Ziel beim Einsatz aller Körperstützen sind verwacklungsfreie Freihandaufnahmen mit einer Kamera. Die Stütze erfüllt zwei Aufgaben: Erstens soll sie das Kameragewicht aufnehmen, gleichmäßiger und anders auf den Körper verteilen und die Hände entlasten und zweitens soll sie durch Abstützen die Kamera stabilisieren und beruhigen.
Die am Markt befindlichen Körperstative können wir in fünf Guppen einteilen (Auf der Übersichtsseite „Bildstabilisierung: Steadicam & Co“ finden Sie alle weiteren Artikel unseres Technik-Schwerpunkts):
Die Schultergabel
Die Schultergabel ist eine frühe Abstützhilfe für die Arriflex 35 Kamera und entspricht einer Gewehrkonstruktion. Für den Leica Fotoapparat gab es schon frühzeitig ähnliche Vorrichtungen die noch offensichtlicher einem Gewehr nachempfunden waren. Bei der Verwendung der Schultergabel entstehen zwischen Kamera und Körper drei Berührungspunkte: Schulter, Hand und Auge. Ähnlich wie bei einem Stativ erreicht man mit den drei Berührungspunkten eine gute Stabilität für statische Aufnahmen. Das Gewicht der Kamera lastet weiterhin auf den Armen.
Die Schulterstütze
Die Schulterstütze liegt auf der Schulter auf und wird mit den Händen vorne abgestützt. Durch die Auflage auf der Schulter werden die Arme vom Kameragewicht entlastet. Mit zusätzlich hinten an der Stütze als Gegengewicht angebrachtem Akku kann die Konstruktion so ausbalanciert werden, dass der Schwerpunkt auf der Schulter liegt und kein Gewicht mehr auf den Armen lastet.
Fast alle modernen professionellen Film- und Videokameras sind heute als Schulterkameras meist mit einer ins Gehäusekonzept integrierten Schulterauflage ausgestattet. Durch ein System von verstellbaren Handgriffen kann jeder Kameraaufbau inklusive notwendiger Zusatzgeräte zu einer gut ausbalancierten Handkamera konfiguriert werden. Eines der vielen am Markt angebotenen Systeme ist das Universal Stützplattensystem der Firma Denz für alle gängigen Videoschulterkameras.
Schulterstützen mit Brust- oder Hüftabstützung
Vorderlastige Kamerakonstruktionen wie die Arri 16 BL erfordern ein Schulterstativ mit zusätzlicher Abstützung im Brust- oder Hüftbereich. Das Kameragewicht könnte nur sehr aufwändig durch Gegengewichte auf der Schulter in der Balance gehalten werden. Das Abstützten auf Brust oder Hüfte kompensiert das Kameragewicht schränkt aber die Bewegungsmöglichkeiten ein. Schon das Atmen und das Dehnen des Brustkorbs hebt die Kamera und kann zum Wackeln der Aufnahme führen. Weil sich die Hüft vor allem beim Gehen bewegt und im Verhältnis zur Schulter verschiebt erfordern Gänge mit einer Hüftabstützung entsprechende Körperbeherrschung.
Das EngRig von DVTEC ist eine Sonderform der Hüftabstützung. Auf der 15mm Leichtstütze einer ENG Kamera wird eine Brücke aufgeschoben in der eine federgedämpfte Expansionsstange eingehakt wird, die ihrerseits in einer Schlaufe am Gürtel des Kameramanns passt. Das Eng Rig hilft auf alle Fälle vorderlastige Schulterkameras abzustützen und durch die Federdämpfung der Stützstange erhöht sich die Bewegungsfreiheit gegenüber einem starren System.
Mit dem EngRig kann man auch einen HDV Camcorder mit Leichtstütze lange Zeit aus der Hand führen, entweder vor dem Auge mit dem Okularsucher oder mit dem ausgeklapptem LCD Monitor. Das System gibt es in den unterschiedlichsten Varianten für verschiedene Kameras. Ähnlich ist auch der Steadystick konstruiert, nur ohne Federn. Varizoom hat die Ideen aufgegriffen und ein Zero Grativity Rig gebaut, mit gedämpfter Stütze, Gegengewicht an der Schulterauflage und einer Kameraschwerpunktsaufhängung zum Schwenken.
Galgenkonstruktionen mit Fadenaufhängung
Mit einer Westenkonstruktion wird ein Galgen am Rücken des Kameramanns so befestigt, dass der nach vorne gebogene Teil sich über seinem Kopf befindet. An diesem Ausleger wird die Kamera mittels eines Fadens aufgehängt. Diese von dem Schwedischen Kameramann JohanHellsten entwickelte Apparatur wird unter dem Markennahmen Easyrig vertrieben. Die Hängekonstruktion entlastet den Anwender vom Kameragewicht durch eine Gewichtsverlagerung auf die Westenkonstruktion. Die Kamera kann dabei auf der Schulter oder auf Hüfthöhe gehalten und bedient werden. Das Easyrig erfreut sich bei vielen Kamerakollegen im Newsbereich großer Beliebtheit, die für gewöhnlich oft mit drehfertiger Kamera auf ein irgendwann eintretendes Ereignis warten müssen. In diesem Zusammenhang ist das Easyrigeine große Entlastung für die Wirbelsäule.
Schwerpunktaufhängung
Auch das Steadicam kann man als Körperstativ bezeichnen und deshalb sei es hier der Vollständigkeit halber aufgeführt – ausführliche Informationen dazu gibt es im Artikel Pionier Garrett Brown über die Entwicklung seines Körperstativs. Die Kamera und eine entsprechende Vorrichtung werden bei dieser Konstruktion am Gewicht-kompensierendem Stützsystem in ihrem Schwerpunkt aufgehängt und schweben. Für leichte Kameras kann der Arm des Operators die Funktion des Stützsystems übernehmen. Dann reicht ein Griff, der den Schwerpunkt von der Kamera nach außen verlagert und angreifbar macht. Eine sehr einfache Form davon ist der Steadygrip, den es auch als U-Grip aus Dänemark gibt zum zehnfachen Preis.