gut an dem Sigma Objektiv einstellen und über das Peaking im SmallHD Monitor kontrollieren. Als großer Vorteil erwies sich auch, dass ich durch die Sensorumstellung von Full Frame auf Super 35 den Bildwinkel einfach verändern und so auch ohne Objektivwechsel eine andere Einstellungsgröße wählen konnte. Für die Außenaufnahmen der Kutschfahrt wechselte mein ZDF-Kollege Jan Prillwitz bei der ARRI AMIRA vom Cine-Prime auf die beiden Fujinon Cabrio Zooms 19-90mm T2.9 und 85-300mm T2.9-4.0. Hinzu kam noch unser hauseigenes ZDF-Drohnenteam mit einer DJI Inspire 2 für Luftaufnahmen im C-DNG RAW-Format.

TANZ IM SCHLOSS
Für den szenischen Teildrehten wir als Reenactment einige Szenen aus Luises Leben. Dabei konnten wir innerhalb des Schlosses Friedenstein in Gotha aufgrund von Denkmalschutzbestimmungen weder Dolly noch Kran einsetzen. Um die Kamera trotzdem kontrolliert bewegen zu können, setzten wir hier unserer neuen ARRI TRINITY ein. Sie gab uns die größtmögliche Bewegungsfreiheit. Die Kombination von FullFrame und Trinity eröffnete uns ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten, die vorher mit Steadicam und Super 35 so nicht möglich waren, wie zum Beispiel mit dem Sigma Cine-Objektiv 14mm T2 FF durch den Festsaal zu schweben, dabei vom Parkett bis hoch auf Augenhöhe Anschnitte zu finden und mit der knappen Schärfentiefe Akzente zu setzen. Wir schwelgten nur so in Bildern und unser Trinity-Operator Tom Stockinger tanzte förmlich durch die Säle. Ein guter Einstand für dieses System, denn unser Dreh war die erste ZDF-Eigenproduktion, bei der die ARRI TRINITY zum Einsatz kam.

Insgesamt überzeugte mich bei der Sony VENICE vor allem der PL-Mount mit dem einfachen und schnellen Umbau von Super 35 auf Full Frame. Zusammen mit dem leicht anschließbaren Sony Rialto Extension Kit ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten, die auch schnell zu realisieren sind. Und Zeit ist bei Dreharbeiten bekanntlich ein sehr entscheidender Faktor. [10322]

 

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