Anzeige
Anzeige
Was kann der neue Bildmischer ATEM Mini Pro?

Streaming integriert

Derzeit sind Streaming-Lösungen gefragt wie nie. Dabei sollen die Geräte kompakt und bezahlbar sein sowie eine hohe Übertragungsqualität garantieren. Es sind unterschiedliche Lösungen auf dem Markt, die aber häufig nur einen Teil des Workflows unterstützen. In diese Bresche will Blackmagic Design mit dem ATEM Mini Pro springen. Peter Kaminski hat in Ausgabe 7-8.2020 ausprobiert, ob das gelungen ist.

Foto: Peter Kaminski

Streaming-Lösungen gab es bei Blackmagic Design schon vor dem ATEM Mini Pro. Aber für den ernsthaften professionellen Einsatz brauchte es hier mehr als die 720p, die sich bislang übertragen ließen. Im Segment der Videoswitcher war bisher der ATEM Mini das kompakteste Produkt. Auch er orientierte sich eher an den Bedürfnissen im Konferenzbereich. Für den professionellen Einsatz fehlte vor allem ein integrierter Multiviewer. Also nahm man bei Blackmagic Design den ATEM Mini, erweiterte ihn um einen solchen Multiviewer und implementierte eine Streaming-Engine sowie eine Recording-Funktionalität. Fertig war der ATEM Mini Pro! Von außen sieht man den Unterschied zwischen ATEM Mini und ATEM Mini Pro kaum, doch funktionell bietet der ATEM Mini Pro eben eine ganze Menge mehr.

Anwendungsprofile

Der ATEM Mini benötigte ja noch eine Streaming-Software wie OBS oder eine Web-Browser-Anbindung an den jeweiligen Streaming-Dienst und wurde auf der Rechnerseite als USB-Kamera eingebunden. Diese Möglichkeit existiert auch weiter beim ATEM Mini Pro. Darüber hinaus gibt es aber noch zwei weitere Anwendungsprofile. Der einfachste Weg ist der Einsatz ohne einen Rechner. Dazu muss man lediglich den Ethernet-Port des ATEM Mini Pro mit einem an das Internet angebundenen Router verbinden. Das Aufbauen des Streams zum Streaming-Dienst erfolgt in diesem Fall vom ATEM Mini Pro aus.

Es gibt aber noch eine dritte Variante des Betriebs. Im portablen Einsatz arbeitet man ja meistens mit einem Windows-Laptop oder einem MacBook und nicht überall steht ein Netzwerkkabelanschluss bereit. Der ATEM Mini und Mini Pro werden, wenn man sie steuern oder einstellen möchte, über eine Ethernet-Verbindung kontrolliert. Diese Verbindung kann man beim ATEM Mini Pro nun auch dazu nutzen, um den Streaming-Datenstrom an den Rechner zu übergeben, der diesen dann via WLAN an den an das Internet angebundenen WLAN-Router überträgt.


Konfiguration beim Netzwerk-Sharing

Es ist ein wenig kompliziert, unter Windows die Funktion des Netzwerk-Sharing zu aktivieren und konfigurieren, da sie etwas versteckt ist. Das ist aber nötig, wenn man den ATEM Mini Pro über einen PC und WLAN streamen möchte. Als Erstes sollte man sowohl ATEM Mini Pro als auch den WLAN-Adapter und den Ethernet-Adapter auf DHCP, also auf automatischen Bezug einer IP-Adresse und DNS, einstellen: „Netzwerk- und Interneteinstellungen“ dann „Adapteroptionen ändern“ und im Adapter über „Eigenschaften“ im Dialog „Internet Protokoll, Version 4“ wählen. Dann aktiviert man im WLAN-Adapter unter dem Reiter „Freigabe“ die entsprechende Option für die Mitnutzung an und wählt als Adapter den Ethernet-Port aus. Dann läuft‘s auch mit dem ATEM Mini Pro via WLAN!

Screenshot: Peter Kaminski

Bedienoberfläche

Der ATEM Mini Pro verfügt auf der Rückseite über zwei Mikrofoneingänge als 3,5-mm-Klinkenstecker sowie vier HDMI-Eingänge und einen HDMI-Ausgang. Außerdem gibt es dort neben einer USB-C-Schnittstelle einen Ethernet-Port. Der Anschluss für die Spannungsversorgung lässt sich über eine Verschraubung arretieren. Auf der Bedienoberfläche des kleinen Pultgehäuses befinden sich für die vier HDMI-Eingänge jeweils ein großer Auswähltaster sowie Tasten für Ton ein/aus, Pegelanpassung, Audio/Follow-Video-Funktion sowie ein Reset-Taster, um den Audiopegel wieder auf den Nominalwert einzustellen. Für die beiden Mikrofoneingänge, die auch höhere Eingangspegel vertragen und so auch für Audiozuspieler geeignet sind, gibt es jeweils ebenfalls On/Off-Tasten sowie Tasten für den Audiopegel.

Auf der rechten Seite befinden sich sechs Taster für Bild-in-Bild-Darstellung. Anzumerken ist, dass die Größe sich nicht anpassen lässt, sondern man lediglich die Position in einem der vier Quadranten auswählen kann.

Der Blackmagic Design ATEM Mini Pro hat die gleiche Größe wie der ATEM Mini, bietet aber deutlich mehr Funktionen. Foto: Blackmagic Design

Es gibt zwei Schaltbetriebsarten des ATEM Mini Pro: bei der ersten wird das Signal direkt bei Anwahl aufgeschaltet, bei der zweiten stehen ein Vorschau- und ein Programm-Bild zur Verfügung, zwischen denen man über den FTB- Taster hin- und herschalten kann.

So weit sind Atem Mini und Mini Pro identisch. Beim Mini Pro lässt sich nun über eine Taste jeder HDMI-Input auf den Ausgang legen, was sehr schön ist, um bei den Vor- bereitungen ein Vollbild einer Kamera zu sehen. Zusätzlich kann man entweder den Program Feed oder die Multiview-Darstellung für die Sendeabwicklung auf den Ausgang schalten.

Firmware und Software

Das bringt uns gleich zu einer Neuerung der Firmware beim ATEM Mini Pro, die mit der ATEM Control Software 8.2.2 eingeführt wurde. Damit lässt sich nämlich nun die Framerate der HDMI-Videoausgabe in den üblichen Formaten von 23,98 bis 60 Frames einstellen. Die Aufnahme direkt am ATEM Mini Pro ist über einen angeschlossenen USB-Stick oder ein USB-Harddisk-Laufwerk möglich. Blackmagic Design bietet die ATEM Control Software kostenfrei an. Sie ermöglicht Einstellungen und erweiterte Workflows für alle ATEM Switcher. Da diese sehr unterschiedliche Leistungsmerkmale aufweisen, sind die jeweils verfügbaren Einstellungen produktabhängig und werden grau dargestellt, wenn sie nicht verfügbar sind. Über die Software ATEM Setup lassen sich die Grundeinstellungen vornehmen, wie die Netzwerkeinstellungen oder die Betriebsart für die Aufschaltung auf den Program Feed. Über diese Software wird auch die Firmware des ATEM Mini Pro aktualisiert. Wenn ein Update verfügbar ist, wird es zum Download und zur Installation angeboten.

Das Register „Mischer“ in der ATEM Control Software erweitert die Funktionalität der physikalischen Oberfläche, indem dort Vorschau und Programm-Aufschaltung getrennt schaltbar sind und sich zusätzliche Quellen wie Testbilder und Farb-Stills aufschalten lassen. Zudem lässt sich der Übergang zwischen Vorschau und Programm mit einem virtuellen Fader manuell überblenden.

Für einen professionellen Eindruck beim Streaming sind Stills und Einspieler unverzichtbar. Die Software bietet die Möglichkeit, Still Pictures einzubinden und über Blackmagic HyperDeck auch Videozuspielungen durchzuführen. Am ATEM Mini Pro selbst kann man lediglich ein Still über Knopfdruck einblenden. Für die Auswahl anderer Still Pictures muss man deshalb die ATEM Control Software nutzen. Interessant ist, dass sich die Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K und 6K Modelle von der ATEM Control Software auch steuern lassen. So lassen sich sich zum Beispiel Weißabgleich, Helligkeitsanpassung und andere Parameter via Fernsteuerung durchführen. Die Anpassung und das Processing erfolgt dabei in den Kameras und nicht im ATEM Mini Pro. Daher steht diese Funktion auch nur für die aufgeführten Kameras zur Verfügung.

Auch wenn man es dem ATEM Mini Pro nicht auf den ersten Blick ansieht: Die Audiofunktionalität ist beachtlich. Es steht ein Audiomischer über die ATEM Control Software bereit, der neben einer Dynamikbearbeitung mit Gate, Limiter, Kompressor und Expander auch einen Equalizer mit vier vollparametrischen Bändern bereitstellt. Die beiden Kanäle der zwei analogen Eingänge und die HDMI-Audiokanäle lassen sich auf Wunsch auch individuell als einzelne Audiokanäle mischen.

Über das Register „Ausgabe“ lässt sich der Streaming-Dienst anwählen und der Übertragungsschlüssel eingeben und die Streaming-Bitrate über ein Auswahlmenü festlegen. Wichtig dabei ist, dass sich derzeit zwar nur die drei Streaming-Dienste YouTube, Facebook und Twitch im Auswahlmenü befinden. Aber über eine XML-Konfigurationsdatei lassen sich flexibel weitere Streaming-Dienste ergänzen.


Audio-Bug mit OBS: Erste Hilfe

Bei der Nutzung von OBS kann sich nach einer Weile unter Umständen der Ton deaktivieren. Das passiert dann, wenn man das Audio des ATEM Mini Pro von der Quelle „Videoaufnahmegerät“ nutzt, also für Bild und Ton nur eine Quelle einbindet. Dem lässt sich jedoch abhelfen. Man muss dazu ein Videoaufnahmegerät für das Bild nutzen, die Tonkanäle dort deaktivieren und den Ton separat über eine zweite Quelle einbinden, und zwar über eine „Audioeingabeaufnahme“. Die Pegelanzeige und den Fader des Audio vom Videoaufnahmegerät kann man dabei über das Einstellungs-Icon und „Ausblenden“ deaktivieren. Nicht vergessen: über „erweiterte Audioeinstellungen“ überprüfen, ob „Monitor und Ausgabe“ für die Audioeingabeaufnahme angewählt ist, damit man das Audio auch auf dem PC-Kopfhörerausgang hören kann und es auch auf dem Stream ausgegeben wird. Das Videoaufnahmegerät sollte man auf „Monitor aus“ stellen.

Screenshot: Peter Kaminski

Praxis

Den ersten Einsatz des ATEM Mini Pro hatten wir für beatvideo.de Mitte Mai bei einem Konzert der Band „Westwärts“ in Bremen. Dabei hat der ATEM Mini Pro einen ausgesprochen guten Eindruck hinterlassen. Die Handhabung des Geräts ist einfach und intuitiv möglich. Durch die Kompaktheit des Pultgehäuses gibt es natürlich Begrenzungen, weil die Tasten doch relativ klein und nah beieinander sind, aber daran gewöhnt man sich schnell. Das Streaming ohne jeglichen Rechner oder Software erfordert keine große Beschäftigung mit weiterer Technik, schränkt aber natürlich auch die Möglichkeiten bei der Zuspielung von Videos und Still Pictures sowie der Aufnahme des Videos in höherer Qualität ein. Hier kommt dann bei professionellen Produktionen relativ schnell die Software OBS ins Spiel, die aber auch ihre Tücken hat. Was mir fehlte: ein Kopfhörerausgang mit entsprechendem Ausgangspegel am ATEM Mini Pro. Die Kopfhörerverstärker in den PCs sind in der Regel und besonders bei der Aufnahme von Konzerten unbrauchbar für eine Beurteilung des Klangs. Hier muss man gegebenenfalls auf einen HDMI Audio Extractor und einen externen Kopfhörerverstärker ausweichen.

Zum Audio noch die Anmerkung, dass die Zuführung am besten über eine der angeschlossenen Kameras via HDMI zum ATEM Mini Pro erfolgt. Dies vermeidet einen Versatz zwischen Ton und Bild, der sich im ATEM Mini Pro nicht korrigieren ließe.

Der Einsatz der Blackmagic Pocket Cine Camera 4K als mobile Kamera beim Konzert hat sich sehr bewährt, denn der Kameramann bekommt ein optisches Signal, dass er On- Air ist. Auf die Veränderung der Kameraeinstellungen via Remote von der Control Software aus haben wir bei dem Konzert verzichtet, denn beim Szenenwechsel im Sekundentakt bleibt einem dafür am Regieplatz überhaupt keine Zeit. Für etwas ruhigere Events wäre das aber sicherlich auch eine interessante Möglichkeit.

Fazit

Der ATEM Mini Pro hätte zu keinem besseren Zeitpunkt erscheinen können. Und die Bewertung des Mischers fällt nicht schwer. Sicherlich könnte man sich noch die eine oder andere Funktion wünschen, wie etwa einen internen Mediaplayer auch für Videos und Anwahl von mehr Media-Quellen auf der Bedienoberfläche des ATEM Mini Pro. Aber deren Fehlen kann man verschmerzen. Mit einem Preis von 675 Euro ist der ATEM Mini Pro einer der preiswertesten Video-Switch-Lösungen mit integrierter Streaming-Engine und absolut praxistauglich. Das, was sich alle beim ATEM Mini gewünscht haben, hat Blackmagic beim ATEM Mini Pro integriert. Hier hat Blackmagic Design offenbar wirklich auf den Anwender gehört! Der ATEM Mini Pro ist ein durch und durch gelungenes Produkt für das mobile Streaming in Full-HD-Qualität, das ohne Frage sein Geld wert ist.

Die rückseitigen Anschlüsse des Blackmagic Design ATEM Mini Pro. Foto: Blackmagic Design

[12821]

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.