Der SKP-Aufstecksender für das Sennheiser EW-DP-System im Test
Vielkönner
von Sven Kubeile,
Für das Sennheiser EW-DP-System ist nun auch der dazu passende XLR-Aufstecksender erhältlich. Wir konnten bereits ein Vorserienmodell testen und stellten den EW-DP SKP einem Tonmann zur Verfügung, der sich damit auf Dreh begab. Wie also hat sich der Sender geschlagen?
Das Sennheiser EW-D-System hat weiteren Zuwachs bekommen und ist damit vorerst komplett. Abgesehen von In-Ear-Monitoring-Systemen ist nun alles, was es für das EW-G4-System gab, auch für den digitalen Nachfolger verfügbar. Die letzte Komponente ist der XLR-Aufstecksender EW-DP SKP, der auf der NAB Show im April vorgestellt und danach noch um einige Funktionen erweitert wurde, die Sennheiser wiederum auf der IBC in Amsterdam vorstellte. Beim Erscheinen dieses Hefts ist der Sender im Handel erhältlich – wir zeigen schon jetzt, was er kann.
Hier noch mal ein kurzer Rundown zum EW-DP-System: Dabei handelt es sich um den Nachfolger des analogen EW-Systems von Sennheiser. Die Vorteile des volldigitalen UHF-Funksystem liegen unter anderem in einem sehr hohen Dynamikumfang, der einfachen Bedienung auch über eine App und einem durchaus attraktiven Preis. Im Gegensatz zu einigen anderen Systemen mit Ladecases richtet sich EW-DP eher an semiprofessionelle und professionelle Nutzerkreise. So lassen sich etwa auf der Handkeule nahezu alle Sennheiser- und Neumann-Kapseln nutzen.
Aufstecksender EW-DP SKP
Der neue EW-DP SKP hat ein ähnliches Erscheinungsbild wie der Aufstecksender des analogen Systems, jedoch kommt er mit einem deutlich moderneren und zurückhaltenden Design daher. Auf der Oberseite befindet sich der XLR-Anschluss, an dem sich das Mikrofon mithilfe einer Überwurfmutter fixieren lässt. Auf der Unterseite befinden sich eine Reihe von Schaltern und weitere Anschlüsse. Neben On-Off findet sich auch ein Mute-Switch, ein Button für die 48-V-Phantomspeisung für Kondensatormikrofone, einen Pair- und ein Record-Knopf auf der Unterseite. Außerdem ist dort ein Micro-SD-Slot, über den interne Aufnahmen möglich sind. Sollte kein XLR-Mikrofon ins Funksystem eingebunden werden oder kein weiterer Taschensender zu Hand sein, gibt es dafür einen EW-DP SKP verschraubbaren EW-Klinkenstecker, über den Mikrofone wie das Sennheiser MKE Essential angeschlossen werden können. Einstellungen, die man nicht direkt am Gerät vornehmen kann, lassen sich in der Smart Assist App einstellen. Hier lassen sich auch mehrere Systeme gleichzeitig überwachen.
Die Stromversorgung erfolgt beim Aufstecksender wie bei allen Sendern der EW-D-Serie entweder über zwei AA-Batterien oder durch die Sennheiser-Akkupacks BA 70. Die Haptik des neuen Empfängers ist gut. Alles wirkt hochwertig verarbeitet. Die Verwendung von Kunststoff ist sinnvoll, damit der Sender bei der Verwendung an einer Angel nicht zu sehr nach vorne zieht. Vom ersten Eindruck her darf der Sender gerne mit auf professionelle Drehs.
Neue Features
Bereits von Beginn an verfügte der Aufstecksender über einen Micro-SD-Steckplatz und ein internes Recording in 24 bit. Das Entwickler-Team um Tobias von Allwörden hat sich danach aber noch zwei wesentliche Features überlegt: Das System bietet nun einen Dynamikumfang von 134 dB, was es im Alltag nicht nötig macht, den Gain einzustellen. Um diesen Dynamikumfang einfangen zu können, fügte der Hersteller noch die Möglichkeit einer 32-Bit-Aufnahme hinzu. Dadurch kann man den Sender getrost an beispielsweise ein Mischpult anschließen und den FoH-Ton ohne Pegeln und vor allem ohne Angst, die Datei zu clippen, aufnehmen. Das macht den EW-DP SKP nicht nur als reinen Sender tauglich, sondern auch als alleinstehenden, kleinen XLR- Recorder, der direkt am Mikrofon befestigt werden kann. Ein weiteres Feature ist ein abschaltbarer Low-Cut-Filter, der das System durch die klare digitale Übertragung und den linearen Frequenzgang sowie dem hohen Dynamikumfang auch für Messanwendungen kompatibel macht. Aktuell lieferbare Modelle haben diese Features noch nicht. Sie müssen erst über ein Firmware-Update via Smart Assist App ergänzt werden.
Praxis
Über das EW-D und EW-DP-System haben wir zwar schon berichtet, jedoch versuchen wir nun, einen Blick auf das Gesamtsystem zu werfen, haben unsere Teststellung daher Jonas Pardeyke für einige Drehs mitgegeben und ihn nach seinen Erfahrungen mit dem System gefragt. Er studierte Audio Engineering, ist aber heute als vielseitiger Medienmacher für TV- und Contentproduktion tätig. Doch zunächst eine Übersicht, was er für uns getestet hat: Mit dem Sennheiser MKH 416, dem Klassiker unter den Filmtonmikrofonen, dem Aufstecksender EW-DP SKP mit Empfänger sowie dem Ansteckmikrofon MKE Essential und einem weiteren Taschensender war er für alles gerüstet und blieb bei seiner Aufzeichnungsstrecke auf unseren Wunsch hin innerhalb des Sennheiser Line-ups.
„Normalerweise habe ich ein deutlich teureres Schoeps CMIT 5 an der Angel. Das MKH 416 hat mich aber überrascht und überzeugt. Es löst besonders in den Höhen sehr schön auf, hat eine für viele Anwendungsbereiche ausgewogene Richtcharakteristik und ein nicht wirklich hörbares Eigenrauschen“, so Jonas Pardeyke. Einsetzen wollte er das System für ein Agentur-Projekt, bei dem unter anderem ein Interview mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf freiem Feld gedreht werden sollte. Habeck sagte zwar kurzfristig ab, gedreht wurde aber trotzdem. Zunächst musste Pardeyke realisieren, dass er noch nie per Funkstrecke in seinen Tonrecorder eingespeist hatte. Ein Kabel schien immer sicherer und eine höhere Qualität zu liefern als etwa ein analoges Funksystem. Vom EW-DP SKP ist er begeistert: „Es macht klanglich keinen Unterschied, ob ich ein Kabel verwende oder den SKP. Es war aber sehr angenehm, nicht ständig auf mein Kabel achten zu müssen.“ Außerdem berichtet er, er habe bei einem anderen Dreh kurzfristig zusätzlich zum EW-DP-System noch ein hochpreisiges analoges Funksystem verwenden müssen. Der Unterschied sei trotz der Verwendung von vergleichbaren Ansteckern von Sanken enorm gewesen. Das System des anderen Herstellers habe im Vergleich zu Sennheisers Digitalsystem so geklungen, als habe man einen Teppich über den Anstecker gelegt.
Auf der Veranstaltung, am Rande derer auch Interviews gedreht werden sollten, stellte sich auch die Smart Assist App als besonders hilfreich dar. Einige Kollegen von anderen TV- Sendern wussten nämlich nicht auf die Frage der Veranstaltungstechniker vor Ort zu antworten, auf welcher Frequenz sie gerade arbeiteten. Ein Blick in die Smart Assist App half dabei und sorgte dafür, dass das Funksystem ganz einfach einen freien Bereich im Spektrum finden und nutzen konnte. [15392]